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Nevada Pass

Nevada Pass

Titel: Nevada Pass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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einen Entlüfter und reichte die andere Marica. Bald waren alle drei auf dem Dach und drängten sich eng zusammen.
    »Es ist schrecklich hier!« Maricas Stimme zitterte, aber vor Kälte, nicht vor Angst. »Wir werden erfrieren!«
    »Sagen Sie nichts Schlechtes über Zugdächer«, tadelte Deakin sie. »Für mich sind sie eine Art zweite Heimat geworden. Außerdem ist hier im Augenblick der sicherste Platz. Vorsicht! Bücken!«
    Gehorsam duckten sie sich, und ein schwerer Kiefernast fegte über sie hinweg. Deakin sagte: »Das mit dem sichersten Platz gilt natürlich nur, wenn man auf diese verdammten, tiefhängenden Äste achtet.«
    »Und nun?« fragte Claremont ruhig.
    »Wir warten. Wir warten und horchen.« Deakin streckte sich auf dem Dach aus und legte sein Ohr an den Entlüfter. Claremont tat das gleiche. Deakin streckte den Arm aus und zog Marica zu sich heran.
    »Sie brauchen mich nicht festzuhalten«, sagte Marica kühl.
    »Ich möchte aber. Das macht die romantische Umgebung«, erklärte Deakin. »Ich bin für diese Dinge sehr empfänglich.«
    »Ach, wirklich?« Ihre Stimme war eisig.
    »Ich will nicht, daß Sie von diesem verdammten Zug herunterfallen.«
    Marica verfiel in Schweigen.
    »Sie sind direkt unter uns«, sagte Claremont leise. Deakin nickte.
    O'Brien, Pearce und Henry standen mit dem Gewehr in der Hand unschlüssig im Speiseabteil.
    Pearce sagte: »Wenn Henry einen Schrei gehört und Deakin tatsächlich mit Carlos gekämpft hat, dann sind sie vielleicht beide vom Zug gefallen und –«
    Völlig außer Atem stürzte der Gouverneur herein:
    »Meine Nichte ist verschwunden!«
    Es entstand ein kurzes, verblüfftes Schweigen, von dem O'Brien sich als erster erholte. Er sagte zu Henry: »Sehen Sie nach, ob Colonel Claremont – nein, lassen Sie, ich gehe selbst.«
    Deakin und Claremont wechselten einen Blick, dann drehte Deakin sich um und schaute gerade rechtzeitig über das hintere Dachende um zu sehen, wie O'Brien vom ersten in den zweiten Waggon eilte. Deakin bemerkte, daß O'Brien die elementarste Höflichkeitsregel außer acht ließ, indem er seine Pistole nicht ins Halfter schob, bevor er bei seinem kommandierenden Offizier vorsprach. Deakin kroch zu dem Entlüfter zurück und legte geistesabwesend den Arm um die Schultern des Mädchens. Wenn sie immer noch etwas dagegen einzuwenden hatte, so versäumte sie diesmal, es zu sagen.
    Claremont fragte: »Hatten Sie und Carlos eine Auseinandersetzung?«
    »Gewissermaßen. Auf dem Dach des Versorgungswaggons. Er fiel herunter.«
    »Carlos fiel herunter?« Maricas Aufnahmefähigkeit für neue und immer unangenehmere Enthüllungen war so ziemlich erschöpft. »Aber – aber vielleicht ist er schwer verletzt. Ich meine, vielleicht liegt er irgendwo neben dem Gleis und erfriert in dieser entsetzlichen Kälte.«
    »Nein, er liegt nicht neben dem Gleis, und er spürt auch die Kälte nicht mehr. Wir fuhren gerade über eine Brücke, als es passierte. Er stürzte in eine Schlucht.«
    »Sie haben ihn getötet!« Deakin konnte die heiseren Worte kaum verstehen. »Das ist Mord!«
    Deakin verstärkte den Griff um ihre Schultern. »Wäre es Ihnen vielleicht lieber, wenn ich auf dem Grund der Schlucht läge?«
    Sie schwieg einige Augenblicke, und dann sagte sie: »Es tut mir leid, das war dumm von mir.«
    »Jawohl«, bestätigte Claremont unhöflich. »So, Mr. Deakin, was nun?«
    »Wir übernehmen die Lokomotive.«
    »Sind wir da sicher?«
    »Ja, sobald wir unseren Freund Banlon los sind.« Claremont sah ihn verständnislos an. »Tut mir leid, Sir, aber Banlon gehört auch dazu.«
    »Ich kann es nicht fassen!«
    »Er hat mindestens drei Männer auf dem Gewissen.«
    »Drei Männer?«
    »Von dreien weiß ich es mit Sicherheit.«
    Auch diese Eröffnung verarbeitete Claremont in erstaunlich kurzer Zeit. Er sagte mit ruhiger Stimme: »Er ist also bewaffnet?«
    »Ich weiß es nicht. Ich glaube schon. Auf jeden Fall hat Rafferty sein Gewehr bei sich. Und das würde Banlon auf jeden Fall benutzen – nachdem er Rafferty aus der Lokomotive gestoßen hätte.«
    »Was ist, wenn er uns kommen hört?«
    »Das wird sich finden, Colonel.«
    »Wir könnten uns im Zug verbarrikadieren. Ich habe meinen Revolver –«
    »Aussichtslos! Die Männer sind zu allem entschlossen. Bei aller Hochachtung, Colonel, aber ich bin nicht sicher, ob Sie Pearce oder O'Brien mit einer Handfeuerwaffe gewachsen wären. Und selbst wenn Sie sie abwehren könnten, würden eine Menge Schüsse fallen. Und

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