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Neun Tage Koenigin

Neun Tage Koenigin

Titel: Neun Tage Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Meissner
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gewesen, die mir später geraten hatte, meine Zeit lieber nicht damit zu vergeuden, mich zu fragen, was wohl wer an jenem Tag gesagt haben könnte. Und es sei doch auch durchaus möglich, dass er gar nichts in dieser Richtung gesagt hätte.
    „Brad ist ein stiller Intellektueller, der sehr viel mehr denkt, als er redet. Das war schon immer so. Deshalb hast du dich doch auch in ihn verliebt“, hatte sie gesagt. Ich hatte sie zwei Tage, nachdem Brad ausgezogen war, angerufen und ihr erzählt, was passiert war.
    „Mach dich nicht verrückt mit der Frage, warum er eine Auszeit von dir braucht, Jane“, hatte sie fortgefahren. „Das macht nicht besonders anziehend, und das ist auch nicht der Grund, weshalb er sich in dich verliebt hat.“
    „Und woher willst du wissen, weshalb er sich in mich verliebt hat?“ Erst als ich es wagte, ihr diese Frage zu stellen, wurde mir vielleicht zum allerersten Mal klar, dass das genau die Frage war, die ich auch mir stellte, seit Brad mir damals einen Antrag gemacht hatte.
    Leslie hatte wie aus der Pistole geschossen geantwortet: „Weil du zuverlässig warst und züchtig und ernsthaft und weil du diesen eleganten Audrey-Hepburn-Look hattest.“
    „Zuverlässig?“ Ich wusste nicht, ob ich das als Beleidigung oder als Kompliment auffassen sollte. „Du willst also sagen, dass er sich in mich verliebt hat, weil ich zuverlässig war?“
    „Ja, zuverlässig. Natürlich zuverlässig. Er stand wahrscheinlich genauso unter Druck wie du, eine passende Ehepartnerin zu finden, bevor er mit dem Studium fertig war. Wo sonst als auf dem College können sich denn ein gutaussehender Intellektueller wie er und eine züchtige Frau wie du kennenlernen und beschließen, dass sie heiraten und Kinder kriegen wollen?“
    „Niemand hat Druck auf mich ausgeübt, einen Ehemann zu finden“, hatte ich gerufen, gleichzeitig aber gemerkt, dass ich rot wurde. Meine Eltern hatten mir am Tag meines Highschool-Abschlusses gesagt, das College sei für ein eher zurückhaltendes Mädchen wie mich der beste Ort, um den Mann fürs Leben zu finden. Der Druck, den meine Eltern ausübten, kam zunächst immer eher wie Fürsorge daher.
    „Doch, du standest unter Druck“, hatte sie mir widersprochen.
    „Du denn nicht?“ Aber das hatte ich ohne große Überzeugung gesagt. Die Erwartungen meiner Eltern an Leslie waren genauso hoch gewesen wie die an mich. Aber Leslie hatte diesem Druck widerstanden und ihm nicht nachgegeben. Und als wir jetzt im Auto meines Vaters davonfuhren, war mir klar, dass sie auch weder meine Eltern noch sonst jemanden brauchte, um Entscheidungen, die sie traf, zu bestätigen. Oder sie sogar für sie zu treffen.
    Und das war auch noch nie so gewesen.
    Leslie beschloss, unsere Planung umzuwerfen und erst Eis essen zu gehen, bevor wir David Longmond aufsuchten. Während wir unser Eis löffelten, gratulierte sie mir dazu, dass ich es gewagt hatte, meine Mutter daran zu erinnern, dass sie nicht das Recht hatte, sich in das Leben anderer einzumischen.
    Ich empfand jedoch absolut kein Triumphgefühl, sondern hätte am liebsten meine Mutter angerufen, um mich bei ihr zu entschuldigen.
    „Aber wofür denn entschuldigen?“, fragte meine Schwester verständnislos.
    „Ich glaube, ich habe dadurch ihre Gefühle verletzt.“
    „Aber sie verletzt deine doch ständig. Findest du nicht, dass sie ab und zu mal am eigenen Leib erfahren muss, wie sich das anfühlt?“
    „Aber sie tut es doch nicht absichtlich.“
    „Aber sie trifft absichtlich ständig Entscheidungen für dich. Wenn du unbedingt willst, dass sie das auch weiterhin tut, dann ruf sie an.“
    Ich stocherte in meinem Eis herum.
    „Hör mal, Jane, es tut mir leid. Die Art und Weise, wie sie … das macht mich einfach wütend. Es ist, als hätten die beiden immer noch Angst, wir könnten ein schlechtes Licht auf sie werfen. Das ist albern und macht mich wahnsinnig.“
    Ich hielt abrupt inne, sodass der Löffel zwischen Eisbecher und Mund schwebte, als ich begriff, was Leslie da gerade gesagt hatte. Dieser Gedanke war mir noch nie gekommen. Meine Eltern machten sich Gedanken darüber, welches Licht die Zukunft meiner Ehe auf sie selbst werfen würde.
    Auf die Wahl, die sie für mich getroffen hatten.
    Brad.
    David Longmond begutachtete den Ring durch die dicke Linse einer Lupe, die er wie eine Motorradbrille um den Kopf trug. Lockige Haarbüschel, die eher an weiße Watte erinnerten, standen ihm zu beiden Seiten oberhalb des Brillengummis vom

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