Nevare 01 - Die Schamanenbrücke
Abfütterungszelt und einem L e ben als Fußsoldat begnügen. Das Einzige, was ein Sold a tensohn noch machen kann, wenn er hier durchfällt, ist, sich als gemeiner Fußsoldat zu verdingen. Diese Ausso n derungen sind Mord, und sie kündigen sie nicht an. Es ist eine Methode, uns klein zu halten. Wir sollen unsere N a se in unsere Bücher stecken und nicht aufmucken.«
Er sprach mit einem kentischen Akzent, den ich insg e heim lustig fand. Zu der Zeit wusste ich noch nicht, dass einige der anderen meinen »Flachland-Dialekt« ebenso lustig fanden. Immer mehr Kadetten kamen aus den St u ben auf unserer Etage, um sich zu uns zu gesellen und mit uns Rorys Geschichten zu lauschen, bis wir zu elft waren, fast unser vollzähliger Zug. Wir waren ein bunter Haufe, aber allesamt Söhne des neuen Adels, wie Rory es vorausgesagt hatte. Schon nach kurzer Zeit kam es uns vor, als kennten wir uns schon jahrelang und nicht erst seit wenigen Stunden. Oron hatte rotes Haar, große Zä h ne und ein fröhliches, ansteckendes Lachen. Caleb hatte vier Sammelbände Groschenabenteuer dabei, die er uns bereitwillig lieh. Dergleichen hatte ich noch nie zuvor gesehen, und die grellbunten Titelseiten der billigen Heftchen schockierten mich ein bisschen. Caleb vers i cherte mir, sie seien harmlos im Vergleich zu anderen, die er besitze. Jared hatte nur einen älteren Bruder, aber sechs jüngere Schwestern, und behauptete, er sei es nicht gewohnt, viel zu reden, weil er zu Hause so wenig Gel e genheit dazu gehabt habe. Er sagte, es sei eine riesige Erleichterung für ihn, für eine Weile mal nur männliche Gesellschaft zu haben. Trent war ein schmächtiger Junge mit ängstlichem Gesichtsausdruck. Er war mit drei Schrankkoffern voller Kleider und Haushaltswaren ang e reist und schien sehr eigen mit seiner Kleidung und se i nem Bettzeug zu sein. Er klagte über die beengten Wohnverhältnisse und den beschränkten Platz, der ihm für seine Sachen zustand.
Als Letzter erschien Lofert, ein hoch aufgeschossener, schlaksiger Bursche, der den Eindruck machte, als sei er etwas schwer von Begriff. Damit war unser Dutzend voll. Außer seinem Namen hatte er nicht viel zu sagen. Gord half ihm, die letzte leere Koje in ihrem Zimmer zu fi n den, und wenig später gesellten sie sich zu uns. Jeder Einzelne von ihnen schien mir ein guter Kerl zu sein, und ich empfand plötzlich eine richtige Hochstimmung, weil mein erstes Akademiejahr einen so guten Anfang nahm. Aber ich war bestimmt nicht der Einzige, der ungeduldig auf das Läuten der Essensglocke wartete. Irgendwie hatte ich das Mittagessen verpasst, und als die heißersehnte Glocke endlich erklang, knurrte mir der Magen.
Hungrig wie die Wölfe stürmten wir zusammen die Treppe hinunter, doch nur um in unserer ungestümen Jagd von einer Flut von anderen Jungen aufgehalten zu werden, die aus den unteren Stockwerken auf dieselbe Treppe strömten. Offenbar waren, während wir zusa m menhockten und uns unterhielten, stündlich weitere St u denten eingetroffen, und wir waren gezwungen, gemäc h lich nach unten zu gehen, immer schön gesittet eine Stufe nach der anderen.
»Ich hab gehört, das Essen soll hier ziemlich mies sein. Jeden Tag der gleiche Fraß«, bemerkte Gord frö h lich. Er atmete laut durch die Nase, als sei bereits der Gang nach unten eine schwere Anstrengung für ihn.
Darauf wusste ich nichts zu erwidern, aber Rory sagte: »Wenn es still auf dem Teller sitzen bleibt, werde ich es wahrscheinlich essen. Ich wette, du auch. Du siehst nicht so aus, als wärest du in der Vergangenheit allzu wähl e risch gewesen!«
Mehrere von den anderen lachten laut, und ich grinste. Sogar Gord lächelte verlegen. Ich ging eine weitere Stufe hinunter und widerstand dem Drang, mich an den Kade t ten vor mir vorbeizudrängen. Selbst als wir schließlich das Erdgeschoss erreichten, konnten wir nicht einfach zum Speisesaal losrennen. Auf dem Gehweg vor unserem Wohnheim sahen wir ältere Kadetten, die mit ihren roten Schärpen und ihren Streifen auf den Ärmeln ihre Autor i tät kundtaten und uns streng ermahnten, ausschließlich auf den Pfaden zu gehen und uns nicht gegenseitig anz u rempeln oder zu drängeln, sondern einträchtig unserem Ziel entgegenzustreben, wie es sich für Soldaten gehöre. Diese Aufpasser, die uns in Gruppen einteilten, waren Akademiestudenten im zweiten Jahr, erklärte uns Rory, bevor er ermahnt wurde, auf dem Weg zum Speisesaal nicht zu schwatzen. Sie teilten uns nach Stockwerken auf, was
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