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Never forget - das Mädchen, das sich nicht erinnern durfte

Never forget - das Mädchen, das sich nicht erinnern durfte

Titel: Never forget - das Mädchen, das sich nicht erinnern durfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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jede davon mit einem plastikumrahmten Fenster zum Parkplatz hin und einer Schiebetür aus Glas, die auf einen Betonbalkon mit Metallgeländer führt, auf dem man ein Fahrrad abstellen, grillen oder ein paar Plastikstühle aufstellen kann. Schließlich richte ich mich wieder auf und gehe zu der Tür im Erdgeschoss, in deren Schloss Ty gerade einen Schlüssel steckt.
    Was bleibt mir anderes übrig?
    In der Wohnung nebenan weint ein kleines Kind. Ich denke an den kleinen Jungen auf dem Familienfoto. Weint mein Bruder auch viel? Doch das fühlt sich nicht richtig an.
    Ty stößt die Tür auf. »Hi, James. Ich hoffe, du bist angezogen!«
    Ich erstarre auf der Schwelle. Er hat nichts davon gesagt, dass er einen Mitbewohner hat. Doch bevor ich entscheiden kann, was ich jetzt tun soll, erhebt sich ein Typ vom Sofa, auf dem er gelegen und ferngesehen hat. Sein glattes Haar ist schwarz gefärbt und an den Spitzen blond. Er streicht es sich aus den Augen, dann beugt er sich zur Fernbedienung hinunter und schaltet den Fernseher aus. Er hat enge Jeans an und ein hellbraunes T-Shirt mit einem aufgedruckten Bären, der auf den Hinterbeinen steht und die vorderen erhoben hat. James sieht ein paar Jahre älter aus als ich, wir sind etwa gleich groß, er vielleicht etwas dünner.
    »James, das ist Katie. Sie braucht für heute Nacht einen Platz zum Schlafen, deshalb habe ich ihr angeboten, heute hier zu übernachten, und ich schlafe auf dem Sofa.«
    »Hi.« James nickt mir zu und wechselt dann wortlos einen Blick mit Ty.
    Gerade als ich wieder hinausrennen will, schießt ein japsender kleiner Fellball um die Ecke. Ty nimmt ihn hoch. »Hi, Spot. Hast du mich vermisst?«
    »Spot?«, wiederhole ich. Der Hund ist tiefschwarz. Ich strecke ihm die Hand hin und Spot leckt meinen Handrücken.
    »Ich finde, er sieht aus wie ein einziger großer Fleck«, sagt Ty und setzt Spot wieder ab. Der Hund legt mir die Pfote aufs Knie und schnüffelt an meinem Hosenbein. Ich frage mich, ob er wohl das Blut riecht. Ich merke, dass auch James die Blutflecken gesehen hat, auch wenn er so tut, als hätte er keine Notiz davon genommen, als ich ihn dabei ertappe, wie er sie anstarrt.
    »Ich wärme dir etwas zu essen auf«, sagt Ty und dreht sich nach rechts in eine Küche mit Essecke. Die drei Stühle am Tisch passen nicht zusammen. Ich frage mich, ob es bequem ist, auf dem Sofa zu schlafen, dessen Material braun ist und nur eine leichte Ähnlichkeit mit Leder hat.
    »Wo hast du Ty kennengelernt?«, fragt James, der jetzt auf der Sofalehne sitzt.
    »Bei McDonald’s.« Es erscheint mir eine gute Idee, den Teil auszulassen, in dem ich die Pistole auf ihn richtete.
    »Wissen deine Eltern, wo du bist, Katie?« James zieht eine Augenbraue nach oben.
    Mir wird klar, dass er mich für eine Ausreißerin hält. Nun, das bin ich auch, aber nicht so, wie er denkt.
    »Ich bin mir nicht sicher.« Meine Augen brennen. Ich nehme an, dass die Leute auf dem Foto meine Eltern sind, aber ich weiß nichts über sie. Vielleicht gehören sie tatsächlich zu der Sorte Eltern, vor denen ein Mädchen ausreißen würde. Doch das glaube ich nicht. Ich frage mich, was sie denken, wo ich bin.
    Und ich frage mich, ob sie noch am Leben sind.
    Falls James auffällt, wie es in meinen Augen glitzert, lässt er es sich jedenfalls nicht anmerken. »Brauchst du vielleicht ein Telefon, um sie anzurufen?« Er zieht ein Handy aus der Tasche und hält es mir hin. »Vielleicht wäre es gut, ihnen zu sagen, wo du bist.«
    »Schon gut«, winke ich ab. »Im Moment gibt es keine Möglichkeit, sie zu erreichen.« Bei dem Angebot, sein Handy zu benutzen, fällt mir Brenners Handy wieder ein. Ich ziehe es heraus und schaue auf das Display. Der Akku zeigt weniger als zehn Prozent an. Das Handy eines Toten. Ich drücke auf den Einschaltknopf, bis das Display schwarz wird. Dann merke ich, dass James mich beobachtet.
    In der Küche piepst eine Mikrowelle. Bei dem Geräusch drehen wir uns beide um. »Wer möchte Gumbo?«, ruft Ty. »Ich«, sagen James und ich gleichzeitig. Mir fällt die Mülltonne wieder ein und ich frage Ty, ob ich vorher meine Hände in der Spüle waschen darf.
    Schließlich sitzen wir alle drei auf diesen nicht zusammenpassenden Stühlen. Das hier ist kein Vergleich zu dem, was ich bei McDonald’s gegessen habe. Verglichen damit, ist das Essen bei McDonald’s überhaupt kein Essen. Der Gumbo enthält Paprika, Okraschoten, Wurst, Hühnchen und Tomaten. Dazu gibt es Reis.
    »Das schmeckt

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