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Neuromancer-Trilogie

Titel: Neuromancer-Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Gibson
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kniff die Augen halb zusammen. Die Zähne der Echse waren aus grünfleckiger Keramik, und ein träges Wasserrinnsal lief über die Lippe aus blauem Porzellanmosaik. Das Ding war ein Brunnen; die Seiten waren mit Tausenden Porzellanscherben bepflastert. Er wirbelte herum; die Nähe ihres Todes brachte ihn fast um den Verstand. Eis, Eis, und ein Teil von ihm wusste nun, wie nah er selbst dem Tod gewesen war, damals im Wohnzimmer seiner Mutter.
    Da waren merkwürdige, verschlungene Bänke, mit dem gleichen schwindelerregenden Porzellanscherbenmosaik bedeckt, und Bäume, Gras … Ein Park.
    »Sehr ungewöhnlich«, sagte jemand. Ein Mann, der sich von seinem Platz auf einer der gewundenen Bänke erhob. Er hatte sauber geschnittenes graues Haar, ein gebräuntes Gesicht und eine runde, randlose Brille, die seine blauen Augen vergrößerte. »Du bist glatt durchgekommen, was?«
    »Was ist das hier? Wo bin ich?«
    »Güell Park, in gewissem Sinn. Barcelona, wenn man so will.«
    »Sie haben Jackie umgebracht.«
    Der Mann runzelte die Stirn. »Ich verstehe. Glaube ich jedenfalls. Trotzdem dürftest du nicht hier sein. Ein Unfall.«
    »Unfall? Sie haben Jackie umgebracht! «

    »Meine Systeme sind heute überbeansprucht«, sagte der Mann, die Hände in den Taschen eines weiten braunen Mantels. »Das ist wirklich ganz außergewöhnlich …«
    »Das können Sie doch nicht machen.« Tränen verschleierten Bobbys Blick. »Das dürfen Sie nicht. Sie können doch nicht einfach jemand auslöschen, der eben noch da war …«
    »Der eben noch wo war?« Der Mann nahm die Brille ab und begann, sie mit einem makellos weißen Taschentuch zu putzen, das er aus seinem Mantel gezogen hatte.
    »Am Leben eben«, sagte Bobby und trat einen Schritt vor.
    Der Mann setzte die Brille wieder auf. »So was ist noch nie passiert.«
    »Das dürfen Sie nicht.« Noch näher.
    »Das wird allmählich langweilig, Paco!«
    »Señor.«
    Beim Klang der Kinderstimme wandte Bobby sich um und sah einen kleinen Jungen in einem seltsam steifen Anzug und schwarzen Lederstiefeln mit Knöpfen.
    »Schaff ihn weg!«
    »Señor«, sagte der Junge, verbeugte sich steif und zog eine winzige blaue Browning Automatic aus der dunklen Anzugjacke. Bobby schaute in die dunklen Augen unter der glänzenden Stirnlocke und sah einen Blick darin, den noch nie ein Kind gehabt hatte. Der Junge hob die Waffe und richtete sie auf Bobby.
    »Wer sind Sie?« Bobby ignorierte die Waffe, versuchte aber nicht mehr, näher an den Mann im Mantel heranzukommen.
    Der Mann beäugte ihn. »Virek. Josef Virek. Die meisten Leute kennen mein Gesicht, soweit ich weiß.«
    »Sind Sie aus Bedeutende Menschen oder so?«
    Der Mann schaute verständnislos drein und runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht, wovon du redest. Paco, was tut dieser Mensch hier?«

    »Ein zufallsbedingter Überlauf«, sagte der Junge mit heller, schöner Stimme. »Wir haben den Großteil unseres Systems via New York eingesetzt, um zu verhindern, dass uns Angela Mitchell entkommt. Der da ist zusammen mit einem zweiten Operator in die Matrix gegangen und dabei auf unser System gestoßen. Wir versuchen noch festzustellen, wie er unsere Abwehr durchdringen konnte. Eine Gefährdung Ihrer Person ist ausgeschlossen.« Der Lauf der kleinen Browning verharrte reglos.
    Und dann das Gefühl, als würde ihn jemand am Ärmel zupfen. Nicht unbedingt am Ärmel, sondern an einem Teil seines Bewusstseins …
    »Señor«, sagte das Kind, »wir stoßen in der Matrix auf anomale Phänomene, möglicherweise aufgrund unserer gegenwärtigen Überlastung. Wir empfehlen dringend, dass Sie uns gestatten, Ihre Verbindung zu der Konstruktion zu unterbrechen, bis wir imstande sind, die Art der Anomalie zu bestimmen.«
    Das Gefühl wurde stärker. Ein Kratzen in den Tiefen seines Bewusstseins …
    »Was?«, sagte Virek. »Zurück in die Nährlösung? Das erscheint mir kaum erforderlich.«
    »Es besteht die Möglichkeit einer echten Gefährdung«, sagte der Junge, und jetzt lag eine gewisse Schärfe in seiner Stimme. Er wedelte leicht mit dem Lauf seiner Browning. »Du«, sagte er zu Bobby, »leg dich aufs Pflaster und breite Arme und Beine aus …«
    Aber Bobby schaute an ihm vorbei zu einem Blumenbeet und sah, wie die Blüten vor seinen Augen welkten und verdorrten, wie das Gras grau wurde und zu Staub zerfiel, wie sich die Luft über dem Beet krümmte und in Schlieren legte. Das Kratzen in seinem Kopf wurde noch stärker, noch dringlicher.

    Virek hatte sich

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