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Neuromancer-Trilogie

Titel: Neuromancer-Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Gibson
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worauf die Fliegen in Schwung kamen.
    In Cleveland hatte sie keiner angefasst; durch das Feld hätte nur einer greifen können, der eh nichts mehr spürte, der schon so besoffen war, dass er sich nicht mehr regte, vielleicht nicht mal mehr atmete. Auch die Freier fassten sie nicht an, solange sie das nicht mit Eddy geregelt und extra bezahlt hatten, und das war auch bloß Show.
    Wie sie es auch haben wollten, es wurde irgendwie ein Ritual daraus, so dass es außerhalb ihres Lebens zu passieren
schien. Und sie hatte sich darauf verlegt, ihnen dabei zuzuschauen, wenn sie die Kontrolle verloren. Das war das Interessante daran, weil sie sie nämlich wirklich verloren; sie waren – vielleicht nur für einen Sekundenbruchteil – total hilflos, aber es war, als wären sie nicht mal da.
    »Eddy, ich dreh noch durch, wenn ich hier weiter schlafen muss.«
    Da er sie schon öfter und für weniger geschlagen hatte, legte sie das Gesicht auf die Knie und die Decke und wartete.
    »Kein Problem«, sagte er. »Willste zurück auf die Welsfarm? Oder zurück nach Cleveland?«
    »Ich halt’s hier einfach nicht mehr aus.«
    »Morgen.«
    »Was morgen?«
    »Ist dir das früh genug? Morgen Abend, mit’nem verdammten Privatjet? Rauf nach New York? Hörste dann endlich auf mit dem Scheiß?«
    »Bitte, Baby«, und sie streckte die Hand nach ihm aus, »wir können doch den Zug nehmen …«
    Er schlug ihre Hand weg. »Du hast nix als Scheiße im Hirn.«
    Wenn sie sich weiter beschwerte, über die Bude meckerte oder irgendwie andeutete, dass er es nicht brachte, dass seine großen Deals nichts abwarfen, würde er losprügeln, das wusste sie. Wie damals, als sie wegen der Viecher Rabatz gemacht hatte, der Schaben, die sie Palmenbohrer nannten, weil diese verdammten Biester nämlich zur Hälfte Mutanten waren; jemand hatte sie mit einem Zeug ausrotten wollen, das ihre DNS verkorkst hatte, und nun sah man ständig diese verkorksten Schaben daran krepieren, dass sie zu viele oder zu wenige Beine oder Köpfe hatten, und einmal war ihr eine unter die Augen gekommen, die aussah, als hätte sie ein Kruzifix oder so verschluckt. Ihr Rücken oder ihr Panzer oder was immer war dermaßen entstellt, dass sie am liebsten gekotzt hätte.

    »Baby«, sagte sie und versuchte, ihre Stimme weicher klingen zu lassen, »ich kann auch nichts dafür, aber dieses Loch geht mir echt auf die Nerven …«
    »Hooky Green’s«, sagte er, als hätte er sie nicht gehört, »ich war oben im Hooky Green’s und hab’nen Mover kennengelernt. Er hat mich rausgepickt , verstehste? Der Mann hat’n Auge für Talent.« Sie konnte sein Grinsen im Dunkeln geradezu spüren. »Kommt aus London. Talentsucher. Ich komm ins Hooky’s, und das Erste, was ich hör, ist: ›He, du bist mein Mann!‹«
    »Ein Freier?« Hooky Green’s war der Laden, in dem die echte Action lief, wie Eddy neuerdings fand. Es lag im zweiunddrei-ßigsten Stock eines Glaspalastes; die Zwischenwände waren größtenteils rausgerissen, die Tanzfläche so groß wie ein ganzer Block. Aber er war wieder davon abgekommen, als sich dort niemand sonderlich an ihm interessiert zeigte. Mona hatte Hooky selbst nie gesehen, »lean mean Hooky Green«, den ehemaligen Baseballspieler, dem der Laden gehörte, aber man konnte dort prima tanzen.
    »Hörste mir vielleicht mal zu , verdammt? Freier? Scheiße. Das ist der Mann,’ne echte Connection. Er ist’n paar Sprossen weiter oben auf der Leiter und zieht mich rauf. Und weißt du, was? Dich nehm ich dabei mit.«
    »Aber was will er denn?«
    »’ne Schauspielerin. So was in der Richtung. Und’nen cleveren Burschen, der sie an die Location bringt und dafür sorgt, dass sie dableibt.«
    »Schauspielerin? Location? Was für’ne Location?«
    Sie hörte, wie er den Reißverschluss seiner Jacke aufzog. Etwas landete auf dem Bett neben ihren Füßen. »Zwei Mille.«
    Großer Gott. Vielleicht machte er doch keine Witze. Aber wenn nicht, was hatte das dann zu bedeuten?
    »Wie viel haste heut Nacht gemacht, Mona?«

    »Neunzig.« In Wirklichkeit waren es hundertzwanzig gewesen, aber den Letzten hatte sie als Überstunden gerechnet. Normalerweise traute sie sich nicht, Kohle zu bunkern, aber sie hatte Geld fürs Wiz gebraucht.
    »Behalt sie. Besorg dir’n paar Klamotten. Aber keine Arbeitskluft. Niemand will deinen kleinen Arsch raushängen sehn. Nicht auf dieser Reise.«
    »Und wann?«
    »Ich sag doch, morgen. Kannst dich verabschieden hier.« Bei diesen Worten hätte sie am

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