Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)
beruflichen Routine vor, korrigierte Leonards Haltung und drehte seinen Kopf zur Seite, damit ein Ohr und das gesamte Gesicht auf dem Foto zu sehen waren.
„Dafür muss ich ziemlich viele Beziehungen spielen lassen“, sagte Max. „Was bietest du mir im Gegenzug an? Kannst du das Ganze für mich ein wenig interessanter machen?“
Alina dachte einen Augenblick nach. Dann steckte sie eine Hand in ihre Tasche und zog einen Schlüssel heraus. Sie hielt ihm den Schlüssel hin und wackelte damit in der Luft herum. „Sobald wir weg sind, nimm dir, was du willst.“
Max hantierte mit der Kamera und richtete sie auf Leonard. Alina schob sich vor das Gerät und hielt Max demonstrativ die Schlüssel vor das Gesicht.
Er sah sie nachdenklich an. „Bist du sicher?“
„Wir werden davon eh nichts mehr brauchen. Wir haben nicht vor, wiederzukommen.“
Er grinste und nahm die Schlüssel. „Nicht schlecht!“ Er steckte sie in die Tasche, sah durch die Kamera und sagte: „Das wird so ziemlich alle Gefallen abdecken, die ich dafür einfordern muss und mir noch ein paar für die Zukunft sichern.“
„Großartig.“ Alina ging einen Schritt zur Seite.
„Und jetzt schön finster dreingucken, Leonard“, befahl Max, als er das Foto schoss. Leonard nahm eine ernste Haltung ein. Max schoss noch ein weiteres Foto. „Nicht den Kopf bewegen.“ Leonard versuchte, die vorherige Position wieder einzunehmen. „Gut so.“ Der Aushilfsfotograf drückte noch einige Male auf den Auslöser. Dann brachte er Leonard zur anderen Seite des Zimmers, führte einen Netzhaut–Scan durch und machte einen digitalen Abzug aller zehn Fingerabdrücke. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass alle Aufnahmen gelungen waren, ging Max zum Schreibtisch hinüber.
Leonard und Alina folgten ihm.
Max machte einige Notizen auf einem kleinen Block und sagte: „Ich denke, ein weiterer Arzt mit Zugangsberechtigung für die Klinik wäre wohl die beste falsche Identität. Mal sehen, was Jimmy da so auftreiben kann.“ Während er mit dem Bleistift nachdenklich auf dem Block trommelte, runzelte er die Stirn und sah Alina an. „Weißt du, Allie, ihr habt nicht genügend—“
„Ja, ich denke, ein Arzt ist eine hervorragende Idee“, unterbrach sie ihn, fixierte seinen Blick und schüttelte fast unmerklich den Kopf.
„Aber wenn ihr den—“
„Eine wirklich hervorragende Idee.“ Alina starrte Max zornig an und ballte die Fäuste.
„Nicht genügend was?“, fragte Leonard.
Max sah Alina einen Moment an, bevor er sich wieder dem Notizblock widmete. „Dann also ein Arzt. Vielleicht sogar ein Psychiater. Das könnte interessant werden.“
„Und glaubwürdig ist es auch noch. Wer sonst würde denn den Patienten einen Besuch abstatten beziehungsweise sie verhören?“ Alina lächelte wenig überzeugend.
„Nicht genügend was?“, wiederholte Leonard, aber die beiden ignorierten ihn weiter. Sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich und er stand kurz davor, wieder die Beherrschung zu verlieren. Allie hier, Allie da… und Geheimnisse haben sie auch noch. Nicht genügend Vorräte? Nicht genügend Benzin? Schließlich gab er es auf, denn er wusste, dass er nicht gerade in der Position war, Fragen zu stellen. Wie auch immer. Hauptsache, ihr bringt mich hier raus.
„Stellst du komplett neue Ausweise her oder benutzt du schon existierende und änderst sie lediglich?“, fragte Alina unschuldig. Leonard wurde klar, dass sie fragte, da sie sich Sorgen um die Ortungschips machte. Aber warum erzählte sie ihrem vertrauten Mitwisser Maxi–Schatzi dann nicht einfach von ihren Bedenken? Vielleicht wollte Alina auch nur nicht als Idiotin dastehen, falls sich Leonard irrte oder sich die ganze Geschichte ausgedacht hätte.
Er öffnete den Mund und dachte kurz darüber nach, Alina zuvorzukommen und Max ihre Theorie über das Ortungssystem zu erläutern; er entschied sich schließlich doch dafür, zu schweigen. Max war ihm gegenüber ohnehin schon ziemlich misstrauisch und Alina schien zu denken, es wäre nicht der richtige Zeitpunkt. Vielleicht wollte sie auch erst den Test durchgeführt haben, um sicher zu gehen, dass sie ihrem Rebellenfreund verlässliche Informationen weitergeben würde.
„Ich ändere existierende Ausweise nicht um“, sagte Max. „Hab ich mal versucht. Sieht einfach nicht echt aus. Alles, was ich brauche, hab ich hier.“ Mit einem Arm gestikulierte er durch den mit beeindruckenden Geräten gefüllten Raum.
„Das ist ein ziemlich großes
Weitere Kostenlose Bücher