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Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)

Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)

Titel: Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meira Pentermann
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nicht zugehört? Ich habe dir doch erzählt, dass die Grenzen während des Nationalen Notstandes geschlossen wurden.“
    „Ich dachte, du redest von den US–Grenzen. Aber du hast Grenzen um die Stadt herum gemeint?“
    „Landesweit haben etwa zweihundert Städte Grenzen um sich herum.“
    Leonard war fassungslos.
    „Entschuldige, ich weiß, wie erdrückend das für dich sein muss.“
    „Schon gut. Was hast du vorhin gesagt? Ich soll mit Natalia zu ihrem Geburtstag an all diese Orte fahren?“ Leonard wollte ein guter Vater sein. Er wollte Natalia zuliebe alles richtig machen.
    „Naja, eigentlich schon, aber—“ Sie hielt plötzlich nervös inne.
    „Du hattest gar nicht vor, mir das Benzin zu geben, oder?“, fragte Leonard ruhig.
    Alina wurde rot und stammelte: „Ich… äh. Ich hatte noch nicht alles komplett durchdacht. Ich wollte mindestens zehn Gallonen beiseiteschaffen, damit wir es locker bis nach Grand Junction schaffen würden. Dort gibt es eine freie Gemeinde—“
    „An die die Verfassungsschützer nicht rankommen?“
    „Nach dem, was ich so gehört habe, soll sie ziemlich befestigt sein.“
    Leonard neigte den Kopf zur Seite, während er diese Möglichkeit abwog. Dann runzelte er mit der Stirn. „Wie sollen wir nach Grand Junction kommen, wenn die VMIS–Mitarbeiter das Benzin in unserem Tank abmessen? Du kannst noch so viele Rationen sparen, wenn du das Benzin nicht mitnehmen kannst, bringt dir das gar nichts.“
    Alina grinste triumphierend.
    „So wie’s aussieht, hast du dir schon was ausgedacht“, sagte Leonard lächelnd. „Warum weihst du mich nicht in das Geheimnis ein?“
    Sie sprang theatralisch aus ihrer sitzenden Position auf und ließ erneut eine Hand über dem leeren Kofferraum schweben. Grinsend sprang sie hinein und fummelte in den hinteren Ecken herum. Nach ungefähr einer Minute klappte sie die Rückwand auf und es kam ein Geheimfach zum Vorschein, in dem sich zwei Benzinkanister à fünf Gallonen, zwei grünbraune, eng zusammengerollte Schlafsäcke und zwei Rucksäcke befanden; ein größerer Platz in einer Ecke war noch frei.
    „Für Kleidung und Hygieneartikel“, erklärte sie. „In den Rucksäcken sind zwei Thermo–Kapuzenpullis, die mir Dad gegeben hat, bevor er weggezogen ist, und jeweils eine Wasserflasche und Wasseraufbereitungspakete. Außerdem habe ich nach und nach unsere Ersparnisse zusammengesammelt. Eine beträchtliche Menge habe ich schon in das Futter der Schlafsäcke eingenäht.“ Sie strich sich mit einer Hand durchs Haar und starrte nach oben. „Ich werde noch ein paar neue Müsliriegel in die Rucksäcke packen und ein Dutzend EPas—“
    „EPas?“
    „Einmannpackungen.“
    „Oh, stimmt.“
    „Verdammt, Leonard, du bist doch beim Militär.“
    „Ich bin ein Techniker, der am Schreibtisch arbeitet und zum Mittag matschige Sandwiches isst.“
    „Eines Tages wirst du diese matschigen Sandwiches vielleicht noch vermissen.“
    Er lachte in sich hinein und beugte sich nach vorne, um den Einbau genauer in Augenschein zu nehmen. „Ich kann nicht glauben, dass du da so viel reinbekommen konntest.“
    Alina fummelte an den Seiten des Kofferraums herum und brachte zwei weitere, sehr viel schmalere Fächer zum Vorschein, die bis oben hin mit verzehrfertigen und vakuumversiegelten Mahlzeiten gefüllt waren.
    „Unglaublich“, flüsterte Leonard.
    „Zur besonders sicheren Verwahrung habe ich einige Landkarten in die Innenseite meiner Handtasche eingenäht. Wenn wir für einen Tagesausflug mit detaillierten Karten antanzen, fällt das sicher auf. Und ich muss noch leistungsstarke Taschenlampen besorgen. Jetzt, wo die Verfassungsschützer alle Lampen konfiszieren, sind Taschenlampen ziemlich schwer zu bekommen.“
    „Wie hast du das nur alles gemacht?“
    „Es gibt da einen Kerl namens Max im Guilder–Projekt. Er hilft Flüchtlingen bei allen möglichen Sachen. Geheimfächer und gefälschte Ausweise sind seine Spezialität.“
    „Er lebt im Guilder–Projekt?“
    „Ja. Genau genommen standen wir schon an der Treppe zu seiner Wohneinheit.“
    Leonard nickte anerkennend. „Du hattest also doch immer ein Ziel im Auge, als wir spazieren gingen.“
    „Ich dachte einfach, dass das Gebäude relativ sicher sein müsste. Genau weiß man es nie. Ich meine, er hat ja auch Nachbarn und so, aber ich halte mich lieber da auf als vor irgendeiner anderen Haustür.“
    „Leuchtet ein.“ Er beugte sich in den Kofferraum und sah sich Max’ Geheimfächer genauer

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