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Nevare 01 - Die Schamanenbrücke

Titel: Nevare 01 - Die Schamanenbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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es kein System gebe, das für die Fähigkeiten und Fertigkeiten der Soldaten, die zu alt oder zu verkrüppelt zum Kämpfen waren, nützliche Verwendung habe. Als geborener Soldat und Offizier, der er war, hatte mein Vater den Lehnsherrenmantel aus der Hand des Königs angenommen, aber er trug ihn mit militärischem Habitus. Er betrachtete sich nach wie vor als verantwortlich für das Wohl seiner Männer.
    Das »Dorf«, das seine Verwalter am Südufer des Flu s ses angelegt hatten, besaß die geraden Linien und die Verteidigungsanlagen einer Festung. Der Anlegeplatz und die kleine Fähre, die zwischen dem Nord- und dem Südufer des Flusses verkehrte, fuhr exakt zu jeder vollen Stunde. Selbst der Sechsttagmarkt dort »operierte« mit militärischer Genauigkeit. Er öffnete bei Sonnenaufgang und schloss bei Sonnenuntergang. Die Straßen waren so angelegt, dass zwei Pferdefuhrwerke aneinander vorbe i kamen und ein Gespann an jeder Kreuzung genug Platz zum Wenden hatte. Schnurgerade Straßen, angelegt wie die Speichen eines Rades, führten aus dem Dorf hinaus zu den sorgfältig bemessenen Parzellen, die jeder Vasall sich dadurch verdiente, dass er vier Tage in der Woche auf dem Land meines Vaters arbeitete. Das Dorf florierte und drohte schon bald zur Stadt anzuwachsen, denn die Bewohner profitierten zusätzlich von dem Verkehr auf dem Fluss und auf der Flussstraße, die am Ufer entlang verlief. Die alten Soldaten hatten ihre Frauen und Famil i en mitgebracht, als sie gekommen waren, um sich auf ihre alten Tage hier anzusiedeln. Ihre Söhne würden n a türlich ausziehen, um ihrerseits Soldat zu werden, sobald ihre Zeit gekommen war. Aber die Töchter würden ble i ben, und meine Mutter half nach Kräften mit, junge, in Handwerksberufen ausgebildete Männer in die Stadt zu holen, die die Aussicht auf eine Braut, die als Mitgift ein Stück Land mit in die Ehe brachte, verlockend fanden. Der Landeplatz Burvelle gedieh prächtig.
    Auf der Uferstraße zwischen der Ostgrenze und dem alten Fort Renalx westlich von uns herrschte reger Ve r kehr. Winters, wenn der Fluss viel Wasser führte, fuhren mit riesigen, markstrotzenden Spond-Stämmen aus den wi l den Wäldern des Ostens schwer beladene Kähne mit der Strömung nach Westen, um später mit lebenswicht i gen Gütern für die Forts im Osten zurückzukehren. Die Maultier-Treidelgespanne hatten einen staubigen Pfad entlang dem Südufer des Flusses getrampelt. Im So m mer, wenn der Fluss nicht genug Wasser führte, um die Kähne davor zu bewahren, dass sie auf Grund liefen, wurden sie bis zum neuerlichen Anschwellen des Flusses im Herbst durch Maultierkarren ersetzt. Unser Dorf hatte den Ruf, ehrliche Wirtsleute und gutes Bier zu bieten. Die Fuh r männer machten dort immer Station für die Nacht.
    Der Saisonverkehr, der heute die Uferstraße entlan g kroch, war indes von anderer, weniger vergnüglicher N a tur. Der immer wieder stockende Zug aus Männern und Wagen zog sich über eine halbe Meile in die Länge. Staub hing wie eine Schleppe hinter ihm. Bewaffnete ritten zu beiden Seiten auf und ab, wie Schäferhunde en t lang einer Herde. Ihre fernen Rufe und das Knallen ihrer Peitschen wurden von der leichten Brise, die vom Fluss herüberwehte, zu uns getragen.
    Drei oder vier Mal im Sommer kamen die Sträfling s züge hier vorbei. Sie durften nicht ins Dorf. Nicht einmal die Wachen, die den Zug begleiteten, durften mit der Fähre in die wohlgeordnete und -verwaltete Stadt meines Vaters übersetzen. Ein paar Wegstunden weiter gab es sechs offene Schuppen, eine Feuerstelle und Wassertröge für die Sträflingszüge. Mein Vater war durchaus mildt ä tig, aber er zog es vor, seine Gaben zu seinen eigenen Bedingungen zu verteilen.
    Er hatte meinen Schwestern strikt verboten, zu gaffen, wenn die Sträflingszüge vorbeikamen. Immerhin waren unter den Sträflingen neben Schuldnern, Taschendieben und kleinen Ganoven nicht wenige Huren, Vergewaltiger und Lüstlinge. Es wäre unvernünftig gewesen, meine Schwestern mit solcherlei Gesindel zu konfrontieren, aber an diesem Tag schauten Sergeant Duril und ich vom Rücken unserer Pferde aus mehr als eine Stunde zu, wie die Sträflinge auf der Uferstraße vorüberzogen. Obwohl ich nicht sicher sein konnte, ob mein Vater gewollt hatte, dass ich Zeuge dieser zwangsweisen Umsiedlung in den Osten würde, vermutete ich, dass es so war. Nicht mehr lange, und ich würde in meiner Eigenschaft als Kavall e rist mit den Leuten zu tun haben, die König

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