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Neuromancer-Trilogie

Titel: Neuromancer-Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Gibson
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schmelzende Scheißkapseln. Scheiß drauf. Ich will’ne volle Dröhnung.«
    Er ging, ohne Molly zu wecken, wie er glaubte. Wegen der Linsen war er sich da nie sicher. Er schüttelte die Anspannung in seinen Gliedern ab und trat in den Aufzug. Zusammen mit einer Italienerin in makellosem Weiß, deren Wangen und Nase mattschwarz gepudert waren, fuhr er nach oben. Ihre weißen Nylonschuhe hatten Stahlabsätze. Das teuer aussehende Ding in ihrer Rechten glich einer Kreuzung aus Miniaturpaddel und orthopädischer Schiene. Sie war auf dem Weg zu irgendeinem flotten Spiel, das Case nicht kannte.
    Auf der Dachwiese bahnte er sich einen Weg durch den Wald aus Bäumen und Sonnenschirmen, bis er auf einen Swimmingpool stieß. Nackte Körper glänzten auf den türkisen Fliesen. Er trat unter den Schatten einer Markise und drückte seinen Chip gegen eine dunkle Glasplatte. »Sushi«, sagte er, »oder was da ist.« Zehn Minuten später kam ein eifriger chinesischer Kellner mit seinem Essen. Er mampfte rohen Thunfisch und Reis und sah zu, wie die Leute sich bräunten. »Herrgott«, sagte er zu seinem Thunfisch, »ich würd durchdrehen dabei.«

    »Nichts sagen«, meinte jemand, »ich weiß es schon. Du bist’n Gangster, stimmt’s?«
    Er blinzelte zu ihr hoch, ins Sonnenband. Langer, jugendlicher Körper, melaninverstärkte Bräune, aber sie gehörte nicht zu der Pariser Bagage.
    Sie hockte sich neben ihn; Wasser tropfte auf die Fliesen. »Cath«, sagte sie.
    Er, nach einer Pause: »Lupus.«
    »Was für’n Name ist’n das?«
    »Griechisch«, sagte er.
    »Bist du wirklich’n Gangster?« Der Melaninstoß hatte die Bildung von Sommersprossen nicht verhindert.
    »Ich bin ein Junkie, Cath.«
    »Was für einer?«
    »Stimulanzien. Stimulanzien fürs zentrale Nervensystem. Superstarke Stimulanzien fürs zentrale Nervensystem.«
    »Ja und, hast du welche?« Sie beugte sich näher. Chlorwasser tröpfelte auf sein Hosenbein.
    »Nein, das ist mein Problem, Cath. Weißt du, wo wir was kriegen können?«
    Cath ließ sich auf die braunen Fersen zurücksinken und leckte an einer brünetten Haarsträhne, die an ihrem Mund klebte. »Auf was stehst du?«
    »Kein Koks, kein Amphetamin. Muss aber voll reinpowern.« Und das wär’s dann, dachte er verdrossen, lächelte jedoch ihretwegen weiter.
    »Betaphenäthylamin«, sagte sie. »Kein Problem. Geht aber auf deinen Chip.«
     
    »Du machst Witze«, sagte Caths Partner und Zimmergenosse, als Case die besonderen Eigenschaften seiner Bauchspeicheldrüse aus Chiba erläuterte. »Ich meine, kannst du sie nicht verklagen oder so? Auf Kunstfehler?« Der Typ hieß Bruce und
glich Cath wie eine männliche Zwillingsversion bis zur letzten Sommersprosse.
    »Tja«, sagte Case, »das ist so’ne Sache. Gewebeverträglichkeit und so.« Aber Bruces Augen waren schon wieder dumpf vor Langeweile. Hat die Aufmerksamkeitsspanne einer Mücke, dachte Case und betrachtete die braunen Augen.
    Ihr Zimmer war kleiner als das von Molly und Case und lag in einem tieferen Stockwerk. Fünf riesige Cibachrome von Tally Isham klebten an der gläsernen Balkontür, ein Anzeichen dafür, dass sie schon länger hier wohnten.
    »Echt stark, was?«, sagte Cath, als sie sah, dass er die transparenten Bilder betrachtete. »Von mir. In der S/N-Pyramide aufgenommen, als wir das letzte Mal den Schacht runtergegangen sind. Sie war so nah und hat einfach gelächelt, so richtig natürlich. Und es war schlimm da unten, Lupus. Am Tag zuvor hatten die Christkönig-Terroristen Angel ins Leitungswasser gekippt, weißt du?«
    »Ja«, sagte Case. Ihm war plötzlich unbehaglich zumute. »Üble Sache.«
    »Also«, mischte sich Bruce ein, »wegen dem Beta, das du kaufen willst …«
    »Die Frage ist, kann mein Stoffwechsel das umsetzen?« Case zog die Brauen hoch.
    »Ich sag dir was«, sagte der Junge. »Du testest es einfach. Wenn deine Bauchspeicheldrüse drauf losgeht, geht’s auf Rechnung des Hauses. Das erste Mal kostet nichts.«
    »Den Spruch kenn ich«, sagte Case und nahm das hellblaue Derm in Empfang, das ihm Bruce über die schwarze Bettdecke hinstreckte.
     
    »Case?« Molly setzte sich im Bett auf und schüttelte sich die Haare von den Linsen.
    »Wer sonst, Süße?«

    »Was ist denn in dich gefahren?« Die Linsen folgten ihm durchs Zimmer.
    »Hab vergessen, wie man’s ausspricht«, sagte er, während er einen fest zusammengerollten, in durchsichtiges Plastik verpackten Streifen blauer Derms aus seiner Hemdtasche zog.
    »O Mann«, sagte

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