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Nevare 01 - Die Schamanenbrücke

Titel: Nevare 01 - Die Schamanenbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Atem an. Mein Vater lächelte, aber sein Lächeln galt nicht mir. Es war das zufriedene Lächeln eines Mannes, der mit sich und seinem Leben zufrieden ist. Er ließ den Blick in die Runde schweifen. – » Und «, wiederholte er, »trinken wir auf eine Zukunft, die uns allen Gutes verspricht. Die Verhandlungen waren langwierig und sehr heikel, mein Junge, aber nun ist es endlich abgemachte Sache. Erwe i se Lord Grenalter drei Jahre ehrenvollen Dienstes an der Grenze, verdiene dir die Sterne eines Hauptmannes an deinem Kragen, und er wird dir die Hand seiner jüngeren Tochter Carsina schenken.«
    Bevor ich etwas sagen konnte, klatschte Yaril bege i stert in die Hände und rief entzückt: »Oh, Nevare, dann wirst du Carsina und mich zu Schwestern machen! Wie wundervoll! Und unsere Kinder werden später sowohl Spielkameraden als auch Vettern und Basen sein!«
    »Yaril! Nimm dich bitte zusammen! Dieser Moment gehört deinem Bruder.« Der Tadel meiner Mutter an die Adresse meiner quirligen jüngeren Schwester war leise, aber unüberhörbar. Dessen ungeachtet leuchteten die Augen meiner Mutter vor Freude. Ich wusste, dass sie die junge Carsina ebenso gern hatte wie meine Schwester. Carsina war ein lebhaftes, freundliches Mädchen mit flachsblondem Haar und einem runden Gesicht. Sie und Yaril waren die besten Freundinnen. Carsina und ihre ältere Schwester kamen oft zusammen mit ihrer Mutter zu uns zu Besuch, um gemeinsam mit unseren Frauen zu meditieren, zu nähen und zu tratschen. Lord Grenalter hatte zusammen mit meinem Vater gedient und seinen Landbesitz und sein Wappen im Zuge der gleichen Kampfhandlungen erlangt, in denen mein Vater sich se i ne Meriten erworben hatte. Lady Grenalter und meine Mutter hatten dasselbe Mädchenpensionat besucht und waren gemeinsam Kavallafrauen gewesen. Als Tochter eines neuen Adligen würde Carsina in allem, was von einer Soldatenfrau erwartet wurde, bestens ausgebildet sein, anders als die Ehefrauen aus dem alten Adel, von denen ich aus Erzählungen wusste, dass sie vor lauter Verzweiflung dem Selbstmord nahe waren, wenn sie e r fuhren, dass man von ihnen erwartete, in einem Haus an der Grenze zu leben, mit den Flachländern gewisserm a ßen vor der Haustür. Carsina Grenalter war eine gute Pa r tie für mich. Es machte mir nichts, dass das Land, das sie als Mitgift mit in die Ehe bringen würde, nicht an sie und mich fallen, sondern den Reichtum meines Bruders me h ren würde. So war es immer gehandhabt worden, und ich freute mich darauf, dass es den Grundbesitz meiner F a milie vergrößern würde. Ich wusste, wenn ich irgen d wann in ferner Zukunft meinen Abschied von der Kava l la nahm, würden wir hier in Breittal unser Zuhause fi n den und unsere Kinder aufziehen, bis sie erwachsen w a ren. Meine Söhne würden wie ich Soldaten werden, und mein Bruder Rosse würde dafür Sorge tragen, dass meine Töchter gut verheiratet wurden.
    »Nevare?« Die mahnende Stimme meines Vaters riss mich aus meinen Träumereien, und mir wurde jäh b e wusst, dass ich noch gar nichts zu seiner Eröffnung g e sagt hatte.
    »Ich bin sprachlos vor Freude über das, was du für mich erlangt hast, Vater. Ich werde alles tun, was in me i nen Kräften steht, um mich der Dame würdig zu erwe i sen und Lord Grenalter den vollen Edelmut meines G e schlechts zu zeigen.«
    »Sehr gut. Ich freue mich, dass du dir der Ehre b e wusst bist, die er uns erweist, indem er eine seiner Töc h ter unserem Hause anvertraut. Auf deine zukünftige Braut!«
    Abermals erhoben wir alle unsere Gläser und tranken.
    Das war meine letzte Nacht als Knabe im Hause me i nes Vaters. Mit meinem achtzehnten Geburtstag ließ ich alle kindlichen Betätigungen und alles kindliche Trachten hinter mir. Am nächsten Morgen begann ich das Leben eines Mannes: Ich stand im Morgengrauen auf, nahm gemeinsam mit meinem Vater und meinem Bruder ein karges Frühstück ein und ritt sodann mit ihnen aus. Jeden Tag ritten wir zu einem anderen Teil des Besitzes meines Vaters und holten Berichte von den Aufsehern e in. Die meisten von ihnen waren Männer, die mein Vater seit seiner Kavalleriezeit kannte und die froh waren, dass sie nun, da sie für den Soldatenberuf zu alt waren, eine sin n volle Betätigung gefunden hatten. Er brachte sie gut u n ter und teilte jedem von ihnen einen kleinen Garten, Weidefläche für eine Milchkuh oder zwei Ziegen und ein halbes Dutzend Hühner zu. Vielen von ihnen hatte er dabei geholfen, eine Frau aus den Städten im

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