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Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)

Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)

Titel: Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meira Pentermann
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entgegenbrachte, vermutete Leonard, dass es auf jeden Fall einen Versuch wert war. Er fragte sich, ob es in dem Raum wohl irgendwelche elektronischen Bauteile geben würde, mit denen er eine neue Zeitmaschine entwickeln könnte. Bilder von Schaltplänen und andere Ideen spukten ihm durch den Kopf, während er über diese Möglichkeit nachdachte. Der Aufzug öffnete sich und er betrat zögerlich den Korridor. Wenn ich einen Stasi–Satelliten bauen kann, dann kann ich sicherlich auch eine neue Zeitmaschine zusammenbasteln. Seine Schritte wurden immer schneller, als er sich seine Freiheit vorstellte, mit der traurigen Realität seiner Situation konfrontiert stockte ihm dann jedoch der Atem. Selbst wenn ich irgendwelche Bauteile finde, wie zum Teufel soll ich sie denn hier rausbekommen? Er schüttelte den Kopf und lief weiter.
    Als Leonard an der geheimnisvollen Tür angekommen war, betrachtete er aus einiger Distanz die Unmengen an Sicherheitsvorkehrungen, welche sie schützten. Kartenlesegerät, Netzhaut–Scan, Passwort, gefolgt von einem weiteren Kartenlesegerät. Das hatte er bereits gewusst, seine Hände zitterten dennoch. Nach kurzem Zögern machte er einen Schritt nach vorn.
    Kartenlesegerät. Kein Summen.
    Netzhaut–Scan. Leises Piepen.
    Passwort. Die Schranke ging nach oben.
    Kartenlesegerät. Die große Doppeltür öffnete sich langsam und schwang von Leonard weg in den dunklen Korridor hinein.
    Er schlich vorsichtig und auf Zehenspitzen den Korridor hinunter. Am Ende des Gangs war ein irritierendes, blaues Licht zu sehen. Bald befand sich Leonard in einem großen Raum voller Computer, vor denen gebannt Menschen mit Kopfhörern saßen. Es gab keine Arbeitskabinen, stattdessen mehrere, auf schmalen Tischen nebeneinandergereihte Computer, vor denen mindestens zweihundert Mitarbeiter auf kleinen Drehstühlen saßen. Etwas erhöht, weit entfernt in einer Ecke, überblickte ein unbesetzter Posten mit Plexiglasfenstern den Schauplatz wie eine Art Wachturm.
    Leonard schlenderte langsam zu der Kabine hinüber. Keine der Drohnen schien ihn zu bemerken. Der Eingang des kleinen Raumes war mit Netzhaut–Scan und Kartenlesegerät gesichert. Leonard führte die übliche Prozedur durch und die Tür öffnete sich mit einem Klick. Als er drin war, sah er sich in der Wachstation um. Der kleine Raum bot Platz für zwei, vielleicht sogar drei Personen, wenn sie eng zusammen rutschten, und beinhaltete einen Computer auf einem großen Arbeitstisch. Um den Bildschirm zu sehen, musste der Computernutzer stehen. Durch das Plexiglas hindurch konnte man deutlich die gesamte Abteilung samt allen Mitarbeitern erkennen; ihre Monitore leuchteten wie Laternenreihen.
    Leonard rüttelte an der Maus und ein blasslila Bildschirm erwachte zum Leben. Er klickte auf den System –Verweis, um seinen Standort innerhalb des Netzwerks zu ermitteln. Er lächelte über seine eigene Gewieftheit und klickte auf Zurück zu WLN01 und landete so im lila Menü. Die obere rechte Ecke machte ihn neugierig. Drei Suchoptionen lockten ihn. Nachname, Vorname, Ortungsnummer. Leonard tippte einige Male mit dem Finger auf den Tisch und gab schließlich McGinnis ein. Thomas McGinnis war der Einzige, der als Suchergebnis angezeigt wurde, also wählte Leonard seine Akte an. Ein Bildschirm, der identisch mit dem von den Primärzielen war, öffnete sich.
    Ein eher weniger fotogener Mann, Thomas McGinnis, blickte Leonard mit finsterer Miene entgegen. Die Anmerkungen zu Thomas umfassten nur eine Zeitspanne von einem Monat und waren drei Jahre alt. Seine täglichen Aktivitäten waren ziemlich ereignislos. Die Seiten waren gefüllt mit Bemerkungen wie ging zum Spirituosenladen, hatte zwei Freunde zum Fußballschauen zu Besuch, blieb den gesamten Tag zuhause . Abschließend stand in dem Bericht: Keine ungewöhnlichen Aktivitäten. Hat Stehlen gewählt. Sonst politisch inaktiv. Starttermin für den 1.Dezember ansetzen.
    Leonard schloss die Akte und wollte eigentlich seinen eigenen Namen eingeben, ihn überkam jedoch plötzliche eine innere Unruhe. Er loggte sich schnell aus, ohne darüber nachzudenken, welche Konsequenzen diese Handlung haben könnte. Es waren nur noch die Wörter Benutzername und Passwort auf der Standard–Anmeldeseite des WLN01 zu sehen.
    Ein pummeliger, schwitzender Mann kam in den kleinen Raum und entschuldigte sich. „Tut mir leid. Ich habe vergessen, mich abzumelden. Wird nicht wieder vorkommen“, stammelte er. „Ich fühle mich nicht so gut und bin

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