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Neuromancer-Trilogie

Titel: Neuromancer-Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Gibson
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athletisch; die dezenten Erotikszenen in ihren Stims mit Robin wurden von
Continuity aus Archivaufnahmen zusammengestellt und von Raebel und seinem Special-Effects-Team gründlich aufbereitet. Sie erinnerte sich an ihre einzige Nacht mit ihm in einem windumtosten Haus im Süden Madagaskars, an seine Passivität und Geduld. Sie hatten es nie wieder versucht; vermutlich befürchtete er, diese Intimität würde die Illusion untergraben, die ihre gemeinsamen Stims so perfekt vermittelten.
    »Wie fand er’s, dass ich in die Klinik gegangen bin, Hilton? Hat er sich dazu geäußert?«
    »Ich glaube, er hat dich dafür bewundert.«
    »Ich hab kürzlich gehört, dass er rumerzählt, ich sei verrückt.«
    Er krempelte die gestreiften Hemdsärmel hoch und lockerte die Krawatte. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Robin so was denkt, geschweige denn sagt. Ich weiß, was er von dir hält. Du kennst doch den Tratsch bei Net …«
    »Hilton, wo ist Bobby?«
    Seine braunen Augen, ohne jede Regung. »Ist das denn nicht vorbei, Angie?«
    »Hilton, du weißt es doch. Du musst es wissen. Du weißt, wo er ist. Sag’s mir!«
    »Wir haben ihn aus den Augen verloren.«
    »Aus den Augen verloren?«
    »Der Sicherheitsdienst hat ihn verloren. Natürlich hast du Recht, wir sind so gut es ging auf seiner Fährte geblieben, nachdem er dich verlassen hatte. Seine alte Natur ist wieder durchgebrochen.« In seiner Stimme klang eine Spur Befriedigung mit.
    »Und was für eine Natur war das?«
    »Ich habe nie gefragt, was euch zusammengebracht hat«, sagte er. »Ihr seid natürlich beide vom Sicherheitsdienst überprüft worden. Er war ein Kleinkrimineller.«
    Sie lachte. »Er war nicht mal das.«

    »Für eine Unbekannte bist du ungewöhnlich gut vertreten worden, Angie. Du weißt, dass deine Agenten es zu einer zentralen Vertragsbedingung gemacht haben, dass wir Bobby Newmark mit engagieren.«
    »Es hat schon Verträge mit weit merkwürdigeren Bedingungen gegeben, Hilton.«
    »Und so kam er als dein … Partner auf die Gehaltsliste.«
    »Als mein ›Freund‹.«
    Wurde Swift etwa tatsächlich rot? Er unterbrach den Blickkontakt und schaute auf seine Hände. »Nachdem er dich verlassen hatte, ist er nach Mexiko gegangen. Nach Mexico City. Der Sicherheitsdienst hat ihn natürlich überwacht; wir verlieren niemanden gern aus den Augen, der so viel Persönliches über einen unserer Stars weiß. Mexico City ist eine sehr … komplizierte Stadt. Wir wissen aber, dass er anscheinend versucht hat, seinen früheren … Beruf wieder aufzunehmen.«
    »Deals im Cyberspace?«
    Er sah ihr wieder in die Augen. »Er verkehrte in einschlägigen Kreisen, mit bekannten Kriminellen.«
    »Und? Erzähl schon!«
    »Er ist … verschwunden. Untergetaucht. Kannst du dir vorstellen, wie es ist, wenn man in Mexico City unter die Armutsgrenze absackt?«
    »Und er war arm?«
    »Er wurde süchtig. Unseren besten Quellen zufolge.«
    »Süchtig? Süchtig wonach?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Continuity!«
    Er hätte beinahe seinen Tee vergossen.
    »Hallo, Angie.«
    »Bobby, Continuity. Mein Freund Bobby Newmark.« Sie funkelte Swift an. »Er ist nach Mexico City gegangen. Hilton sagt, er wurde süchtig. Heißt das drogenabhängig, Continuity?«

    »Bedaure, Angie, das ist zur Geheimsache erklärt worden.«
    »Hilton …«
    »Continuity«, begann er und hustete.
    »Hallo, Hilton.«
    »Vorrangschaltung, Continuity. Haben wir diese Information?«
    »Die Quellen des Sicherheitsdienstes sprachen in Bezug auf Newmark von einer neuroelektronischen Abhängigkeit.«
    »Versteh ich nicht.«
    »Na ja, ähm, wie bei einem Drahtkopf«, meinte Swift.
    Sie war versucht, ihm zu erzählen, wie sie den Stoff, den Applikator gefunden hatte.
    Psst, Kind! In ihrem Kopf summte es wie in einem Bienenstock. Das Druckgefühl wurde stärker.
    »Angie? Was ist denn?« Er war schon halb aufgestanden und griff nach ihr.
    »Nichts. Ich bin … ein bisschen durch den Wind. Tut mir leid. Die Nerven. Ist nicht deine Schuld. Ich wollte dir erzählen, dass ich Bobbys Cyberspace-Deck gefunden habe. Aber das weißt du ja schon, stimmt’s?«
    »Kann ich dir was holen? Wasser?«
    »Nein danke. Ich leg mich aber eine Weile hin, wenn’s dir nichts ausmacht. Aber bleib noch, bitte. Ich hab ein paar Ideen für Orbit-Sequenzen und wollte dich da um deinen Rat fragen.«
    »Aber klar doch. Leg dich hin, ich mach einen Strandspaziergang, und dann unterhalten wir uns weiter.«
     
    Sie beobachtete ihn vom Schlafzimmerfenster

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