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Nevada Pass

Nevada Pass

Titel: Nevada Pass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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oben bis unten voller Schnee, und ich hole mir den Tod!«
    »Nein. Sie stehen auf, ziehen sich an und holen Colonel Claremont.«
    »Ich soll mich anziehen? Während Sie hier liegen und –«
    Deakin hielt sich ergeben die Hand vor die Augen. »Mein liebes Kind – ich meine, Madam – ich habe andere und weit weniger angenehme Dinge im Kopf. Sie haben den Ausweis gesehen. Achten Sie darauf, daß niemand Sie stört, wenn Sie mit dem Colonel reden, und daß niemand Sie sieht, wenn Sie ihn herbringen. Sagen Sie ihm nicht, daß ich hier bin.«
    Marica streifte ihn mit einem nachdenklichen Blick, aber sie stellte keine Fragen mehr – Deakins Gesichtsausdruck erstickte jeden Widerspruch im Keime. Sie zog sich hastig an, ging und kehrte zwei Minuten später mit dem verständlicherweise reichlich verwirrt dreinblickenden Colonel zurück.
    Als Marica die Türe hinter sich geschlossen hatte, zog Deakin sich die Bettdecke vom Gesicht und schwang die Beine über den Rand der Koje.
    »Deakin!« Claremont war fassungslos. »Was in Gottes Namen –« Er brach ab und griff nach dem Colt an seiner Hüfte.
    »Lassen Sie das verdammte Schießeisen stecken«, sagte Deakin müde. »Sie werden später noch genug Gelegenheit haben, es zu benutzen. Allerdings nicht gegen mich.«
    Er reichte Claremont seinen Ausweis. Der Colonel nahm ihn zögernd entgegen und las ihn, aber erst beim dritten Mal begriff er, was er in der Hand hielt. »›John Stanton Deakin … US-Regierung … Geheimdienst … Allan Pinkerton‹.« Er fand seine Fassung erstaunlich schnell wieder und gab Deakin den Ausweis gelassen zurück. »Mr. Pinkerton kenne ich persönlich. Das ist seine Unterschrift. Ich erkennen Sie jetzt. Ich weiß, wer Sie sind: 1866 hießen Sie John Stanton. Sie sind der Mann, der damals den Überfall auf den Adams Express aufklärte, bei dem 700.000 Dollar geraubt worden waren.« Deakin nickte. »Was kann ich für Sie tun, Mr. Deakin?«
    »Was du für ihn tun kannst; – aber du hast ihn doch gerade erst kennengelernt.« Marica schien nichts mehr zu begreifen. »Woher weißt du, daß er – ich meine, willst du ihm keine Fragen steilen oder –«
    »Niemand stellt John Stanton Deakin Fragen, meine Liebe«, erklärte Claremont nachsichtig.
    »Aber ich habe noch nie auch nur ein Wort von ihm gehört.«
    »Wir dürfen keine Werbung betreiben«, sagte Deakin geduldig. »Geheimdienst ist nun mal eine geheime Sache. Für Fragen ist jetzt keine Zeit. Sie sind hinter mir her, und Ihr beider Leben ist keinen Pfifferling mehr wert.« Er hielt nachdenklich inne. »Das träfe allerdings auch dann zu, wenn sie nicht hinter mir her wären.« Er öffnete die Tür einen Spalt, lauschte und schloß sie wieder. »Sie sind vorne und reden. Das ist unsere Chance. Kommen Sie.« Er riß das Laken von Maricas Bett und stopfte es unter seine Jacke.
    »Was haben Sie damit vor?« fragte Claremont.
    »Das erkläre ich Ihnen später. Kommen Sie.«
    »Kommen? Mit Ihnen? Und mein Onkel? Ich kann ihn doch nicht einfach –«
    Deakin sagte sehr sanft: »Ich habe die Absicht, dafür zu sorgen, daß der ehrenwerte und aufrechte Gouverneur, Ihr geliebter Onkel, wegen Mordes, Hochverrats und schweren Diebstahls vor Gericht kommt.«
    Marica sah ihn fassungslos an. Deakin öffnete vorsichtig die Tür. Aus dem Tagesabteil der Offiziere drang Stimmengewirr. Henrys Worte waren deutlich zu verstehen: »Richmond! Da habe ich ihn gesehen! In Richmond!« Henry klang ausgesprochen unheilvoll. »Dreiundsechzig war es. Ein Spion der Union! Ich habe ihn nur einmal gesehen. Er konnte fliehen. Aber er ist es!«
    »Großer Gott! Ein Geheimagent!« O'Briens Stimme klang unangenehm, aber gleichzeitig war ihr deutlich zu entnehmen, daß er Angst hatte. »Sie wissen, was das bedeutet, Gouverneur?«
    Offensichtlich wußte der Gouverneur es nur zu genau, denn seine Stimme zitterte und klang ungewöhnlich schrill:
    »Sucht ihn! Um Himmels willen, sucht ihn. Und wenn ihr ihn findet, bringt ihn um. Hört ihr? Bringt ihn um! Bringt ihn um!«
    »Ist er nicht einfach reizend?« flüsterte Deakin in Maricas Ohr.
    Lautlos schlich er den Gang entlang. Marica folgte ihm bleich und zitternd, und den Abschluß bildete der erstaunlich gelassene Claremont. Sie durchquerten hastig den Speisesaal und traten auf die hintere Plattform hinaus. Schweigend wies Deakin auf das Dach. Claremont sah ihn zuerst verwirrt an, aber dann nickte er. Mit Deakins Hilfe war er im Nu oben, klammerte sich mit einer Hand an

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