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Never Knowing - Endlose Angst

Never Knowing - Endlose Angst

Titel: Never Knowing - Endlose Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chevy Stevens
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und weiß sich durchzuschlagen. Wahrscheinlich ist er ein Eigenbrötler. Jemand, der viel Zeit mit Jagen verbringt.« Ich erschauderte, als mir das Bild einer entsetzten Frau durch den Kopf schoss, die durch den Wald rannte. Billy fuhr fort: »Die Beschreibung, die wir gestern von Julia erhalten haben …«
    »Sie haben Julia getroffen?«
    Sandy sagte: »Wir haben sie in Victoria befragt. Laut ihrer damaligen Aussage war der Verdächtige um die zwanzig, als er sie angegriffen hat. Dann ist er jetzt Anfang bis Mitte fünfzig. In den letzten Jahren haben sich die Methoden unserer Arbeit verändert, so dass wir sie gebeten haben, sich noch einmal mit einem Polizeizeichner des Dezernats für Verhaltensforschung zusammenzusetzen.«
    Billy reichte mir ein Blatt Papier. »Das ist eine Phantomzeichnung, wie der Verdächtige heute aussehen könnte.«
    Ich schnappte nach Luft. Kein Wunder, dass Julia bei meinem Anblick durchgedreht war. Selbst in dieser groben Zeichnung erkannte ich die Ähnlichkeit – dieselben Katzenaugen, die linke Augenbraue stand etwas höher als die rechte, nordische Gesichtsform.
    Ich starrte auf die Zeichnung. »Seine Haare …«
    Sandy sagte: »Julia beschrieb es als ein dunkles Rotbraun … und gewellt.« Ich blickte genau in dem Moment auf, als ihr Blick über mein Haar glitt. Mir drehte sich der Magen um. Billy nahm mir die Zeichnung aus der Hand, während Sandy sagte: »Julia wurde Mitte Juli überfallen. In Prince Rupert wurde im August desselben Jahres eine Frau umgebracht. Es war das einzige Mal, dass er in einem Sommer zweimal zugeschlagen hat, vermutlich, weil er bei Julia keinen Erfolg hatte. Er ist äußerst vorsichtig und hinterlässt so gut wie keine Spuren. Aus diesem Grund brauchen wir Sie. Spielen Sie bei diesem Anrufer mit, damit wir herausfinden, ob er tatsächlich der Campsite-Killer ist. Es ist alles, was wir im Moment haben.«
    Ich schaute zwischen Sandy und Billy hin und her. Ihre Blicke ruhten unverwandt auf mir. Ich holte tief Luft und nickte widerwillig.
    »Also gut, ich werde es versuchen.«
     
    Sobald ich das Revier verlassen hatte, rief ich Evan an. Er ging nicht an sein Handy, also hinterließ ich nur ein »Ich vermisse dich und brauche dich« auf seiner Mailbox. Ich war noch nicht bereit, nach Hause zu fahren und mich der Möglichkeit auszusetzen, einen weiteren Anruf meines Vielleicht-Vaters zu bekommen, also holte ich mir einen Vanille-Latte und spazierte die Strandpromenade entlang, wobei ich mir immer wieder jedes Wort von Sandy und Billy durch den Kopf gehen ließ. Das Ergebnis des DNA -Tests würde drei bis sechs Wochen auf sich warten lassen, aber ich hatte das Gefühl, die Polizei war sich schon sicher, dass ich die Tochter des Campsite-Killers bin.
    Bevor ich aufgebrochen war, hatte ich sie nach den anderen Fällen gefragt, was für Spuren und Beweise sie hätten, aber sie hatten mir keine Einzelheiten genannt – nicht einmal über Julia. Sie sagten, es sei besser, wenn ich nicht zu viel wüsste, damit ich nicht aus Versehen etwas ausplauderte. Außerdem baten sie mich, sofort anzurufen, sobald mir jemand Verdächtiges auffiel. Das Problem war nur, dass mir jetzt jeder verdächtig vorkam.
    Wenn ich spazieren gehe, halte ich normalerweise oft an und rede mit allen und jedem, aber jetzt vermied ich den Blickkontakt und musterte jeden Mann mittleren Alters voller Misstrauen. War er es? Was war mit dem hochgewachsenen Mann dort unterm Baum? Starrte der Kerl auf der Bank mich an?
    Zur Abwechslung schien mal die Sonne, aber es war immer noch kalt in diesen frühen Apriltagen, und vom Ozean her wehte ein beißender Wind. Nachdem ich zweimal die Promenade auf und ab spaziert war, brannten meine Wangen, und meine Finger fühlten sich an wie Eiswürfel. Evan hatte immer noch nicht zurückgerufen, und ich konnte es nicht länger hinauszögern, nach Hause zu fahren. Elch musste raus, und ich hatte noch einen Haufen Dinge zu erledigen, ehe ich Ally von der Schule abholen musste. Ich holte tief Luft und ging zum Cherokee. Wenn er anrief, musste ich irgendwie damit klarkommen.
    Doch die ganze restliche Woche über passierte nichts. Am Freitagabend fragte ich mich, ob der Anruf nicht doch ein Jux gewesen war. Sandy oder Billy meldeten sich jeden Tag, doch mit jedem Anruf klang die Ungezwungenheit in ihren Stimmen weniger überzeugend. Ob sie glaubten, ich hätte mir das alles nur ausgedacht? Die anfängliche Welle von Reporteranrufen ebbte ab, und wenn ich im Internet

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