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Neuromancer-Trilogie

Titel: Neuromancer-Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Gibson
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machen , okay? Ich meine, flieg einfach los und mach’ne kleine Spritztour. Versuch nicht, da drin irgendwas abzuziehen. Ich schulde Beauvoir und Lucas einen Gefallen, und wie’s aussieht, soll ich den ableisten, indem ich dafür sorge, dass dir nichts passiert.« Er reichte Jackie und Bobby jeweils ein Troden-Set. Dann stand er auf, packte die Griffe an beiden Seiten der schwarzen Konsole und drehte sie herum, so dass die Front zu Bobby zeigte. »Na los. Dir wird echt einer abgehen. Die Kiste ist zehn Jahre alt, aber dagegen kannste immer noch so gut wie alles andere vergessen.’n Typ namens Automatic Jack hat sie entworfen und gebaut. War damals Bobby Quines Hardware-Freak. Die beiden haben die Blauen Lichter niedergebrannt, aber da hat’s dich wahrscheinlich noch gar nicht gegeben.«
    Bobby hatte sich die Troden schon übergezogen. Jetzt sah er Jackie an.
    »Schon mal im Tandem reingegangen?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Okay. Wir stecken ein, aber ich bleib dicht an deiner linken Schulter. Wenn ich ›raus‹ sage, dann Stecker raus. Falls du was Komisches siehst, kommt das daher, dass ich bei dir bin, kapiert?«
    Er nickte.
    Sie löste zwei Nadeln mit silbernen Köpfen hinten an ihrem Hut, nahm ihn ab und legte ihn neben Jammers Deck auf den Schreibtisch. Sie schob die Troden über das Kopftuch und drückte sich die Kontakte an die Stirn.
    »Auf geht’s«, sagte sie.
     
    Und schon ging es im permanenten Schnellvorlauf mit Hilfe von Jammers Deck hoch über die heißen Neonkerne hinweg, eine Datentopographie, die Bobby fremd war. Große Dinger, wahre Gebirge, scharf umrissene, feste Gruppierungen im Nirgendwo
namens Cyberspace. »Sachte, Bobby.« Jackies Stimme an seiner Seite im Nichts, leise und angenehm.
    »Mannomann, das Ding ist echt scharf!«
    »Ja, aber nimm mal ein bisschen Gas weg. Bringt doch nichts, so zu rasen. Soll ja’n Vergnügungstrip sein. Halt uns hier oben und lass es’ne Ecke langsamer angehn.«
    Er bremste ab, bis sie nur noch dahinzusegeln schienen. Er wandte sich nach links, wo er sie vermutete, sah sie aber nicht.
    »Ich bin hier«, sagte sie, »keine Bange.«
    »Wer war Quine?«
    »Quine? Irgendein Cowboy, den Jammer gekannt hat. Damals hat er sie alle gekannt.«
    Er schwenkte aufs Geratewohl im rechten Winkel nach links und drehte sich geschmeidig an einem Kreuzungspunkt des Gitters, um die Reaktion des Decks zu testen. Es war verblüffend, anders als alles, was er bisher im Cyberspace erlebt hatte. »Scheiße nochmal. Neben der Kiste ist’n Ono-Sendai ein Kinderspielzeug.«
    »Hat wahrscheinlich’ne O-S-Elektronik drin. Hatten sie früher alle, sagt Jammer. Bring uns ein bisschen höher …«
    Sie stiegen mühelos im Gitter nach oben. Die Daten wichen unter ihnen zurück. »Gibt nicht gerade viel zu sehen hier oben«, beschwerte er sich.
    »Irrtum. Gibt viel Interessantes zu sehen, wenn man lang genug an solchen leeren Stellen rumhängt …«
    Das strukturelle Gefüge der Matrix vor ihnen schien zu wackeln.
    »Äh, Jackie …«
    »Stop. Halt an! Alles in Ordnung. Vertrau mir.«
    Irgendwo weit weg bewegten sich seine Hände über die ungewohnte Tastatur. Dann hielt er sie still, während ein Teil des Cyberspace verschwamm und sich trübte. »Was ist …«

    » Danbala ap monte l «, sagte eine raue Stimme in seinem Kopf. Blutgeschmack in seinem Mund. »Danbala reitet sie.« Er wusste irgendwie, was die Worte bedeuteten, aber die Stimme war wie Eisen in seinem Kopf. Das trübe Gefüge teilte sich, schien Blasen zu schlagen, zerfiel in zwei grau schimmernde Flecken.
    »Legba«, sagte Jackie, »Legba und Ougou Feray, Gott des Krieges. Papa Ougou! St. Jacques Majeur! Viv la Vyèj! «
    Eisengelächter erfüllte die Matrix, schnitt Bobby durch den Kopf.
    » Map kite tout mizé ak tout giyon «, sagte eine andere Stimme fließend, quecksilbrig und kalt. »Sieh, Papa, sie ist gekommen, um ihr Pech abzuschütteln!« Und dann lachte auch diese Stimme, und Bobby kämpfte eine Woge blanker Hysterie nieder, als das silbrige Gelächter in ihm nach oben perlte.
    »Hat es Pech, das Pferd von Danbala?«, dröhnte die Eisenstimme von Ougou Feray, und einen Moment lang glaubte Bobby, im grauen Nebel eine Gestalt aufschimmern zu sehen. Die Stimme ließ ihr schreckliches Gelächter ertönen. »Jawohl! Jawohl! Aber sie weiß es nicht. Sie ist nicht mein Pferd, nein, sonst würde ich sie von ihrem Pech befreien!« Bobby wollte weinen, sterben, was immer, nur um den Stimmen zu entrinnen, dem völlig

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