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Neuromancer-Trilogie

Titel: Neuromancer-Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Gibson
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die einen MTA-Wisch hat, dachte Slick, dann hat die echte MTA wahrscheinlich noch nicht gemerkt, dass er weg ist. Sie hatte mindestens vier Lederjacken an, die allesamt einige Nummern zu groß waren.
    »Slicks Kunst, wie gesagt.«
    »Der Kerl stirbt ja. Stinkt nach Pisse.«
    »Katheter ist abgegangen«, erklärte Cherry. »Was hat das Ding da eigentlich für’ne Funktion?«
    »Wir können ihn nicht hierbehalten, Kid, der erfriert uns. Wenn du ihn umbringen willst, dann stopf ihn in eins der Löcher hier auf Solitude.«
    »Der Mann stirbt nicht«, sagte Kid Afrika. »Er ist nicht verletzt, er ist nicht krank …«
    »Was zum Teufel ist dann mit ihm?«
    »Er ist weggetreten , Baby. Auf’nem langen Trip . Braucht Ruhe und Frieden .«
    Slick schaute von Kid zum Richter und wieder zu Kid. Er wollte an dem Arm weiterarbeiten. Kid wollte, dass Slick den Kerl zwei oder auch drei Wochen aufnahm; Cherry würde hierbleiben und sich um ihn kümmern.

    »Ich komm da nicht ganz mit. Ist der Typ’n Freund von dir?«
    Kid Afrika zuckte in seinem Nerz mit den Achseln.
    »Warum behältst du ihn dann nicht bei dir?«
    »Ist nicht so ruhig da. Nicht friedlich genug.«
    »Kid«, sagte Slick, »ich schulde dir was, aber nicht so was Abgedrehtes. Im Übrigen hab ich zu tun, und überhaupt, das ist einfach zu abgedreht. Und dann ist da auch noch Gentry. Der ist gerade in Boston, kommt aber morgen Abend zurück, und dem würde das garantiert nicht passen. Du weißt ja, komisch wie der ist, was Leute angeht … Und das ist ja nun mal in erster Linie sein Laden hier.«
    »Die hatten dich schon überm Geländer, Mann«, sagte Kid Afrika traurig. »Weißt du noch?«
    »Na klar weiß ich das noch, aber …«
    »Aber dein Gedächtnis ist nicht allzu gut«, sagte Kid. »Okay, Cherry. Wir hauen ab. Will nicht bei Nacht über Dog Solitude fahren.« Er stieß sich von der eisernen Bank ab.
    »Also nun hör mal, Kid …«
    »Schon gut. Ich kannte nicht mal deinen Scheißnamen damals in Atlantic City. Dachte bloß, den weißen Knaben willste nicht über die ganze Straße verteilt sehen, verstehste? Ich kannte deinen Namen damals nicht und ich kenn ihn jetzt wohl auch nicht.«
    »Kid …«
    »Ja?«
    »Okay. Er kann hierbleiben. Aber höchstens zwei Wochen. Gib mir dein Wort, dass du ihn wieder abholen kommst. Und du musst mir helfen, das mit Gentry zu deichseln.«
    »Was braucht er?«
    »Stoff.«
     
    Little Bird tauchte wieder auf, als Kids Dodge sich über Solitude davonwälzte. Er schob sich hinter einer vorspringenden
Wand gepresster Autos hervor; die rostigen Paletten aus zerknautschtem Stahl wiesen noch bunte Lackspuren auf.
    Slick beobachtete ihn von einem Fenster hoch oben in der Fabrik aus. Die leeren Flächen des Stahlrahmens waren mit irgendwo aufgestöberten Kunststoffstücken ausgekleidet, so dass Slick, wenn er den Kopf zur Seite neigte, Little Bird durch eine Scheibe aus leuchtend pinkfarbenem Lucite sah.
    »Wer wohnt hier?«, fragte Cherry in dem Raum hinter ihm.
    »Ich«, sagte Slick, »Little Bird, Gentry …«
    »In diesem Zimmer, meine ich.«
    Er drehte sich um und sah sie neben der Trage mit den dazugehörigen Apparaten. »Du«, sagte er.
    »Dein Zimmer?« Sie betrachtete die an die Wand geklebten Zeichnungen, seine ersten Entwürfe des Richters und seiner Schergen, des Schinders und der Hexe.
    »Mach dir deswegen keine Sorgen.«
    »Komm lieber nicht auf dumme Gedanken«, sagte sie.
    Er sah sie an. Sie hatte eine große rote Wundstelle am Mundwinkel. Ihr gebleichtes Haar stand zu Berge, als wäre es elektrostatisch aufgeladen.
    »Wie gesagt, mach dir deswegen keine Sorgen.«
    »Kid sagt, hier gibt’s Strom.«
    »Ja.«
    »Dann häng ihn da mal dran.« Sie drehte sich zur Trage um. »Er verbraucht nicht viel, aber die Batterien sind schon ziemlich leer.«
    Er durchquerte das Zimmer und betrachtete das zerstörte Gesicht. »Verrat mir mal eins«, sagte er. Die Schläuche gefielen ihm nicht. Einer führte ins Nasenloch, und schon beim Gedanken daran würgte es ihn. »Wer ist der Kerl, verdammte Scheiße, und was genau hat Kid Afrika mit ihm angestellt?«
    »Nichts«, sagte sie und ließ mit einem Tastendruck eine Anzeige auf dem Sichtfeld eines Biomonitors erscheinen, der mit
silbernem Klebeband am Fuß der Trage befestigt war. »Immer noch REM, als ob er pausenlos träumen würde.« Der Mann war in einem nagelneuen blauen Schlafsack auf die Trage geschnallt. »Im Gegenteil. Wer immer das ist, er bezahlt Kid dafür.«
    Der Kerl hatte

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