Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nevare 01 - Die Schamanenbrücke

Titel: Nevare 01 - Die Schamanenbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
wusste, dass ich für die Kavalla geb o ren war. Der gütige Gott selbst hatte mich zu einem zweitgeborenen Sohn gemacht, und ich glaube fest daran, dass er all denen, die er zu Soldatensöhnen gemacht hat, zugleich auch die Abenteuerlust und den Charakter mit in die Wiege gelegt hat, die ein Soldat besitzen muss. Ich wusste, dass ich am Ende, wenn meine Tage als Soldat gezählt waren, auf unseren Besitz zurückkehren und wahrscheinlich die Pflichten eines Korporal Curf oder eines Sergeant Refdom würde übernehmen müssen. Alle meine Söhne würden Soldaten werden, und mir würde die Aufgabe zufallen, die Ausbildung des Soldatensohnes meines älteren Bruders zu übernehmen, aber meine Töchter würden ihre gesamte Mitgift von unserem Fam i lienbesitz beziehen. Es oblag mir, die Männer, die in den Genuss dieser Mitgift kommen würden, für sie auszus u chen, sodass ich, wenn meine Zeit kam, direkt zu ihrem Unterhalt beizutragen, darin nützlich sein würde.
    Aber mein Herz war voller Träume von Schlachten und Streifzügen und Erkundungsritten, während unsere Truppen immer tiefer in die Wildlande vorstießen und Land, Reichtümer und Bodenschätze für den guten König Troven errangen. In den Grenzlanden im Osten plänke l ten unsere Truppen immer noch mit den vormaligen B e wohnern der dortigen Gebiete und versuchten, sie dazu zu bringen, dass sie dort sesshaft wurden und einsahen, dass es zum höheren Wohl aller erforderlich war, dass sie unsere Zivilisation annahmen. Meine größte Furcht war, dass es uns gelingen würde, sie zu unterwerfen, bevor ich Soldat werden würde, und dass ich, statt in die Schlacht zu ziehen, meine kostbaren Dienstjahre mit Verwa l tungsaufgaben verplempern würde. Ich träumte davon, dass ich an dem Tag dabei sein würde, an dem die Straße unseres Königs endlich das Barrierengebirge durchstoßen und die Gestade der Fernen See erreichen würde. Ich wollte einer der Ersten sein, die im Triumph diese Straße in ihrer ganzen Länge entlangritten, und mit meinem Pferd durch die Brandung eines fremdem Ozeans an e i nem fremden, fernen Strand sprengen.
    Den Rest der Vormittage meines letzten Jahres daheim verbrachte ich mit Studieren. Die Nachmittage waren jetzt vollständig den Übungen an den Waffen vorbeha l ten. Die zwei Stunden, die ich einst mit Lesen oder kin d lichen Vergnügungen verbracht hatte, lösten sich in Luft auf. Mein liebgewonnener Zeitvertreib aus den unb e schwerten Tagen meiner Jugend, das Benennen und Klassifizieren der Steine, die mich »getötet« hatten, wich nun männlicheren Betätigungen. Eine Stunde Elisi beim Musizieren zuzuhören oder Yaril beim Pflücken der Blumen für die Vasen im Salon zu helfen, solch unschu l digen Zeitvertreib ließ mein strenger Lehrplan nicht mehr zu. Ich vermisste meine Schwestern, aber ich wusste, es war Zeit, dass ich meine Aufmerksamkeit voll und ganz auf die Welt der Männer richtete.
    Manche Lektionen waren langweilig, aber ich hielt Disziplin, wohl wissend, dass sowohl mein Vater als auch meine Lehrer mich nicht nur danach beurteilten, wie gut ich meinen Stoff wiederholen konnte, sondern auch nach der Einstellung, die ich an den Tag legte. Ein Mann, der zum Befehlshaber aufsteigen möchte, muss erst einmal lernen, selbst Befehle entgegenzunehmen. Und ganz gleich, zu welchem Rang ich auch aufsteigen würde, es würde immer jemanden über mir geben, dessen Befehl ich befolgen und dessen Autorität ich mich be u gen musste. Ich musste zeigen, dass ich das Geschirr der Disziplin akzeptieren und bereitwillig tragen konnte. In jenen Tagen war der einzige Ehrgeiz, der mich schon seit meiner Geburt beseelte: alles dafür zu tun, dass meine Familie stolz auf mich war. Ich würde meinen Vater zwingen, mich hoch zu achten.
    Abends nach dem Essen gesellte ich mich jetzt immer zu meinem Vater und Rosse im Arbeitszimmer zu G e sprächen unter Erwachsenen über unsere Ländereien und Politik und die neuesten Nachrichten aus dem ganzen Land. Da ich während meiner Akademiejahre weder ra u chen noch Alkohol trinken durfte, riet mir mein Vater, mit dem Rauchen gar nicht erst anzufangen und meinen Alkoholgenuss auf den Wein, der bei uns stets zum Essen gereicht wurde, und ein Glas Weinbrand nach dem Abendessen zu beschränken. Ich akzeptierte dies als eine vernünftige Lebensregel.
    Sehr nach meinem Geschmack war immer die dritte Woche jedes Monats meines achtzehnten Lebensjahres. Diese Tage waren vollständig Sergeant Durils »Drilla n stalt«

Weitere Kostenlose Bücher