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Nevare 01 - Die Schamanenbrücke

Titel: Nevare 01 - Die Schamanenbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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später erinnerte ich mich an das, womit er g e droht hatte, wenn ich ihm nicht gehorchte. Ich presste meine trockenen Lippen fest zusammen, und in Erma n gelung einer anderen Sitzgelegenheit hockte ich mich auf den nackten Erdboden. Dewara schien intensiv zu ho r chen. Lautlos robbte er zum Rand unserer Mulde hinauf, jedoch nicht so weit, dass sein Kopf über die Kante lugen würde, und blieb flach auf dem Boden liegen. Er schloss die Augen, und hätte ich nicht an seinen angespannten Gesichtszügen gesehen, dass er hellwach war, hätte ich glauben können, er schlafe. Ich war sicher, ich tat gut daran, wenn ich mich genauso still verhielt. Nach einer Weile setzte er sich langsam auf und wandte sich zu mir. Er lächelte mich selbstzufrieden an. Der Anblick der Reihe spitzgeschliffener Zähne in seinem Mund erfüllte mich mit einem leisen Unbehagen. »Wir haben ihn abg e hängt«, sagte er.
    »Wen?«, fragte ich verwirrt.
    »Den Mann deines Vaters. Er sollte wohl auf dich aufpassen.« Sein Lächeln war grausam. Vermutlich wa r tete er darauf, dass ich ein betretenes Gesicht machte.
    Ich war eher verwirrt. Sergeant Duril? Konnte mein Vater ihm befohlen haben, auf mich aufzupassen? Hatte Duril es vielleicht gar auf eigene Faust getan? Meine Verwirrung muss mir deutlich im Gesicht geschrieben gestanden haben, denn Dewaras Miene verlor ein wenig von ihrer Härte. Er stand auf und kam langsam den Hang herunter auf mich zu. »Du bist jetzt mein. Der Schüler ist am aufmerksamsten, wenn sein Leben davon abhängt. Ist das so?«
    »Ja«, antwortete ich. Ich war sicher, dass es stimmte, und fragte mich mit einem Gefühl des Unbehagens, was er vorhaben mochte.
    Lange sah es so als, als habe er überhaupt nichts vor. Er hockte sich ein Stück abseits von mir hin. Die Taldis weideten auf dem borstigen Gras. Die einzigen Gerä u sche waren das Heulen des Windes, der über die Ebene wehte, das gelegentliche Knirschen eines Hufes auf dem dürren Boden und das unablässige Zirpen der Grillen. In der Senke war die Luft still, als berge uns die Ebene in der Mulde ihrer Hand. Dewara schien zu warten, aber ich hatte keine Ahnung, worauf. Mir blieb keine andere Wahl, als es ihm gleichzutun und ebenfalls zu warten. Ich schlug die Beine übereinander und setzte mich auf den harten Boden, das Gesicht und die Wimpern immer noch verkrustet von dem feinen Staub von unserem la n gen Ritt, und versuchte, meinen Durst zu ignorieren. Dewara starrte mich an. Von Zeit zu Zeit erwiderte ich seinen Blick, doch die meiste Zeit betrachtete ich die fe i nen Kieselsteine auf dem Boden vor mir oder starrte auf das Gelände rings um uns herum. Die Schatten wurden erst kürzer und dann wieder länger. Schließlich stand er auf, streckte sich und ging zu seinem Reittier. »Komm«, sagte er zu mir.
    Ich folgte ihm. Die Stute tänzelte zur Seite, als ich mich ihr näherte. »Steh, Kiekscha!«, sagte ich. Sie g e horchte. Sie kam zu mir getrottet und wartete brav, bis ich aufgesessen war. Dewara hatte nicht auf uns gewa r tet, aber diesmal trieb er Dedem wenigstens nicht zum Galopp an, sondern ließ ihn im Schritt gehen. Eine Zei t lang ritt ich hinter ihm her, bis er mir irgendwann gereizt winkte, ich solle aufschließen und neben ihm reiten. Ich schloss daraus, dass er reden wollte, aber das war ein Irrtum. Vermutlich mochte er es einfach nicht, wenn j e mand hinter ihm ritt, in seinem Rücken.
    Wir ritten den ganzen Nachmittag hindurch. Ich glau b te, er wolle uns zum Wasser oder zu einem besseren L a ger bringen, aber als wir schließlich hielten, sah ich nichts, was die Stelle gegenüber der vom Vormittag au s gezeichnet hätte. Im Gegenteil, erstere hatte uns weni g stens Schutz vor dem unerbittlichen Wind geboten. Hier ragten rötliche Felsnasen aus dem kargen Grund. Die Ponys, die sich nach einem langen, beschwerlichen Ritt wahrscheinlich auch Besseres erhofft hatten, mussten sich mit den ledrigen, harten Blättern begnügen, die an vereinzelt stehenden dürren Sträuchern wuchsen. Ve r mutlich hielten sie ebenso wenig von Dewaras Wahl wie ich. Ich drehte mich langsam um die eigene Achse und nahm das Gelände in Augenschein. Das Meiste von dem, was ich s ehen konnte, war dem, was direkt vor meinen Füßen war, sehr ähnlich. Dewara hatte sich hingesetzt und lehnte mit dem Rücken an einem der großen Felsen.
    »Soll ich Gestrüpp für ein Feuer sammeln?«, fragte ich ihn.
    »Ich habe keinen Bedarf nach Feuer. Und du hast ke i nen Bedarf nach Reden.«
    Das

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