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Neva

Neva

Titel: Neva Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Grant
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Ihr Tonfall ist scharf. »Er bedeutet mir alles. Du bist meine beste Freundin, Herrgott noch mal.«
    »Es ist einfach passiert.« Aber wir wissen beide, dass das gelogen ist. Nichts passiert einfach nur so. Es kommt zu einem Autounfall, weil zwei Leute eine Reihe von Entscheidungen treffen, die schließlich zur Kollision führen. Selbst der Tod verlangt einen letzten Atemzug und die Aufgabe.
    »Du wirst dir etwas Besseres einfallen lassen müssen«, entgegnet sie und durchbohrt mich mit ihren Blicken. »War das das erste Mal?«
    Ich schüttele den Kopf.
    »Gott!«, brüllt sie, und ihre Stimme erfüllt die Dunkelheit. »Seid ihr zwei zusammen?«
    »Nein.« Blanker Hass strahlt von ihr aus. »Nein«, wiederhole ich lauter. »Wir haben uns versehentlich in der Dunkelheit geküsst.«
    »Bei der Dunkelparty? Ist es das, was du meinst? Ihr habt hinter meinem Rücken …«
    »Nein, so war es nicht. Wir haben uns geküsst und … Ich weiß nicht. Wir haben etwas füreinander empfunden.«
    »Ihr habt etwas füreinander empfunden.« Sie verspottet mich.
    »Es ist schwer zu erklären.«
    »Gib dir Mühe.«
    »Wir haben versucht, uns voneinander fernzuhalten …«
    »Oh, ihr habt’s also versucht«, ruft sie. »Anscheinend seid ihr in dieser Disziplin totale Nieten.«
    »Wir wollten nicht … Wir haben nur …« Ich gebe auf. Es gibt keine Erklärung dafür. »Wir wollten dir nicht weh tun. Es hat nichts bedeutet.«
Es hat alles bedeutet.
    »Warum habt ihr es dann gemacht? Wie konntest du mir Braydon wegnehmen?«
    »Ich habe dir nichts weggenommen.« Es kostet mich jedes bisschen Kraft, doch ich füge hinzu: »Du kannst dich mit Braydon versöhnen. Du kannst ihm verzeihen.«
    Lange starrt sie in die Dunkelheit. »Ich werde es zumindest versuchen. Ich liebe ihn, Nev.«
    Ich hole tief Luft. Vielleicht kommt mit der Zeit alles wieder in Ordnung. »Kannst du mir verzeihen?«
    Eine Sekunde lang lächelt sie fast, und ich glaube, dass alles wieder gut wird.
    »Sanna?«, hake ich nach, als sie nicht antwortet.
    »Nein«, antwortet sie ruhig. »Dir werde ich das nie verzeihen.«
    Innerlich zerspringe ich in tausend Stücke.
    »Ich hasse dich. Ich will dich nie wiedersehen.« Sie spricht die Worte deutlich und klar aus, und sie hallen in der stillen Nachtluft wider. Dann wendet sie sich ab und geht.
    »Lass mich nicht allein, Sanna«, flehe ich und spüre, wie sich die Dunkelheit um mich zusammenzieht. Sie läuft weiter.
    Ich bin starr vor Angst. Hinter mir ertönt ein tiefes Grollen. Plötzlich ist Braydon auf dem Motorrad neben mir. »Alles okay mit dir?«, fragt er.
    »Geh und bring das mit Sanna in Ordnung.« Ich schlinge die Arme um mich.
    »Neva, ich will Sanna nicht.«
    Ich weiche zurück, so dass er mich nicht berühren kann. Er muss das Motorrad im Gleichgewicht halten und sich nun stark verdrehen, um mich überhaupt sehen zu können.
    »Geh!«, brülle ich und renne in die andere Richtung davon, weg von Braydon und Sanna.
    Das Aufheulen des Motors lässt mich herumwirbeln. Ich sehe, wie Sanna hinter Braydon auf die Maschine klettert. Sie legt ihre Arme um ihn, schmiegt ihren Körper an ihn. Sie fahren davon. Ein Mondstrahl stößt durch die Wolkenprojektionen. Das Licht spiegelt sich auf dem Straßenpflaster und leuchtet mir in der Dunkelheit.

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    20 . Kapitel
    I ch laufe minuten- oder stundenlang, ich weiß es nicht. Das Tappen meiner Füße auf der Straße ist das einzige Geräusch, das zu hören ist. Ich glaube, einen echten Stern außerhalb der Protektosphäre glitzern zu sehen; es ist nur ein milchiger Punkt. Großmama sagte, dass man im richtigen Licht, wenn man sich wirklich konzentriert, tatsächlich einen Blick auf das erhaschen könnte, was jenseits der Protektosphäre liegt. Einmal nahm sie mich in einer Nacht wie dieser mit hinaus. Der Mond war nur eine gelbliche verschwommene Sichel, die durch die Protektosphäre kaum sichtbar war. Wir legten uns im nassen Gras auf den Rücken. Sie nahm meinen Finger und führte ihn zu den unscharfen Lichtflecken im Nachthimmel.
    »Das ist ein Stern«, sagte sie, während sie mit meinem Finger in den Himmel malte. »Und noch einer, und da ist noch einer.« Ihre Großmutter, erzählte sie mir, hatte sogar noch die Namen gewusst. »Und da.« Sie beschrieb einen Kreis mit meinem Finger. »Kannst du ihn sehen? Genau da.« Ich nickte eifrig, aber es stimmte nicht. Schon damals dachte ich, wir hätten gemeinsam nur so getan: Ich wollte die Sterne sehen, also konnte ich es. Es

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