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Neuromancer-Trilogie

Titel: Neuromancer-Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Gibson
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des Subsystems fraß, das für die Sicherheit des Forschungsarchivs von Sense/Net verantwortlich war. Er stellte fest, dass er gerade einen Aufzug bestieg.
    »Entschuldigen Sie, aber gehören Sie zum Personal?« Der Wachmann zog die Brauen hoch.
    Molly ließ ihren Kaugummi knallen. »Nein«, sagte sie und rammte dem Mann die beiden ersten Knöchel ihrer Rechten in den Solarplexus. Als er sich zusammenkrümmte und nach dem Pieper an seinem Gürtel griff, knallte sie seinen Schädel seitlich gegen die Aufzugwand.
    Etwas hektischer kauend drückte sie auf dem beleuchteten Tastenfeld Tür zu und Stop . Sie zog eine Blackbox aus der Manteltasche und schob ein Kabel in das Schlüsselloch des Schlosses, das die Elektronik des Tastenfelds sicherte.
     
    Die Panther Moderns räumten ihrem ersten Schachzug vier Minuten Wirkungszeit ein und injizierten dann eine zweite, sorgfältig präparierte Dosis Fehlinformation. Diesmal speisten sie sie direkt ins interne Videosystem des Sense/Net-Gebäudes ein.
    Ab 00:04:03 flackerte jeder Bildschirm im Gebäude achtzehn Sekunden lang mit einer Frequenz, die bei den dafür anfälligen Sense/Net-Angestellten plötzliche Krämpfe auslöste. Dann füllte ein nur entfernt menschenähnliches Gesicht die
Bildschirme aus. Die Züge spannten sich wie eine obszöne Mercatorprojektion über ein asymmetrisches Knochengerüst. Feuchte, blaue Lippen teilten sich, als sich der verzerrte, längliche Kiefer in Bewegung setzte. Etwas Handähnliches, das einem rötlichen Bündel knorriger Wurzeln glich, tastete sich zittrig zur Kamera hin, wurde unscharf und verschwand. Unterschwellig schnelle Bilder der Verseuchung: Grafiken vom Trinkwassersystem des Gebäudes, behandschuhte Hände, die mit Laborgläsern hantierten, ein Etwas, das ins Dunkel plumpste, ein fahles Spritzen … Der Ton dazu, auf knapp das Doppelte der normalen Playback-Geschwindigkeit eingestellt, stammte aus einer vier Wochen alten Nachrichtensendung über die militärischen Verwendungsmöglichkeiten einer Substanz namens HsG, eines biochemischen Wirkstoffs zur Steuerung des menschlichen Knochenwachstums. HsG-Überdosen lösten in bestimmten Knochenzellen ein Overdrivesymptom aus, das den Wachstumsfaktor um bis zu tausend Prozent beschleunigte.
    Zu diesem Zeitpunkt hielten sich im verspiegelten Nexus des Sense/Net-Konsortiums gut dreitausend Angestellte auf. Um fünf Minuten nach Mitternacht, als die Botschaft der Moderns mit einem grellweißen Bild endete, heulte die Sense/ Net-Pyramide.
    Ein halbes Dutzend taktischer Hovercrafts der New Yorker Polizei waren mit voller Einsatzbeleuchtung zur Sense/Net-Pyramide unterwegs, um rechtzeitig eingreifen zu können, falls sich tatsächlich Blau Neun im Belüftungssystem des Gebäudes befand. Ein Helikopter des Schnellen BAMA-Eingreifkommandos hob von seinem Standort auf Riker’s Island ab.
     
    Case startete sein zweites Programm. Ein sorgsam fabriziertes Virus griff die Codesubstanz an, die das Hauptsicherheitssystem für das Tiefgeschoss abschirmte, in dem das Forschungsmaterial
von Sense/Net verwahrt wurde. »Boston«, kam Mollys Stimme durch. »Ich bin unten.« Case schaltete um und sah die kahle Aufzugwand. Sie öffnete die Reißverschlüsse ihrer weißen Hose. Ein sperriges Päckchen vom gleichen Farbton wie ihr blasser Knöchel war dort mit Klebeband befestigt. Sie kniete sich hin und zog das Klebeband ab. Burgunderrote Striche flimmerten über das mimetische Polykarbonat, als sie die Modern-Kluft auseinanderfaltete. Sie zog den pinkfarbenen Regenmantel aus, warf ihn neben die weiße Hose auf den Boden und machte sich daran, die Kluft über das weiße Netztop zu streifen.
    00:06:26.
    Cases Virus hatte ein Fenster ins Steuereis des Archivs gebohrt. Case hackte sich durch und stieß auf einen unendlichen, blauen Raum mit lauter farbcodierten Kugeln darin, die auf ein engmaschiges Gitter aus hellblauem Neon aufgezogen waren. Im Nichtraum der Matrix besaß das Innere einer beliebigen Datenkonstruktion grenzenlose subjektive Ausmaße; wenn man mit Cases Sendai in einen Spielrechner für Kinder gegangen wäre, hätte man darin bodenlose Abgründe des Nichts zu sehen bekommen, an denen ein paar Grundbefehle hingen. Case begann die Sequenz einzutippen, die der Finne von einem Sararimann in mittlerer Position mit schweren Drogenproblemen gekauft hatte. Schon glitt er wie auf unsichtbaren Schienen zwischen den Kugeln hindurch.
    Da. Die!
    Das kalte blaue Neongewölbe über ihm war sternenlos und

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