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Neuromancer-Trilogie

Titel: Neuromancer-Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Gibson
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stimmt’s?« Ihre Hand glitt träge in ihre Jacke und kam mit der Flechette wieder heraus. Case hatte nicht gewusst, dass sie sie bei sich trug.
    »Ganz easy, bitte«, sagte Terzibashjian. Seine weiße Porzellantasse blieb Zentimeter von seinem Mund entfernt in der Luft stehen.
    Molly richtete die Waffe auf ihn. »Vielleicht kriegste die Sprengsätze ab, und zwar haufenweise, oder du kriegst Krebs. Ein Pfeil, Arschloch. Wirst ihn monatelang nicht spüren.«
    »Bitte, kein trouble, wie ihr in Ingiliz sagt …«

    »Ein beschissener Morgen ist das. Nun erzähl uns von deinem Mann, und dann schaff deinen Arsch hier raus!« Sie legte die Flechette weg.
    »Er wohnt in Fener, in der Küchük Gülhane Djaddesi 14. Ich habe seine Tünel-Route, die er jeden Abend zum Basar nimmt. Er tritt seit kurzem im Yenishehir Palas Oteli auf, einem modernen Laden im Turistik-Stil , aber hat man dafür gesorgt, dass die Polizei ein gewisses Interesse an diesen Shows zeigt. Das Yenishehir-Management ist nervös geworden.« Terzibashjian lächelte. Er roch nach einem metallischen Aftershave.
    »Ich will über die Implantate Bescheid wissen«, sagte sie und massierte sich den Oberschenkel. »Ich will genau wissen, was er draufhat.«
    Terzibashjian nickte. »Am schlimmsten sind, wie ihr in Ingiliz sagt, die subliminals .« Er betonte jede einzelne Silbe des Wortes. »Das Unterschwellige.«
     
    »Zur Linken«, sagte der Mercedes, während er durch ein Gewirr regennasser Straßen steuerte, »sehen Sie Kapali Carsi, den großen Basar.«
    Neben Case stieß der Finne einen beifälligen Laut aus, blickte dabei aber in die falsche Richtung. Die rechte Straßenseite war von kleinen Schrottplätzen gesäumt. Case entdeckte eine ausgeschlachtete Lokomotive auf einem Haufen kannelierter, rostfleckiger Marmorbrocken. Kopflose Marmorstatuen waren wie Brennholz übereinandergestapelt.
    »Heimweh?«, fragte Case.
    »Die Stadt ist das Letzte«, sagte der Finne. Seine schwarze Seidenkrawatte glich allmählich einem gebrauchten Farbband. Orden aus Kebabsoße und Spiegelei schmückten das Revers seines neuen Anzugs.
    »He, Jersey«, wandte sich Case an den Armenier, der hinter ihnen saß, »wo hat der Kerl sich das Zeug reinmachen lassen?«

    »In Chiba City. Hat keine linke Lunge. Die andere ist geboosted, sagt man nicht so bei euch? Jeder kann solche Implantate kaufen, aber keiner hat so viel Talent wie er.« Der Mercedes schwenkte aus, um einem Rollwagen mit Ballonreifen und einer Ladung Häute auszuweichen. »Ich bin ihm auf der Straße gefolgt. An einem einzigen Tag sind ein Dutzend Räder in seiner Nähe umgekippt. Wenn man die Radfahrer im Krankenhaus besucht, man bekommt immer die gleiche Geschichte zu hören. Ein Skorpion neben dem Handbremshebel …«
    »Wie heißt es so schön: ›What you see is what you get‹«, kommentierte der Finne. »Ich hab die schematischen Zeichnungen vom Silizium des Burschen gesehn. Irre. Was er sich vorstellt, das siehst du. Schätze, der könnte es auf’nen Impuls reduzieren und damit lässig’ne Retina braten.«
    »Hast du das eurer Freundin gesagt?« Terzibashjian beugte sich zwischen den Ultraveloursitzen nach vorne. »In der Türkei sind Frauen noch Frauen. Aber die …«
    Der Finne prustete. »Die knüpft dir die Eier als Fliege um den Hals, wenn du sie schief anguckst.«
    »Diese Redewendung verstehe ich nicht.«
    »Schon okay«, sagte Case. »Heißt so viel wie ›Halt die Klappe‹.«
    Der Armenier lehnte sich zurück, aber der Geruch seines metallischen Rasierwassers blieb vorne in der Luft hängen. Er begann, in einer seltsamen Mischung aus Griechisch, Französisch, Türkisch und einzelnen englischen Brocken leise in einen Sender-Empfänger von Sanyo zu sprechen. Der Sanyo antwortete auf Französisch. Der Mercedes bog sanft um eine Ecke. »Der Gewürzbasar, auch bekannt als Ägyptischer Basar«, erklärte der Wagen, »entstand auf dem Gelände eines ehemaligen Basars, den Sultan Hatice 1660 errichten ließ. Es ist der hiesige Hauptmarkt für Gewürze, Software, Parfüm und Drogen …«

    »Drogen«, wiederholte Case, während er dem Hin und Her der Scheibenwischer auf dem kugelsicheren Lexan zusah. »Was hast du vorhin noch gleich über diesen Riviera und Drogen gesagt, Jersey?«
    »Er nimmt eine Mischung aus Kokain und Meperidin.« Der Armenier widmete sich wieder dem Zwiegespräch mit seinem Sanyo.
    »Demerol hieß das früher«, sagte der Finne. »Er ist’n Speedfreak. Komische Leute, mit denen du

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