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Never tell a lie - Lügen können töten - Psychothriller

Never tell a lie - Lügen können töten - Psychothriller

Titel: Never tell a lie - Lügen können töten - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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über Worte, die mit einem Füllfederhalter geschrieben waren.
    Emilia V. - 23. Mai 1922
     
    Emilia . Ein altmodischer Name. Das V musste Vlaskovic bedeuten. 1922. Zwischen den Weltkriegen, etwa zu der Zeit, zu der auch Ivys Großmutter und Urgroßmutter Europa verlassen hatten.
     
    Neues Tagebuch, neuer Anfang. Heute sind wir in dieses schöne Haus in der Laurel Street eingezogen. Es ist schon nach Mitternacht, aber ich bin zu aufgeregt, um zu schlafen.
    Heute Nachmittag stand ich zum ersten Mal auf der Veranda, auf meiner Veranda. Die Wiese gegenüber von unserem Haus ist voller Butterblumen.

     
    Auf der anderen Straßenseite war eine Wiese gewesen? Erstaunlich!
     
    Als ich dem Mann, den Joseph eingestellt hat, dabei zusah, wie er den Tisch hereintrug, den Mutter und Vater uns geschenkt haben, fühlte ich, wie sich das Baby bewegte. Ich wollte es Mutter und Mathilda zurufen, aber mein Brief wird eine Woche lang unterwegs sein, bis er in Toronto ankommt.
     
    Das Baby war ein Junge gewesen, da war sich Ivy ganz sicher - wie sie sich auch ganz sicher war, dass Emilia V. die traurige Frau mit dem langen Gesicht auf dem Foto war und dass Emilia das blaue Satinband um das Babyhaar gebunden hatte, das Ivy zwischen den Babysachen versteckt gefunden hatte.
    Die Eintragungen waren in geschwungener Schrift geschrieben, und während Ivy Seite für Seite umblätterte, wurde das schemenhafte Bild der Frau allmählich zu einem Menschen aus Fleisch und Blut, einer Frau, die ihre Tage damit verbrachte, ein Heim für ihre Familie einzurichten, auf die Geburt ihres ersten Kindes zu warten und sich nach den Freunden und Familienmitgliedern zu sehnen, die sie in Kanada zurückgelassen hatte. Ivy hatte kein solches Tagebuch, das die Vergangenheit ihrer Familie dokumentierte.
    Im Juli hatte die Schrift begonnen, gedrängt und weniger schön auszusehen. Ivy stellte sich die schwangere Emilia vor, wie sie an einem Schreibtisch mit geneigter Platte im Wohnzimmer saß und mit verkniffenem Gesicht ihren Füllfederhalter umklammert hielt.

     
    Den Eintrag für den 20. August las sie zweimal.
     
    Als ich von meinem Spaziergang zurückkam, betrachtete ich mich lange im Spiegel. Ich sah genau das, was ich erwartet hatte. Mein Gesicht ist zu mager, die Nase zu lang, die Haut teigig. Mein Haar ist zu kurz, um als üppig bezeichnet zu werden, und die Farbe ist weder blond noch braun. Meine Finger sind nicht lang und schlank, sondern kurz und stumpf. Kein Wunder, dass Joseph es kaum erträgt, mich anzusehen.
     
    Die arme Frau. Da saß sie nun mit dem verständnislosen Joseph in Brush Hills, und das Baby konnte jeden Augenblick kommen. Keine Lamaze-Kurse, wo sie andere junge Ehepaare kennenlernen konnte. Keine Telefongespräche mit Freunden und Familienmitgliedern, Keine E-Mails, kein MySpace.
    Denk an die guten Seiten deines Lebens , hörte Ivy die Stimme ihrer Großmutter sagen. Zwar war sie im neunten Monat schwanger, aber sie hatte den Vorteil, einen Bonneville Combi, Baujahr 1966, zu besitzen, David behandelte sie wie ein rohes Ei, und sie hatte Freunde und Kollegen und einen Arbeitsplatz, zu dem sie zurückkehren konnte.
    Ivy legte die Hände auf ihren prallen Bauch. Bald würde sie ein Kind haben. Selbst sie begann allmählich, daran zu glauben.
    Sie gähnte und schloss das Buch. Dann knipste sie das Licht aus, legte sich auf die Seite und schloss die Augen.
    Eine Stunde später war sie immer noch wach, während
David neben ihr leise schnarchte. Der Schimmelgeruch schien sich in ihrer Nase festgesetzt zu haben. Ihr Geist sprang von der verkrampften Handschrift zu dem gequälten Gesicht auf dem vergilbten Foto und von dort zu der Frau, die sie durch das Küchenfenster beobachtet hatte - lange, dunkle Haare und der Pony, die ein blasses, teilweise von einer dunklen Brille verdecktes Gesicht umrahmten. Morticia II.
    Ivy zog sich das Kissen über den Kopf, als ob sie die Bilder, die sich in ihrem Kopf drängten, vertreiben könnte, wenn sie nur noch gedämpfte Geräusche hörte. Vor ihrem geistigen Auge beschwor sie die reizende Federzeichnung auf der ersten Seite des Kinderbuchs Madeline herauf - ein altes Haus in Paris, an dessen Fassade wilder Wein emporrankte, zwei Kamine auf dem Ziegeldach, aus denen Rauchwölkchen hervorquollen, die sich fröhlich kräuselten. Ihr Vater hatte ihr dieses Buch so oft vorgelesen, dass sie es auswendig konnte. Immer wenn sie nicht einschlafen konnte, fand sie es beruhigend, im Geist kreuz und quer durch

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