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Neuromancer-Trilogie

Titel: Neuromancer-Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Gibson
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Sperrholz und Wellblech vorbeihuschen sehen.
    Der Finne wartete in einem neuen, sararimannschwarzen Shinjuku-Anzug verdrießlich im Foyer des Hilton. Er hockte wie ein Schiffbrüchiger in einem Veloursessel inmitten eines Meers hellblauer Teppichböden.
    »O Gott«, sagte Molly. »Ratte im Geschäftsanzug.«
    Sie durchquerten das Foyer.
    »Wie viel kriegste für die Reise hierher, Finne?« Molly stellte ihre Reisetasche neben den Sessel. »Bestimmt nicht so viel wie dafür, dass du diesen Anzug trägst, was?«
    Der Finne rümpfte die Nase. »Nicht genug, Schätzchen.« Er reichte ihr einen Magnetschlüssel mit einem runden, gelben Schildchen dran. »Seid bereits angemeldet. Der Chef ist schon oben.« Er sah sich um. »Diese Stadt ist das Letzte.«
    »Wenn du Platzangst kriegst, holen sie dich schon raus. Tu einfach so, als wär’s Brooklyn oder so.« Sie ließ den Schlüssel um den Finger kreisen. »Biste als Kammerdiener hier oder was?«
    »Soll die Implantate von irgend’nem Kerl checken«, sagte der Finne.
    »Was ist mit meinem Deck?«, wollte Case wissen.
    Der Finne machte eine abwehrende Geste. »Halt dich ans Protokoll. Frag den Boss.«
    Mollys Finger bewegten sich im Schutz ihrer Jacke, zuckten unmerklich. Der Finne schaute hin und nickte dann.
    »Ja«, sagte sie. »Ich weiß, wer das ist.« Sie machte eine Kopfbewegung zu den Aufzügen. »Komm schon, Cowboy!«
    Case folgte ihr mit beiden Taschen.
     
    Ihr Zimmer hätte das in Chiba sein können, wo er Armitage kennengelernt hatte. Er trat ans Fenster, ins Morgenlicht, und
erwartete fast, die Bucht von Tokio zu sehen. Gegenüber stand ebenfalls ein Hotel. Es regnete noch. Ein paar Briefschreiber hatten sich in Hauseingänge geflüchtet mit ihren alten, in Plastikfolie gehüllten Sprachdruckern, die bewiesen, dass hier das gedruckte Wort noch ein gewisses Ansehen genoss. Es war ein lethargisches Land.
    Er beobachtete, wie eine mattschwarze, primitiv auf Wasserstoff umgerüstete Citroën-Limousine fünf finster dreinblickende türkische Offiziere in zerknitterten grünen Uniformen ausspuckte. Sie betraten das gegenüberliegende Hotel.
    Er schaute zum Bett hinüber, zu Molly, und ihm fiel auf, wie blass sie war. Mikropor-Gips und transdermales Induktionsgerät hatte sie auf der Matratze in ihrem Loft zurückgelassen. Ihre Einsätze reflektierten einen Teil der Beleuchtungskörper im Zimmer.
    Er hatte das Telefon in der Hand, bevor es ein zweites Mal läuten konnte. »Schön, dass ihr auf seid«, sagte Armitage.
    »Bin grade aufgestanden. Molly schläft noch. Hören Sie, Boss, ich finde, es wird langsam Zeit, dass wir uns mal’n bisschen unterhalten. Ich glaube, ich arbeite besser, wenn ich ein genauer weiß, was ich tue.«
    Schweigen in der Leitung. Case biss sich auf die Lippe.
    »Du weißt alles, was du wissen musst. Vielleicht sogar noch mehr.«
    »Meinen Sie?«
    »Zieh dich an, Case. Weck Molly. In einer Viertelstunde bekommt ihr Besuch von einem gewissen Terzibashjian.« Das Telefon tütete leise. Armitage war weg.
    »Wach auf, Baby!«, sagte Case. »Wir haben zu tun.«
    »Bin schon seit’ner Stunde wach.« Die Spiegel schwenkten in seine Richtung.
    »Ein Kerl namens Jersey Bastion kommt uns besuchen.«

    »Hast’n feines Ohr für Sprachen, Case. Bist bestimmt zur Hälfte Armenier. Das ist der Schnüffler, den Armitage auf Riviera angesetzt hat. Hilf mir hoch!«
    Terzibashjian erwies sich als junger Mann mit grauem Anzug und verspiegelter Brille mit Goldrand. Sein weißes Hemd war am Kragen offen und gab den Blick auf einen dunklen Haarpelz frei, der so dicht war, dass Case ihn zunächst für eine Art T-Shirt hielt. Er hatte ein schwarzes Hilton-Tablett mit drei kleinen, herrlich duftenden Tassen starken, schwarzen Kaffees und drei klebrigen, strohgelben Stückchen einer orientalischen Süßigkeit dabei.
    »Wir müssen … Wie sagt ihr in Ingiliz ? … Take it easy.« Er starrte Molly unverblümt an, wie es schien, nahm aber dann doch die silberne Brille ab. Seine Augen waren ebenso dunkelbraun wie sein militärisch kurzes Haar. Er lächelte. »Besser so, yes? Sonst es gibt einen Endlos- Tünel , Spiegel in Spiegel … Ganz besonders du musst aufpassen«, sagte er zu ihr. »In Türkei missbilligt man Frauen mit solche Modifikationen.«
    Molly biss eins der spröden Gebäcke entzwei. »Das ist mein Bier, Kamerad«, sagte sie mit vollem Mund. Sie kaute, schluckte und leckte sich die Lippen. »Ich weiß über dich Bescheid. Bist’n Militärspitzel,

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