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Neuromancer-Trilogie

Titel: Neuromancer-Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Gibson
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reiben, verdammt nochmal?«
    »Ich kann den Nigger nich ab«, sagte Little Bird hinterm Regal.
    »Tja, und wenn der Nigger überhaupt Notiz von dir nehmen würde, dann könnte er dich auch nicht ab. Wenn er
wüsste, dass du mit der Kanone da hinten stehst, würde er sie dir in den Rachen stopfen, und zwar quer.«
    Keine Antwort von Little Bird. Er war in der weißen Vorstadtkette von Jersey aufgewachsen, wo alle Scheuklappen aufhatten und jeden mit Durchblick hassten.
    »Und ich würd ihm dabei helfen.« Slick zog mit einem Ruck den Reißverschluss seiner alten braunen Jacke zu und ging zu Kid Afrikas Hovercraft hinaus.
    Die staubige Scheibe auf der Fahrerseite fuhr zischend herunter und gab den Blick auf ein blasses Gesicht frei, das von einer riesigen Schutzbrille mit bernsteinfarbenen Gläsern beherrscht wurde. Uralte Konservendosen, vom Rostfraß porös wie welkes Laub, knirschten unter Slicks Stiefeln. Die Person am Lenkrad setzte die Brille ab und sah ihn blinzelnd an. Eine Frau, doch nun hing ihr die bernsteinfarbene Schutzbrille um den Hals und verdeckte Mund und Kinn. Kid saß also auf der anderen Seite, was nur gut war für den unwahrscheinlichen Fall, dass Little Bird zu schießen begann.
    »Geh rum«, sagte die Frau.
    Slick schlenderte um das Hovercraft herum, vorbei an den verchromten Schädeln, und hörte, wie Kid Afrikas Fenster mit dem gleichen demonstrativen Zischen herunterfuhr.
    »Slick Henry«, sagte Kid und stieß dabei weiße Atemwolken in die Luft von Solitude. »Hallo.«
    Slick schaute in das längliche braune Gesicht hinunter. Kid Afrika hatte große, haselnussbraune Katzenaugen, einen bleistiftdünnen Schnurrbart und Haut, die wie glattes Leder glänzte.
    »He, Kid.« Aus dem Innern des Hover stieg Slick irgendein Räucherduft in die Nase. »Wie geht’s so?«
    »Gut«, antwortete Kid und kniff die Augen zusammen. »Mir ist eingefallen, dass du mal gesagt hast, wenn du je was für mich tun könntest …«

    »Stimmt.« Slick befiel ein erstes ungutes Gefühl. Kid Afrika hatte ihm in Atlantic City einmal das Leben gerettet; er hatte ein paar wütenden Brüdern ausgeredet, ihn von einem Balkon im zweiundvierzigsten Stock eines ausgebrannten Hochhauses zu stoßen. »Will dich irgendwer von’nem Hochhaus werfen?«
    »Slick«, sagte Kid, »ich möchte dich mit jemand bekanntmachen.«
    »Sind wir dann quitt?«
    »Slick Henry, dieses hübsche Mädchen hier, das ist Miss Cherry Chesterfield aus Cleveland, Ohio.« Slick bückte sich und schaute zu der Fahrerin hinüber. Blonde Schockermähne, angemalte Augen. »Cherry, das ist mein enger persönlicher Freund Mr. Slick Henry. Als er noch’n cooler junger Bursche war, ist er mit den Deacon Blues rumgezogen. Jetzt ist er’n cooler alter Knacker, der sich hier verkriecht und sich seiner Kunst widmet. Hat echt Talent , der Mann, musst du wissen.«
    »Das ist doch der, der die Roboter baut«, meinte das Mädchen Kaugummi kauend. »Hast du gesagt.«
    »Genau der«, erwiderte Kid und öffnete seine Tür. »Du wartest hier auf uns, Cherry, mein Schatz.« Kid stieg aus, in einen Nerz gehüllt, der bis zu den makellosen Spitzen der gelben Straußenlederstiefel reichte, die er auf Solitude setzte, und Slick erhaschte einen kurzen Blick auf etwas hinten im Hover, die Momentaufnahme einer Ambulanz mit Verbänden und Schläuchen …
    »He, Kid«, sagte er, »was habt ihr da hinten drin?« Kid hob die juwelengeschmückte Hand und winkte Slick zurück, während die Tür des Hovercraft zuschlug und Cherry Chesterfield auf die Fensterheberknöpfe drückte.
    »Genau darüber müssen wir uns unterhalten, Slick.«
     
    »Ich finde, das ist nicht zu viel verlangt«, meinte Kid Afrika, der in seinem Nerz an einer Werkbank aus blankem Metall
lehnte. »Cherry hat’nen MTA-Wisch und weiß, dass sie ihr Geld kriegt. Nettes Mädel, Slick.« Er zwinkerte.
    »Kid …«
    Kid Afrika hatte einen halbtoten Burschen hinten im Hover, der im Koma lag oder so und an Pumpen, Beuteln und Schläuchen sowie einer Art Simstim-Gerät hing. Die ganze Ausrüstung war mitsamt Batterien und allem an einer alten Krankentrage aus Metall befestigt.
    »Was ist das denn?« Cherry, die mit ihnen reingekommen war, nachdem Kid Slick wieder nach draußen geführt und ihm den Kerl hinten im Hover gezeigt hatte, beäugte skeptisch den aufragenden Richter, oder jedenfalls den größten Teil davon; der Arm mit der Kreissäge lag noch auf der schmierigen Plane am Boden, wo sie ihn liegengelassen hatten. Wenn

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