Never forget - das Mädchen, das sich nicht erinnern durfte
trieben.«
»Aber was ist mit ihnen geschehen, seit sie dich angerufen haben?« Mir fällt es schwer, die Worte auszusprechen. »Im Radio wurde gesagt, dass sie menschliche Überreste in unserer Hütte gefunden haben.«
Liz beugt sich vor und drückt meine Hand. Dieses Mal ziehe ich sie nicht zurück. »Oh, Cady, hast du geglaubt, es wären deine Eltern oder dein Bruder? Diese Geschichte von den Überresten wurde wahrscheinlich von Z-Biotech in Umlauf gebracht. Gestern Morgen sind deine Eltern zur Arbeit gegangen und wurden dabei erwischt, wie sie sich den letzten Beweis holten, den sie brauchten. Sie schnappten sich Max und tauchten unter. Sie haben versucht, dich zu warnen, konnten dich aber nicht erreichen. Deshalb haben sie in deiner Schule eine merkwürdige Nachricht hinterlassen, um dich wissen zu lassen, dass etwas nicht stimmt. Und dann haben sie mich angerufen und mich darum gebeten, dir zu helfen. Aber als ich die Nachricht deiner Mom abgehört habe, hatten diese beiden Männer dich wohl schon geschnappt. Euer Haus auf den Kopf gestellt. Sie wollten wissen, wo die Beweise und deine Eltern sind.« Ihre Blicke suchen meine. »Aber jetzt, wo du weißt, was wirklich passiert ist – erinnerst du dich langsam?« Sie lässt meine Hand los.
»Vielleicht.«
»Z-Biotech sucht nicht nur nach den Beweismitteln, die deine Eltern mitgenommen haben, sondern auch nach etwas anderem. Deine Eltern sind die Einzigen, die je einen wirksamen Impfstoff gegen die Hantaviren entwickelt haben, und es gibt irgendeinen Kniff, eine Formel, durch die es funktioniert. Deine Mom hat mir gesagt, dass sie vorhätten, diese Formel mitzunehmen. Sie existiert nämlich nur in ihren Köpfen, nicht auf Papier.«
Der Druck in meinen Schläfen lässt ein wenig nach. »Jetzt kann Z-Biotech das Virus und den Impfstoff also nicht an den Meistbietenden verkaufen?«
»Sie haben noch eine Palette Impfstoff in Produktion, plus einer kleinen Menge, die von der Testrunde übrig geblieben ist. Aber das ist alles, es sei denn, Z-Biotech findet die Formel. Deshalb haben sie wohl auch die Hütte durchsucht, für den Fall, dass deine Eltern dort etwas versteckt hatten. Aber sie haben nichts gefunden und du schienst nichts zu wissen. Deshalb haben sie wahrscheinlich auch beschlossen, dich umzubringen. Für sie warst du so entbehrlich wie ein Papiertaschentuch.«
Ty schüttelt den Kopf und gibt ein wortloses Geräusch des Protests von sich. »Nach deiner Flucht war ihnen wohl klar, dass sie Lügen über dich verbreiten mussten. Auf diese Weise würde man dir kein Wort glauben, wenn du zur Polizei gehst«, fährt Liz fort. Sie wendet ihren Blick kein einziges Mal von meinem Gesicht ab. »Die Sache ist aber, Cady, dass ich sehr wohl glaube, dass du etwas weißt. Ich glaube, dein Gedächtnis hat sich ausgeschaltet, um dich davor zu bewahren, es diesen Männern zu erzählen. Ich glaube, du weißt, wo deine Eltern sind oder wo sie die Informationen versteckt haben.«
»Aber ich weiß es nicht.« Das Pulsieren in meinen Schläfen wird schlimmer. »Und falls ich es wusste, ist jetzt alles weg. Manches von dem, was du sagst, kommt mir bekannt vor, aber darüber hinaus kann ich mich an nichts erinnern.«
»Bitte, Cady, du bist die einzige Chance, die wir haben, meine Schwester zu finden. Deine Familie zu finden. Janie und Patrick müssen sich irgendwo verstecken, weil sie nicht sicher sind, wem sie trauen können. Ich kenne Leute, die ihnen helfen können. Aber das geht nur, wenn wir sie finden oder das Beweismaterial, das bestätigt, was Z-Biotech treibt. Und wir dürfen nicht zulassen, dass die Firma deine Eltern oder diese Informationen zuerst findet.«
»Aber ich weiß nichts.« Wenn ich nur nicht solche Kopfschmerzen hätte! Ich bin völlig verwirrt und mein Gehirn arbeitet nur sehr langsam. Alles, was meine Tante sagt, löst in mir ein Echo aus, aber es ist so schwach und flüchtig, dass ich keinen einzigen Gedanken festhalten kann.
Sie steht auf. Ich lege meinen Kopf in den Nacken, um sie anzusehen. Es fühlt sich an, als würde sich ein Spieß aus Stahl durch meine Schläfe bohren. »Weißt du, warum ich weiß, dass du etwas weißt?«
»Warum?« Ich blicke an ihr vorbei auf das kuschelweiche weiße Bett. Wenn ich mich jetzt doch nur unter die Decke verkriechen und mir ein Kissen über den Kopf ziehen könnte. Das Licht aussperren, schlafen gehen und die Schmerzen meines Körpers und meiner Seele vergessen.
»Weil deine Eltern dich vorbereitet haben.
Weitere Kostenlose Bücher