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Nevada Pass

Nevada Pass

Titel: Nevada Pass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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Colonel aus der US-Kavallerie weiterreichte. »Sagen Sie selbst, Colonel Fairchild, übertrifft das nicht alles? Da kommt doch tatsächlich einer, um den armen alten Sepp Calhoun festzunehmen. Was um alles in der Welt soll ich denn jetzt bloß machen?«
    Colonel Fairchild las die Mitteilung, aber er äußerte sich nicht dazu. Sein Gesicht blieb ausdruckslos. Er öffnete verächtlich die Hand und ließ das Blatt zu Boden fallen. Für einen Augenblick trat ein wachsamer Ausdruck in Calhouns Augen, aber dann entspannte er sich und lächelte wieder. Er konnte sich das Lächeln leisten. Er wandte sich an die vier Männer an der Tür – zwei zerlumpte Weiße und zwei ebenso wenig anziehende Indianer – die ihre vier Gewehre auf Fairchild und die beiden Soldaten gerichtet hatten, und sagte: »Der Colonel hat sicher Hunger. Bringt ihn zu seinem Frühstück zurück.«
    »Jetzt versuchen Sie bitte, den Telegraphisten in Reese City zu erreichen«, sagte Claremont zu Ferguson. »Fragen Sie ihn, ob er irgendwas über Captain Oakland und Lieutenant Newell weiß.«
    »Wir werden uns an den Bahnhofsvorsteher halten müssen, Sir«, erwiderte Ferguson. »Reese City hat keinen Telegraphisten mehr – der ist schon vor längerer Zeit zu den Goldminen abgehauen.«
    »Na gut, dann versuchen wir es eben mit dem Bahnhofsvorsteher.«
    »Jawohl, Sir.« Ferguson zögerte. »Es heißt aber, daß er sich im Bahnhof nur sehr selten blicken läßt, Sir. Die meiste Zeit seines Lebens scheint er im Hinterzimmer des Hotel Imperial zu verbringen.«
    »Probieren Sie es wenigstens.«
    Und Ferguson probierte es. Er sendete das Rufzeichen mindestens ein dutzendmal, bevor er aufblickte und sagte: »Ich glaube, ich komme nicht durch, Sir.«
    O'Brien sagte leise zu Pearce: »Vielleicht sollte man das Telegraphenamt ins Imperial verlegen.« Claremonts zusammengepreßte Lippen zeigten, daß die Bemerkung nicht leise genug gewesen war, aber er überging sie und sagte zu Ferguson: »Versuchen Sie es weiter.«
    Ferguson gehorchte, aber aus seinen Kopfhörern drang nicht das leiseste Ticken. Er schüttelte den Kopf und sah Claremont an, der ihn erst gar nicht zu Wort kommen ließ: »Das Gerät am anderen Ende ist nicht besetzt, wie?«
    »Nein, Sir, daran liegt es nicht.« Ferguson war echt verwirrt. »Die Leitung ist tot. Wahrscheinlich ist ein Übertragungsrelais ausgefallen.«
    »Ich verstehe nicht, wie das passiert sein kann. Kein Schnee, kein Sturm – und als wir gestern von Reese City aus das Fort anriefen, war noch alles in Ordnung. Versuchen Sie es weiter, während wir frühstücken.« Er zögerte, streifte Deakin mit einem angewiderten Blick und wandte sich schließlich an Pearce: »Soll dieser Verbrecher, dieser Houston, etwa mit uns essen?«
    »Deakin«, verbesserte Ferguson sanft. »Nicht Houston.«
    »Schnauze«, befahl Pearce grob. Und dann beantwortete er die Frage des Colonels: »Wenn es nach mir ginge, könnte er ruhig verhungern – aber, na ja, er kann sich zu mir an den Tisch setzen. Natürlich nur, wenn der Reverend und der Doktor nichts dagegen haben.« Er blickte sich suchend um. »Wie ich sehe, ist der gute Doktor noch gar nicht da.« Er packte Deakin am Arm: »Los, kommen Sie.«
    Die sieben Leute ließen sich auf den gleichen Plätzen wie am Abend zuvor nieder, wobei Deakin den Platz von Dr. Molyneux einnahm, der noch immer nicht erschienen war. Peabody, der neben ihm saß, fühlte sich offenkundig höchst unbehaglich: Immer wieder streifte er Deakin mit heimlichen Blicken und machte den Eindruck, als rechne er jede Sekunde darauf, daß seinem Tischgenossen Hörner und ein gespaltener Schwanz wüchsen. Deakin seinerseits achtete gar nicht auf ihn: Wie man es von einem Menschen erwartet, der längere Zeit gezwungenermaßen nichts gegessen hat, widmete er seine ungeteilte Aufmerksamkeit dem, was vor ihm auf dem Teller lag.
    Claremont beendete sein Frühstück, lehnte sich zurück, bedeutete Henry, ihm Kaffee nachzuschenken, zündete sich eine Zigarette an und blickte hinüber zu Pearces Tisch. Ein frostiges Lächeln erschien auf seinem Gesicht.
    »Ich fürchte, Dr. Molyneux hat Schwierigkeiten, sich den Frühstückszeiten der Armee anzupassen. Henry, gehen Sie und wecken Sie ihn.« Er drehte sich um und rief in den Gang hinaus: »Ferguson?«
    »Nichts, Sir. Die Leitung bleibt tot.«
    Einen Augenblick lang trommelte Claremont unentschlossen mit den Fingern auf das Tischtuch. Dann traf er eine Entscheidung. »Packen Sie ein«, rief er

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