Neun Tage Koenigin
war zur selben Stunde wie Jane ebenfalls verlobt worden, und jetzt war das Mädchen ganz aufgeregt wegen seiner Garderobe für die Zeit bis zur Hochzeit.
„Hat Jane es dir schon erzählt?“, sprudelte es aus ihr hervor, als ich an dem Morgen, nachdem die schlechten Neuigkeiten im gesamten Haus die Runde gemacht hatten, ihr Zimmer betrat.
Ich hatte einen Knicks gemacht und antwortete: „Ja, Mylady.“
„Ist das nicht aufregend?“
„Ja, in der Tat, Mylady.“
„Hast du Lord Herbert schon einmal kennengelernt? Er ist älter als ich, weißt du, schon neunzehn, aber er sieht ziemlich gut aus, findest du nicht auch?“
Ich war Lord Herbert noch nie begegnet, aber ich wusste, dass er der Sohn des Grafen von Pembroke war und dass Katherine ihn kaum kannte. Gerüchten unter den Bediensteten zufolge war die Verlobung von Lady Katherine genau wie die von Jane ein hastig in die Wege geleiteter politischer Schachzug.
„Ja, Mylady“, war daher alles, was ich darauf entgegnen konnte.
„Könntest du bitte diese Nähte auslassen, Lucy?“, fragte Katherine und zeigte mir ein pfirsichfarbenes Mieder aus Satin und Pelz. „Es ist zu eng für mich, jetzt, da ich eine Frau bin!“
Sie drückte ihre noch winzige Mädchenbrust heraus, und ich antwortete ihr, es sei mir ein Vergnügen, die Nähte auszulassen, und ob ich zu diesem Zweck ihre Maße nehmen dürfe.
„Jane ist gar nicht glücklich“, plapperte sie, während sie die Arme hob, damit ich Brust- und Taillenumfang messen konnte. „Aber ich nehme an, das ist dir bekannt, oder? Dabei bräuchte sie gar nicht so verdrossen zu sein. Wenn du mich fragst, ist Guildford der bestaussehende Mann in ganz London, und er hat schon seit Langem ein Auge auf sie geworfen.“
Ich wusste nicht, inwieweit Jane damit einverstanden gewesen wäre, dass ich ihre Verlobung mit ihrer Schwester erörterte, aber ich wollte nicht weiter zu allem, was sie vorbrachte, immer nur „Ja, Mylady“ sagen. Jane hatte wirklich ein bisschen Mitgefühl von ihrer Familie verdient, besonders von Katherine.
„Sie hat eben jemand anderen gern“, wagte ich mich also vor.
Katherine, die mit dem Rücken zu mir stand, drehte den Kopf zu mir um und sagte: „Meinst du Edward Seymour? Eigentlich wollte ich Edward heiraten, und das hat sie auch ganz genau gewusst. Hat sie dir das nicht erzählt? Ich war schon in Edward verliebt, bevor sein Vater all die Schwierigkeiten bekam. Lange vorher.“
Jane hatte Katherines Schwärmerei für Edward nie erwähnt. Das sah ihr ähnlich. Ich sagte nichts dazu.
„Aber die Seymours stecken ja wirklich in allergrößten Schwierigkeiten“, fuhr Katherine fort. „Ich wage zu behaupten, dass sie sich davon nie wieder erholen werden. Und wenn ich Edward nicht bekommen kann, dann kann ich von Glück sagen, dass Lord Herbert mich nimmt, und Jane hat noch mehr Glück, mit Guildford verlobt zu werden. Sein Vater ist Berater Seiner Majestät. Hast du das gewusst?“
„Ja, Mylady. Er ist in der Tat ein mächtiger Mann.“
„Oh!“, rief Katherine plötzlich und drehte sich wie ein Wirbelwind zu mir um. „Hast du schon gehört, dass Seine Majestät unsere Hochzeitskleider nähen lässt? Janes und meines? Ist das zu glauben? Und wir werden am selben Tag heiraten, und zwar in Durham House.“
Mir sank der Mut, als Katherine das sagte, obwohl ich mir ohnehin keine Hoffnungen gemacht hatte, Janes Brautkleid nähen zu dürfen.
„Wann werdet Ihr denn heiraten?“, erkundigte ich mich, da keiner der Bediensteten den Tag erfahren hatte.
„Am Pfingstsonntag, also in drei Wochen!“, antwortete sie fröhlich.
Dabei sank mir das Herz bis zu den Füßen. Nur noch drei Wochen.
Katherine plapperte munter weiter, während ich mich daranmachte, die Nähte des Mieders aufzutrennen, sie auszulassen, anzupassen und dann wieder zu schließen. Sobald ich damit fertig war, erkundigte ich mich, ob ich sonst noch etwas für die Lady tun könne, und ich betete, dass das nicht der Fall sein möge.
Ich war dankbar, dass sie mich tatsächlich entließ und ich wieder hinauf in meine Dachkammer gehen konnte, um darauf zu warten, dass Jane mich rufen ließ, was an diesem Tag bisher noch nicht geschehen war. Während ich wartete, schrieb ich einen Brief an Nicholas und berichtete ihm von den jüngsten Ereignissen. Ich hatte immer noch keine Ahnung, was ich in Bezug auf meine Anstellung zu erwarten hatte. Außerdem schrieb ich meinen Eltern, dass ich wahrscheinlich Ende Mai, also einen Monat vor
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