Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Neuromancer-Trilogie

Titel: Neuromancer-Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Gibson
Vom Netzwerk:
Virusprogramme?«
    »Nicht gerade wahnsinnig viel.«
    »Schon mal was von’ner Gattung namens Kuang Mark 11 gehört?«
    »Nein.«
    Case seufzte. »Also, ich hab hier’nen benutzerfreundlichen chinesischen Eisbrecher auf’ner Einmalkassette. Irgendwelche Leute in Frankfurt behaupten, er könnte’ne KI knacken.«

    »Gut möglich, wenn er vom Militär ist.«
    »Sieht so aus. Jetzt hör mal zu, Dix, und hilf mir mit deinem Hintergrundwissen, okay? Armitage plant anscheinend’nen Run auf’ne KI, die Tessier-Ashpool gehört. Der Mainframe steht in Bern, ist aber mit’nem andern in Rio verbunden. Der in Rio ist derjenige, der dich das erste Mal hirntot gemacht hat. Sieht so aus, als liefe die Verbindung über Straylight, die Home Base von T-A am Ende der Spindel, und als sollten wir uns mit dem chinesischen Eisbrecher Zutritt verschaffen. Wenn also Wintermute hinter der ganzen Sache steckt, bezahlt er uns dafür, dass wir ihn verbrennen. Er will sich selbst verbrennen. Und etwas, das sich Wintermute nennt, versucht dauernd, sich an mich ranzuschleimen, damit ich Armitage aufs Kreuz lege. Was soll das?«
    »Das Motiv«, sagte die Konstruktion. »Das Motiv ist echt’n Problem bei’ner KI. Nicht menschlich, verstehste?«
    »Tja … na klar.«
    »Nix ist klar. Ich meine,’ne KI ist kein Mensch. Aus der wirst du nie schlau. Ich bin auch kein Mensch, aber ich reagiere zumindest wie einer.«
    »Sekunde mal«, sagte Case. »Bist du empfindungsfähig oder nicht?«
    » Meinem Empfinden nach schon, mein Junge, aber eigentlich bin ich bloß’n Häufchen ROM. Das wird wieder so’ne, ähm, philosophische Frage sein …« Gelächter schepperte hässlich durch Cases Rückgrat. »Aber ich werd dir wohl kaum Gedichte schreiben, wenn du verstehst, was ich meine. Bei deiner KI wär das durchaus drin. Trotzdem ist sie keinesfalls menschlich .«
    »Du meinst also, wir kriegen ihr Motiv nicht zu fassen?«
    »Gehört sie sich selbst?«
    »Sie hat die schweizerische Staatsbürgerschaft, aber T-A besitzt die Basis-Software und den Mainframe.«

    »Guter Witz«, sagte die Konstruktion. »Als würd ich sagen, ich besitze dein Gehirn und was du weißt, aber deine Gedanken haben die schweizerische Staatsbürgerschaft. Sicher. Viel Glück, KI.«
    »Sie will sich also tatsächlich selber verbrennen?« Case begann, nervös auf dem Deck herumzutippen. Die Matrix verschwamm und wurde wieder klar. Er sah den Komplex pinkfarbener Sphären, die ein sikkimisches Stahlkombinat repräsentierten.
    »Autonomie, das ist das Schreckgespenst, wenn es um diese KIs geht. Ich vermute, du sollst da reingehen, Case, um die festverdrahteten Fesseln zu sprengen, die das Baby dran hindern, noch schlauer zu werden. Und ich wüsste zum Beispiel nicht, wie man zwischen einem Schritt der Muttergesellschaft und einem Schritt, den die KI aus eigenem Antrieb tut, unterscheiden sollte. Vielleicht kommt das Chaos daher.« Wieder dieses Nichtlachen. »Weißt du, diese Dinger können wirklich malochen, sich Zeit kaufen, um Kochbücher zu schreiben oder so, aber in dem Moment, genauer gesagt, in der Nanosekunde, in der sie anfangen, sich zu überlegen, wie sie noch schlauer werden könnten, löscht Turing sie. Niemand traut diesen Mistdingern übern Weg. Jede KI hat immer auch’ne elektromagnetische Kanone vor der Stirn.«
    Case starrte auf die pinkfarbenen Sphären von Sikkim. »Okay«, sagte er schließlich. »Ich fahr das Virus rein. Schau dir seinen Befehlsaufbau an und sag mir, was du davon hältst.«
    Das unbestimmte Gefühl, dass ihm jemand über die Schulter blickte, verschwand für ein paar Sekunden und kehrte dann zurück.
    »Heißes Ding, Case. Ist ein langsames Virus. Braucht schätzungsweise sechs Stunden, um ein militärisches Ziel zu knacken.«
    »Oder’ne KI.« Er seufzte. »Können wir’s einsetzen?«

    »Sicher«, sagte die Konstruktion, »sofern du keine krankhafte Angst vor dem Tod hast.«
    »Du wiederholst dich, Mann.«
    »Das ist nun mal meine Natur.«
     
    Molly schlief, als er ins Intercontinental zurückkehrte. Er setzte sich auf den Balkon und beobachtete einen Microlight mit regenbogenfarbenen Polymerisatflügeln, der die Krümmung von Freeside hinaufjagte und seinen dreieckigen Schatten auf Wiesen und Dächer warf, bis er schließlich hinter dem Band des Lado-Acheson-Systems verschwand.
    »Ich will abheben«, sagte er zu dem blauen Kunsthimmel. »Will mal wieder richtig high sein, klar? Getürkte Bauchspeicheldrüse, Stöpsel in der Leber,

Weitere Kostenlose Bücher