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Neun Tage Koenigin

Neun Tage Koenigin

Titel: Neun Tage Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Meissner
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Helium gefüllte Luftballons befestigt, und überall standen Vasen mit dunkellila Rittersporn, Iris und Orchideen. Die Dekoration erstreckte sich auch über das Esszimmer hinaus auf die Terrasse hinter dem Haus, wo sich die üppige Fülle von Lila, Koralle und Gischtgrün fortsetzte.
    Leslie beugte sich zu mir hinüber und flüsterte mir zu, dass dies ohne die Luftballons ein perfektes Ambiente für einen ziemlich eleganten Leichenschmaus wäre.
    Meine Mutter hatte die Hände in die Hüften gestemmt, während sie zuschaute, wie ich die Dekosachen für den Geburtstag hereinbrachte. Mein Vater hatte inzwischen meine kleine Übernachtungstasche in mein altes Zimmer gebracht.
    „Und?“, fragte sie. „Fehlt noch was?“
    „Es sieht … toll aus, Mama. Ich finde nicht, dass noch etwas fehlt. Wirklich. Es sieht fantastisch aus“, meinte ich.
    „Ach, ich weiß nicht“, antwortete sie, als wolle sie unbedingt eine gegensätzliche Meinung hören.
    „Hey, Mama, Jane und ich gehen gleich noch ein bisschen shoppen, und danach wollen wir uns den Rest von Todds Baseballspiel ansehen“, verkündete Leslie und griff nach meinem Arm.
    Meine Mutter drehte sich zu uns um und zog eine Augenbraue hoch.
    „Sollen wir noch irgendwas für die Party mitbringen?“, fügte Leslie noch rasch hinzu.
    „Ihr geht shoppen? Wieso denn das, Leslie, wo du doch heute Geburtstag hast? Die Gäste bringen schließlich Geschenke mit. Wieso musst du denn da auch noch shoppen gehen?“
    „Vielleicht möchte ich ja heute Abend auf der Party eine neue Bluse tragen. Etwas, das zum … Farbkonzept passt.“
    „Ich dachte, du würdest Weiß tragen. Du hast mir doch gesagt, du würdest Weiß tragen.“
    „Ach ja, und außerdem wollten wir noch bei David Longmont vorbeischauen. Jane hat einen neuen Ring!“ Leslie hielt meiner Mutter meine Hand hin, und ohne es zu wollen, verkrampfte ich mich auf der Stelle.
    Meine Mutter warf einen Blick auf den Ring. „Hat Brad dir den geschenkt?“
    „Nein, den habe ich für den Laden gekauft.“
    „Hmm, sieht irgendwie überladen aus. Wo hast du den denn aufgetrieben?“
    „Den habe ich versteckt zwischen ein paar Büchern gefunden, die mir Emma zum Durchschauen geschickt hat. Er könnte möglicherweise sehr alt sein.“
    „Ihr Name steht drauf“, sagte mein Vater, der in diesem Augenblick aus der Diele ins Esszimmer kam.
    „Ihr Name steht drauf?“, hakte meine Mutter mit distanzierter Neugier nach.
    „Ja, der Name ,Jane‘ ist eingraviert.“ Ich nahm den Ring ab und gab ihn meiner Mutter. Sie musste die Augen zusammenkneifen, um die Inschrift lesen zu können.
    „Ist das nicht cool?“, fragte Leslie.
    „Ich kann es nicht lesen. Es ist zu klein. Und was sind das noch für Worte? Sie sehen seltsam aus.“
    „Das ist Lateinisch.“ Ich griff nach dem Ring. Mir war nicht danach, ihr die Worte zu übersetzen.
    „Was ist nun – sollen wir noch irgendwas für die Party mitbringen?“, fragte Leslie, die mein Unbehagen zu spüren schien.
    Meine Mutter gab mir ganz langsam den Ring wieder zurück. „Wieso glaubst du, dass er so alt ist?“
    Ich steckte mir den Ring wieder an den linken kleinen Finger. „Weil ich ihn im Einband eines dreihundert Jahre alten Gebetbuches gefunden habe.“
    „Also siebzehntes Jahrhundert … guter Gott! Wieso um alles in der Welt trägst du ihn dann, Jane?!“, rief sie.
    „Eis? Servietten? Sonst irgendwas?“, fuhr Leslie völlig unbeeindruckt fort.
    „Damit sie genau weiß, wo er ist“, antwortete mein Vater an meiner Stelle und wollte an uns vorbei in die Küche gehen, doch Leslie hielt ihn auf.
    „Todd hat unseren Wagen genommen, Papa. Können wir deinen haben?“
    Er zögerte kurz, griff dann aber in seine Hosentasche, holte die Schlüssel heraus und gab sie ihr. „Parkt bitte im Schatten, wenn’s geht.“
    Leslie nahm die Schlüssel und ging zur Haustür.
    „Seid aber bitte auf jeden Fall spätestens um fünf zurück, damit ihr euch noch frisch machen könnt“, rief unsere Mutter uns noch nach. „Und nehmt Sonnenschutz für die Kinder mit.“ Sie war uns gefolgt. Als Leslie die Haustür öffnete, stand meine Mutter direkt hinter mir und berührte mich am Ellbogen.
    „Warum kannst du denn nicht auch noch Sonntagnacht hierbleiben, Jane? Wo doch Brad gar nicht zu Hause ist. Dein Vater und ich möchten gern mit dir reden.“
    Leslie murmelte irgendetwas Unverständliches, trat aus dem Haus auf die Veranda und ging von dort aus weiter zur Garagenauffahrt, wo das

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