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Never forget - das Mädchen, das sich nicht erinnern durfte

Never forget - das Mädchen, das sich nicht erinnern durfte

Titel: Never forget - das Mädchen, das sich nicht erinnern durfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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herzustellen. Am Ende hat er richtig gut Kohle verdient, was ironisch war. Dann ist er eines Tages abseits der Pisten Ski gefahren und ist in einen Tree Well, eine Senke unter einem Baum, gefallen.« Ty holt tief Luft. »Und erstickt.«
    »Ein Tree Well?«
    »Du kennst doch diese Nadelbäume mit den tief herabhängenden Ästen? Die Äste verhindern, dass sich Schnee unter dem Baum ansammelt. Deshalb ist überall dieser lose Schnee, der sich wie Treibsand verhält. Du fällst hinein und kommst nicht mehr raus. Im Grunde ertrinkt man im Schnee.« Seine Knöchel auf dem Lenkrad sind weiß.
    »Das tut mir so leid.« Ich mache mir Sorgen, dass meine Eltern tot sind. Aber Tys Dad ist wirklich tot und Ty wird ihn nie wiedersehen. Ich selbst weiß es wenigstens nicht sicher. Es nicht zu wissen, fühlt sich wie ein Fluch an, aber vielleicht ist es ja ein Segen. »Wie lange ist das her?«
    »Fast ein Jahr. Und danach ging mein Verhältnis zu Mom den Bach runter. Sie hat ihren Chef geheiratet, aber ich komme nicht mit ihm klar. Dann habe ich mir eines Tages, ohne zu fragen, sein Auto ausgeliehen, seinen nagelneuen BMW, und bin damit zu schnell um eine Kurve gefahren. Es war ein Totalschaden.«
    Allmählich verstehe ich, weshalb Ty mit einem Freund zusammenwohnt und auf einer Matratze schläft. »Du bist weggelaufen?«
    »Eigentlich haben sie mich rausgeworfen.«
    Etwas in mir zuckt zusammen. Ich weiß über meine Eltern nur das, was ich auf dem Foto gesehen habe, aber irgendwie spüre ich, dass sie immer zu mir halten würden. Egal, was passiert.
    Ty seufzt. »Deshalb habe ich im Sommer ein paar Monate lang auf der Straße gelebt. Ich hatte ein Zelt, das ich im Wald aufgeschlagen habe. Die Cops mögen es nicht, wenn man zu nah an der Innenstadt kampiert. Sie behaupten, man würde die Touristen vergraulen. Deshalb stört es sie auch, wenn man die Mülleimer von Starbucks durchwühlt. Hey, wir mussten doch was essen. Dann habe ich James kennengelernt, der einen Mitbewohner suchte. Einer von Dads alten Freunden hat mir das Auto geschenkt, ich habe den Job bei McDonald’s gefunden und alles hat sich nach und nach geregelt.«
    Als er McDonald’s erwähnt, fällt mir etwas ein. »Musst du später noch arbeiten?«
    »Ich habe mich heute Morgen krankgemeldet.« Unsere Blicke begegnen sich kurz im Rückspiegel.
    Wenn Ty mich nicht getroffen hätte, hätte er all das nicht getan – die Schule geschwänzt, bei der Arbeit gefehlt, ein Auto geklaut. Ich bin der Inbegriff schlechten Einflusses. »Warum tust du das alles für mich?« Wenn Ty glauben würde, er könnte irgendwelche Ansprüche stellen, weil er mir hilft, hätte er gestern Abend versucht, zu mir ins Bett zu kriechen, anstatt auf dem Sofa zu schlafen.
    »Als ich bei McDonald’s gesehen habe, wie du dein Geld zählst, dachte ich mir schon, dass du in Schwierigkeiten steckst. Als ich auf der Straße gelebt habe, haben mir ein paar Leute geholfen. Leute wie James und Audrey. Wer weiß, was passiert wäre, wenn ich sie nicht gehabt hätte.« Er schaut mich kurz über die Schulter an. »Ob ich versucht hätte, dir zu helfen, wenn ich gewusst hätte, wie heftig das werden würde?« Er lässt die Frage in der Luft hängen, bevor er antwortet: »Das werde ich wohl nie herausfinden.« Dann dreht er sich wieder halb um, um mich anzulächeln.
    »Das Problem ist, dass keiner von uns weiß, was da eigentlich los ist«, sage ich mit einem Gähnen, das so lang dauert, dass mir ganz schwindlig wird. »Nicht mal ich selbst. Vor allem nicht ich selbst.«
    Eigentlich sollte ich planen, was wir unternehmen, sobald wir in Portland ankommen, stattdessen fallen mir immer wieder die Augen zu und ich schlafe ein.
    In meinem Traum stehe ich wieder vor dieser Kegelbahn und beobachte, wie die Kinder mit ihren bunt eingepackten Geschenken auf die Tür zugehen. Nur dass ich dieses Mal viel näher dran bin, so nah, dass ich direkt hinter dem Vater mit den silbernen Luftballons bin.
    Der Mann in dem blauen Lexus entdeckt mich. Er springt mit einer Waffe in der Hand aus dem Auto.
    Und ich schreie und versuche, die Kinder nach drinnen in Sicherheit zu stoßen, aber ein kleiner Junge fällt hin. Ich reiße ihn am Arm hoch – zu grob, aber ich habe keine Zeit, mir darüber Gedanken zu machen. Ich muss ihn hineinbringen, bevor er verletzt wird. Der kleine Junge weint und dreht sich um, um mich anzuschauen. Er hat dasselbe Gesicht wie der Junge auf dem Foto.
    »Cady!«, schreit er. »Cady!«
    Mit einem Ruck

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