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Neuromancer-Trilogie

Titel: Neuromancer-Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Gibson
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Inventur gemacht und festgestellt, dass die ROM-Persönlichkeitskonstruktion von McCoy Pauley fehlt.«
    »In Istanbul«, sagte Roland beinahe entschuldigend, »war’s ganz einfach. Die Frau hatte Armitages Kontaktmann bei der Geheimpolizei vergrätzt.«
    »Und dann bist du hierher gekommen.« Pierre steckte das Fernglas in die Tasche seiner Shorts. »Wir waren entzückt.«
    »Weil ihr da was für eure Bräune tun konntet?«
    »Du weißt, was wir meinen«, sagte Michèle. »Wenn du dich absichtlich dumm stellst, machst du die Sache nur schlimmer für dich. Da ist einmal das Auslieferungsgesuch. Du wirst mit uns zurückfliegen, Case, ebenso wie Armitage. Aber wohin genau? In die Schweiz, wo du lediglich eine Randfigur im Prozess gegen eine Künstliche Intelligenz sein wirst? Oder ins le BAMA, wo Beweise gegen dich vorliegen, dass du nicht nur an einem Dateneinbruch und einem Diebstahl beteiligt warst, sondern auch an einem Landfriedensbruch, der vierzehn unschuldige Menschenleben gefordert hat? Du hast die Wahl.«
    Case fischte eine Yeheyuan aus der Schachtel; Pierre zündete sie ihm mit dem goldenen Dunhill an. »Würde Armitage dich decken?« Das Klicken des zuschnappenden Feuerzeugdeckels setzte ein Ausrufezeichen hinter die Frage.
    Case blickte durch den bohrenden Schmerz des Betaphenäthylamins zu ihm auf. »Wie alt bist du, Boss?«
    »Alt genug, um zu wissen, dass du im Arsch bist. Du bist verbrannt, die Sache ist gelaufen, und du stehst im Weg.«
    »Nur eins noch«, sagte Case und zog an seiner Zigarette. Er blies dem Turing-Agenten den Rauch ins Gesicht. »Seid ihr
hier überhaupt zuständig? Ich meine, solltet ihr nicht den Sicherheitsdienst von Freeside zu unsrer kleinen Fete hinzuziehen? Immerhin sind wir ja auf deren Territorium, oder?« Er sah, wie die dunklen Augen in dem schmalen Jungengesicht hart wurden, und machte sich auf einen Schlag gefasst, aber Pierre zuckte nur mit den Achseln.
    »Spielt keine Rolle«, sagte Roland. »Du kommst mit uns. Wir kennen uns mit solchen Zuständigkeitsproblemen aus. Die Verträge, in deren Rahmen unser Zweig des Registers operiert, lassen uns viel Freiraum. Und wir schaffen uns den Freiraum, wenn nötig.« Er ließ plötzlich die liebenswürdige Maske fallen. Sein Blick wurde so hart wie der von Pierre.
    »Du bist nicht nur ein Idiot, sondern was viel Schlimmeres.« Michèle stand mit der Pistole in der Hand auf. »Du scherst dich einen Dreck um deine Gattung. Seit Jahrtausenden träumt der Mensch von einem Pakt mit Dämonen. Erst jetzt ist so was möglich. Und was wäre dein Lohn? Was bekämst du dafür, diesem Ding zu helfen, sich zu befreien und zu wachsen?« In ihrer jungen Stimme lag ein wissender Überdruss, über den eine Neunzehnjährige niemals verfügt hätte. »Zieh dich jetzt an! Du kommst mit. Zusammen mit dem Mann, den du Armitage nennst, fliegst du mit uns nach Genf zurück, wo du im Prozess gegen diese Intelligenz aussagen wirst. Wenn nicht, bringen wir dich um. Also los.« Sie hob die Pistole, eine glatte, schwarze Walther mit integriertem Schalldämpfer.
    »Ich zieh mich ja schon an«, sagte er und taumelte zum Bett. Seine Beine waren immer noch taub und schwerfällig. Er hantierte mit einem sauberen T-Shirt.
    »Wir haben ein Schiff hier. Pauleys Konstruktion werden wir mit einer Impulswaffe löschen.«
    Und die vielen Beweise im Hosaka gleich mit, dachte Case und sagte: »Da wird sich Sense/Net aber freuen.«

    »Die haben schon genug Ärger, weil sie so was überhaupt besessen haben.«
    Case zog sich das T-Shirt über den Kopf. Er sah den Shuriken auf dem Bett. Lebloses Metall, sein Stern. Er tastete nach dem Zorn. Weg. Zeit, aufzugeben, auszusteigen … Er dachte an die Giftsäckchen. »Das war’s dann wohl«, murmelte er.
    Im Aufzug zur Dachwiese dachte er an Molly. Vielleicht war sie schon in der Villa Straylight, auf der Jagd nach Riviera. Und vermutlich gejagt von Hideo, der nahezu mit Sicherheit der geklonte Ninja aus der Story des Finnen war, derjenige, der aufgetaucht war, um den sprechenden Kopf wiederzubeschaffen.
    Er lehnte den Kopf gegen die mattschwarze Wandverkleidung aus Kunststoff und schloss die Augen. Seine Glieder waren wie Holz, altes, verzogenes, regennasses Holz.
    Unter den Bäumen und den bunten Sonnenschirmen wurde der Lunch serviert. Roland und Michèle fielen in ihre Rolle zurück und plauderten munter auf französisch. Pierre bildete die Nachhut. Michèle hielt Case die Pistole an die Rippen und tarnte sie mit einer

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