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Nevare 01 - Die Schamanenbrücke

Titel: Nevare 01 - Die Schamanenbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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uns sehr zupass kam, und unser »Hirte«, Unte r offizier Dent, marschierte vorneweg. Dent reihte Gord neben mir ein. Der beleibte Kadett schnaufte heftig beim Marschieren und geriet ziemlich ins Schlingern bei dem Versuch, seine Schrittlänge der meinen anzupassen und mit unserem Tempo mitzuhalten.
    So fügte es sich, dass wir uns zwar nicht direkt am Ende der Schlange befanden, als wir in den Speisesaal einmarschierten, aber doch so kurz vor ihrem Ende, dass mir das Wasser immer mehr im Munde zusammenlief. Wir konnten das Essen riechen, und ich hörte, wie Gords Magen laut knurrte. Drinnen angekommen, dirigierte Dent uns zu unseren g edeckten Tischen und wies uns an, hinter unseren Stühlen stehenzubleiben, bis jeder Tisch die Erlaubnis bekomme, sich zu setzen und mit dem E s sen zu beginnen. Auf jedem Tisch standen Terrinen vo l ler Suppe, Tabletts mit in Scheiben geschnittenem Fleisch, dicke Scheiben dunkles Brot und Schüsseln voll mit gekochten Bohnen, die uns mit ihren leckeren Düften lockten. Auch als alle, die zu unserem Tisch gehörten, ihren Platz hinter ihren Stühlen eingenommen hatten, ließ Dent uns zunächst noch eine Weile stehen und belehrte uns, dass jeder Offizier sich zuerst um das Wohl seiner Männer zu kümmern habe, bevor er selbst Platz nehmen dürfe. Dieses Warten, bis unsere Kameraden bereit seien, zusammen mit uns Essen zu fassen, sei unsere erste Mahnung und Erinnerung daran, dass die Kavalla nur dann erfolgreich sein könne, wenn den Bedürfnissen e i nes jeden Reiters die gleiche Beachtung geschenkt we r de. Dents Blick schien auf Gord zu haften, während er dies sagte.
    Was mich selbst anging, so erschien mir dieser Vo r trag vollkommen überflüssig, denn ich hatte von Kinde s beinen an gelernt, dass es eine Selbstverständlichkeit war, dass man wartete, bis alle am Tisch Platz geno m men hatten. Doch folgte ich dem Beispiel der anderen, schwieg und blieb hinter meinem Stuhl stehen, bis wir die Erlaubnis erhielten, uns zu setzen. Kaum dass wir Platz genommen hatten, wurde ich abermals überrascht – diesmal davon, dass unser Hirte zu glauben schien, dass wir Unterricht in Tischmanieren benötigten. In ganz ei n fachen Worten, als seien wir begriffsstutzig, instruierte er uns gewichtig, jedes Tablett, jede Schüssel und jede Te r rine am Tisch herumgehen zu lassen, damit jeder Kadett Gelegenheit habe, sich zu bedienen, und erst dann mit dem Essen anzufangen, wenn jeder seine Ration erhalten habe. Auch wies er uns darauf hin, dass genug da sei, dass jeder sich satt essen könne; wir sollten uns jedoch beim Auffüllen unseres Tellers zunächst in Mäßigung üben, bis wir uns vergewissert hätten, dass jeder eine a n gemessene Portion von jeder Speise bekommen habe. Ich wechselte einen kurzen Blick mit Kort und Natred. Kort verdrehte die Augen in Richtung Gord, als wolle er a n deuten, dieser sei der Adressat von Unteroffizier Dents Worten. Gord hatte den Blick gesenkt, aber ich vermoc h te nicht zu sagen, ob er auf das Essen starrte oder einfach nur Dents Blick ausweichen wollte.
    Später, als wir in der relativen Abgeschiedenheit uns e res Wohnheimes um die Studiertische herum saßen, sagte Natred mit einem Grinsen: »Ich h ätte mich nicht gewu n dert, wenn er schockiert darüber gewesen wäre, dass wir mit Besteck aßen statt mit den bloßen Händen!«
    Spink zuckte mit den Achseln: »Wahrscheinlich denkt er, dass diejenigen von uns, die von der Grenze kommen, wild und ungehobelt aufgewachsen sind. In mancherlei Hinsicht bin ich das sogar. Manch einen Abend, wenn wir bei den Herden kampierten, um die wilden Hunde von den jungen Lämmern fernzuhalten, habe ich mit u n seren Leuten aus einem gemeinsamen Topf gegessen. Das heißt aber nicht, dass ich nicht wüsste, wie man sich benimmt, wenn eine Decke auf dem Tisch liegt! Aber vielleicht dachte er ja, es sei besser, uns das frühzeitig zu erklären, damit womöglich irgendeinem armen Teufel die peinliche Situation erspart bleiben würde, sich bei Tisch zurechtweisen lassen zu müssen.«
    Unsere Unterhaltung wurde dadurch unterbrochen, dass Caleb und Rory auf die Idee kamen, an unserem Tisch einen Wettbewerb im Armdrücken durchzuführen. Schon sehr bald waren wir alle eifrig damit beschäftigt, unsere Kraft mit unseren neuen Mitschülern zu messen. Der Wettkampf zwischen Natred und Rory eskalierte schnell zu einem Ringkampf auf dem Fußboden. Wie rüpelhaft wir im Verlaufe unseres Wettstreits geworden waren, merkten wir erst, als der

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