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Nevare 01 - Die Schamanenbrücke

Titel: Nevare 01 - Die Schamanenbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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wurden. Ich kaufte von jedem eine Portion zu e i nem Preis, der dreimal so hoch war wie das, was ich normalerweise dafür hätte zahlen müssen, und vertilgte das Ganze im Stehen, mitten in der lärmenden, schiebe n den Menge. Trotz all dem, was mir an jenem Tag wide r fahren war, schmeckten die Leckereien köstlich, und hä t te ich die Zeit dafür gehabt, hätte ich noch mehr von meinem Taschengeld auf eine zweite Portion verschwe n det.
    Auf dem Großen Platz stehen sieben Springbrunnen. Ich bahnte mir einen Weg zum nächstliegenden und kle t terte auf den Rand. Von dieser Warte aus konnte ich mir zum ersten Mal einen Überblick über das Dunkelabend-Festtagstreiben in Alt-Thares verschaffen. Es flößte mir Angst ein und ließ gleichzeitig die ansteckende Euphorie der Masse auf mich ü berspringen. Die Menge erschien mir wie eine gewaltige brodelnde Masse, die den viere c kigen Platz füllte, bis er schier überquoll, und dann von ihrem eigenen Überdruck in die umliegenden Straßen gepresst wurde. Die Hitze, die von den zahllosen Kö r pern ausging, verbannte die winterliche Kälte, und Str a ßenlaternen warfen gelbe Lichtkegel überallhin. In einer Ecke des Platzes spielte Musik, zu deren rhythmischen Klängen die Leute wild und ausgelassen tanzten. And e rorts fand so etwas wie ein akrobatischer Wettbewerb statt. Dort bildeten Menschen lebende Pyramiden aus ihren Leibern, türmten sich auf zu schwindelerregenden Höhen. Wenn die unten wankten und unter dem Gewicht der Anderen nachgaben, dann würden die oben bestimmt nicht ohne Verletzungen davonkommen, wenn sie heru n terpurzelten. Und noch während ich gebannt zuschaute, passierte genau das, begleitet von Schmerzensschreien und solchen der Bestürzung – und dem Triumphgeheul der siegreichen Rivalen. Doch schon wenige Augenbli c ke später wuchs eine neue Pyramide in die Höhe.
    Hinter dem Platz lag eine gepflegte Grünanlage, die sanft zum Fluss hin abfiel. Sie war von bunten Zelten gesprenkelt, die sich im Winterwind bauschten. Auf Spinks Zettel hatte gestanden, dass er sich hier mit Epiny treffen sollte. Ich bezweifelte, dass sie sich finden wü r den. Ich hatte noch nie, nicht einmal in meiner Phantasie, so viele Menschen so eng beisammenstehen und dennoch einen so riesigen Platz füllen sehen. Trotzdem sprang ich vom Rand des Brunnens und begann, mich in die Ric h tung der Wiese zu bewegen. Die Menge machte mir ke i nen Platz. Ich schob und zwängte mich zwischen den Leuten hindurch und ging manchmal um dichte Me n schentrauben herum, die sich um einen Akrobaten oder Gaukler drängten. Ich kam nur mühevoll voran. Die ga n ze Zeit über hielt ich die Augen offen in der Hoffnung, vielleicht Spink oder Epiny irgendwo zu entdecken. Das Licht war unberechenbar, die maskierten und vermum m ten Festbesucher waren in ständiger Bewegung, und der Lärm der Stimmen und Instrumente dröhnte mir in den Ohren und ermüdete mich.
    Der sonst so gepflegte Rasen war längst zu dickem braunem Matsch zertrampelt worden. Das Licht der L a ternen reichte nicht bis hierher, und die Zirkusleute ha t ten ihre eigenen Lampen angezündet. Diese tauchten die Zelte dort, wo ihr Lichtkreis sie berührte, in buntes Licht. Fackeln warfen ihren flackernden Schein auf grellbunte Plakate und phantasievoll gewandete Anreißer, die auf ihren Podien standen und die Leute mit ihren grotesk übertriebenen, laut in die Nacht posaunten Tiraden in die Zelte lockten. Das Brüllen von Raubtieren drang aus e i ner im Wind flatternden Zelttür, über der ein Schild mir versprach, dass ich drinnen JEDES GROSSE RAU B TIER DAS DIE WELT JE GESEHEN HAT! würde b e staunen können. Der Anreißer vor dem nächsten Zelt verkündete mit heiserer Krächzstimme, dass kein Mann ein echter Mann sei, bevor er nicht die syinesischen Tä n zerinnen den Tanz der Wehenden Blätter habe darbieten sehen, und dass die nächste Aufführung bereits in knapp fünf Minuten stattfinden werde und ich mich sputen mü s se, bevor alle guten Plätze in der vordersten Reihe verg e ben seien. Ich ließ sein Werben unerhört und ging weiter; Spink und Epiny würden bestimmt nicht in diesem Zelt sein.
    Schließlich blieb ich stehen, ließ den Blick ohne große Hoffnung umherschweifen und betete, dass irgendein Wunder geschehe. In dem Moment sah ich einen Hut vorübergleiten. Ich konnte das Gesicht der Frau, die ihn trug, nicht erkennen, weil sie maskiert war, aber ich e r kannte den albernen Hut wieder, den Epiny an dem Tag

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