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Neuromancer-Trilogie

Titel: Neuromancer-Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Gibson
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Slide«, sagte die Gestalt, die Hände in die Hüften gestützt. »Jaylene. Mich verarscht niemand. Keiner in L. A.« – sie machte eine Handbewegung, und hinter ihr erschien plötzlich ein Fenster – »verarscht mich. Kapiert?«
    »Klar«, sagte Bobby. »Was ist das hier? Ich meine, könnteste mir vielleicht erklären …« Er war immer noch bewegungsunfähig. Das »Fenster« gab den Blick auf ein blaugraues Videobild mit Palmen und alten Häusern frei.
    »Wie meinst du das?«
    »Diese Zeichnung. Und du. Und das alte Bild …«
    »He, Mann, ich hab einem Designer ein kleines Vermögen bezahlt, damit er mir das hinzaubert. Das ist mein Raum, mein Konstrukt. Das ist L. A., Junge. Bei uns läuft nichts ohne Einstecken. Hier drin empfange ich meine Gäste!«
    »Oh.« Bobby war baff.
    »Jetzt bist du wieder dran. Wer ist da alles in dem abgefuckten Tanzschuppen?«

    »Im Jammer’s? Ich, Jackie, Beauvoir und Jammer.«
    »Und wohin wolltest du gerade, als ich dich geschnappt hab?«
    Bobby zögerte. »Zu den Yakuza. Jammer hat’nen Code …«
    »Weshalb?« Die flüchtig hingepinselte, sinnliche Zeichentrickfigur kam näher.
    »Um Hilfe zu holen.«
    »Scheiße. Ich glaube, du sagst die Wahrheit.«
    »Ja, ja, ich schwör’s bei Gott …«
    »Tja, du bist nicht der, den ich brauche, Bobby Zero. Ich bin schon die ganze Zeit im Cyberspace unterwegs, um rauszufinden, wer meinen Alten auf dem Gewissen hat. Ich dachte, es wär Maas, weil wir einen ihrer Leute zu Hosaka geholt haben, also hab ich mich einem geheimen Kommando von Maas an die Fersen geheftet. Als Erstes hab ich gesehn, was sie mit der Wohnung deiner Mama angestellt haben. Dann sind drei von ihnen einem Mann auf die Bude gerückt, den sie den Finnen nennen, aber die sind nicht mehr rausgekommen …«
    »Der Finne hat sie kaltgemacht«, sagte Bobby. »Ich hab sie gesehn. Tot.«
    »Ach ja? Tja, womöglich sollten wir uns doch mal unterhalten. Danach hab ich beobachtet, wie die andern drei mit demselben Raketenwerfer einen Ludenschlitten hochgejagt haben …«
    »Das war Lucas«, sagte er.
    »Aber kaum hatten sie das getan, ist ein Helikopter angekommen und hat sie alle drei mit’nem Laser gebraten. Weißt du irgendwas darüber?«
    »Nein.«
    »Meinst du, du kannst mir deine Geschichte erzählen, Bobby Zero? Aber mach’s kurz!«
    »Also, ich sollte da’nen Run machen, weißt du, und da hab ich den Eisbrecher von Two-a-Day gekriegt, so’nem Typ aus den Projects, und ich …«

    Als er fertig war, schwieg sie. Die aufreizende Comicfigur stand am Fenster, als würde sie auf die Fernsehpalmen hinausschauen. »Ich hab’ne Idee«, sagte er. »Vielleicht kannst du uns helfen.«
    »Nein«, sagte sie.
    »Vielleicht bringt’s dich ja auch bei deiner Suche weiter …«
    »Nein. Ich will nur das Schwein erledigen, das Ramirez erledigt hat.«
    »Aber wir sitzen hier in der Falle. Die bringen uns um. Es sind die Typen von Maas, die du in der Matrix verfolgt hast! Sie haben’nen Haufen Kasuals und Gothicks angeheuert …«
    »Das ist nicht Maas«, sagte sie. »Das sind ein paar Euros drüben an der Park Avenue mit kilometerdickem Eis drumrum.«
    Bobby verdaute das. »Sind das die mit dem Helikopter, die die andern Maas-Leute ausgeschaltet haben?«
    »Nein. Ich hab den Helikopter nicht zu fassen gekriegt. Die sind nach Süden geflogen, und ich hab sie verloren. Hab da aber so’ne Ahnung … Jedenfalls schick ich dich wieder zurück. Wenn du den Yak-Code ausprobieren willst, dann lass dich nicht abhalten.«
    »Aber wir brauchen Hilfe …«
    »Für Hilfe gibt’s keine Prozente, Bobby Zero«, sagte sie, und dann saß er auf einmal vor Jammers Deck. Nacken und Rücken taten ihm weh, und es dauerte eine Weile, bis er wieder klar sehen konnte, so dass er erst nach einer knappen Minute merkte, dass Fremde im Raum waren.
    Der Mann war groß, vielleicht größer als Lucas, aber langgliedriger und schmaler um die Taille. Eine weite Kampfjacke mit riesigen Taschen hing ihm labbrig um die Schultern, und ein schwarzer Gurt spannte sich quer über seinen nackten Oberkörper. Seine Augen waren verschwollen und fiebrig, und
er hatte die größte Handfeuerwaffe in der Hand, die Bobby je zu Gesicht bekommen hatte, eine Art aufgeblähten Revolver mit einer seltsamen Vorrichtung unter dem Lauf, die wie ein Kobrakopf aussah. Neben ihm stand auf wackligen Beinen ein Mädchen etwa in Bobbys Alter mit genauso verschwollenen Augen – ihre waren jedoch dunkel – und glatten braunen Haaren, die

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