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Nevare 01 - Die Schamanenbrücke

Titel: Nevare 01 - Die Schamanenbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Meerjungfrau an der Oberfläche auf, winkte uns mit beiden Händen zu, wobei deutlich die Schwimmhäute zwischen ihren Fingern zu sehen waren, schlug ein, zweimal kräftig mit ihrem schuppigen Schwanz, und zwar so, dass die Schwanzflosse weit aus dem Wasser herausschnellte, und verschwand dann wi e der in der grünen Brühe. Ein Albinomädchen zwinkerte uns mit seinen roten Augen unter seiner Kapuze hervor zu. Ein Schwertschlucker schob sich ein Schwert bis zum Heft in den Schlund und zog es dann wieder hervor.
    Und weiter ging’s, von einem Wunder zum nächsten. Drei hochaufgeschossene Krieger aus dem fernen Marrea tanzten im Kreise und bewarfen sich dabei gegenseitig mit Messern, die sie indes blitzschnell und mit großem Geschick aus der Luft fingen, bevor sie ihr Ziel erreic h ten. Im nächsten Käfig wühlte ein Bärenjunge mit seiner Schnauze schnüffelnd und schnaubend im Futter herum. Seine Arme und sein Rücken waren von einem dichten Haarpelz überwuchert, und seine kleinen schwarzen A u gen waren bar jeder menschlichen Intelligenz.
    Im nächsten Gehege kauerten drei Fleck aus den fe r nen Bergregionen zusammen unter einer Decke im I n nern einer großen Holzkiste, die auf die Seite gekippt worden war. Zuerst konnte ich nur ihre gesprenkelten Gesichter und ihre merkwürdig gestreiften Hände sehen, während sie uns aus dem sicheren Schutz der Lattenkiste beäugten. Sie hatten allesamt langes Haar von ungleic h mäßiger Farbe, das ihnen ungepflegt und strähnig über die Schultern hing. Ganz offensichtlich fühlten sie sich äußerst unbehaglich, und sie schienen auch zu frieren. Der Spaß, den die Meerjungfer und der Knochenmann augenscheinlich daran gehabt hatten, sich den Zuscha u ern zu präsentieren, schien den Fleck vollkommen abz u gehen. Erst als Rory einen Riegel Kautabak aus seiner Tasche zog, erwachten sie urplötzlich zum Leben. Sie warfen ihre Decke zur Seite und kamen nach vorn zu den Gitterstäben gerannt, um den Kautabak zu erhaschen. Sie waren zu dritt: zwei Männer, einer davon alt, und eine Frau. Die Männer trugen Lumpen um die Lenden, die Frau gar nichts. Der alte Mann stöhnte mitleiderregend, aber die Frau sagte klar und v erständlich: »Tabak, Tabak. Gib mir welchen. Bitte, bitte, bitte. Tabak, Tabak!«
    Sie lächelte nett, während sie sprach. Ihre Stimme e r innerte mich an ein quengelndes Kind. Sie bildete einen verwirrenden Kontrast zu der Art und Weise, wie sie i h ren bloßen Körper schamlos gegen die Gitterstäbe drüc k te, um den Arm möglichst weit nach uns ausstrecken zu können. Wir starrten sie gebannt an. Ihre Brüste waren voll und rund, ihre Hüften und ihr Hinterteil glatt und wohlgeformt. Die Zeichnungen auf ihrer Haut bedeckten ihr Fleisch wie eine Hülle und fanden in ihrem bunten Haar ihre Fortsetzung. Von da, wo ich stand, konnte ich den dunklen Streifen sehen, der an ihrer Wirbelsäule en t langlief, und die gesprenkelten Streifen, die von ihm au s gingen. Sie war weder scheckig wie ein Pferd noch g e fleckt oder gestreift wie eine Katze. Die Streifen variie r ten in ihrer Farbe von Hellgelb bis nahezu Schwarz, b e standen jedoch deutlich erkennbar aus den Pigmenten ihrer Haut und waren nicht aufgemalt. Auch ihre Augen waren schwarz umrändert, als habe sie Kajal benutzt, doch als sie sich in freudiger Erwartung auf ein Stück Kautabak die Lippen leckte, sah ich, dass auch ihre Zu n ge gestreift war. Ein ungewöhnlicher Schauer durchri e selte mich: Sie war Weib und wildes Tier in einem, und das Verlangen, das jäh in mir aufloderte, erfüllte mich mit Scham. Ihr kindliches Betteln erschien unschuldig und natürlich im Kontrast zu ihrem lasziv lockenden Leib. Rory hielt den Riegel Kautabak absichtlich so, dass sie nicht an ihn herankam, und griff mit der freien Hand durch die Gitterstäbe, um ihre Hüften und ihre Hinte r backen zu streicheln. Sie zierte sich nicht, sondern k i cherte bloß und versuchte, an den Tabak in seiner and e ren Hand heranzukommen. Er lachte berauscht, als habe er völlig vergessen, dass er nicht allein mit ihr war. Ich schaute fasziniert und erregt zu, wie er mit der Hand über ihr Knie strich und sie dann langsam an der Innenseite ihres Oberschenkels nach oben gleiten ließ. Sie wurde plötzlich ganz still; ihre Lippen öffneten sich, und sie atmete durch den Mund.
    Der Wärter, der die ganze Zeit über gelangweilt auf einem umgestülpten Eimer neben dem Käfig gesessen hatte, stand plötzlich auf, ein hagerer Kerl in einem

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