Never tell a lie - Lügen können töten - Psychothriller
Frühstückswürstchen. Es war sieben Uhr, und ihr Kopfkissen war feucht.
Dann fiel ihr wieder ein, wo sie war und warum. Als sie sich aus dem Bett lehnte, um nach ihrem Handy zu angeln, wurde sie durch einen Schmerz im Gesäß und im
Kreuz an ihren Sturz und die Landung auf dem Steißbein erinnert.
Keine Nachrichten.
Übermüdet und zitternd stand sie auf und zog sich an. Sie wollte sofort aufbrechen können, wenn Theo sie anrief und ihr sagte, wann und wo die Anhörung für Davids Entlassung auf Kaution stattfinden würde.
Sie ging in die Küche. Jody saß am Tisch und las die Zeitung. Sie sah auf, faltete die Zeitung zusammen und stellte ihre Kaffeetasse darauf.
»Hallo, guten Morgen. Hast du halbwegs gut geschlafen?« Ihr Lächeln erschien Ivy ein bisschen zu strahlend. »Was kann ich dir anbieten? Kaffee? Eier? Würstchen? Muffins? Oder wie wäre es mit etwas von allem?« Sie stand auf und ging zur Küchentheke.
Ivy stellte Jodys Kaffeetasse zur Seite, aber bevor sie die Zeitung aufschlagen konnte, war Jody an ihr vorbeigehuscht und hatte sie an sich genommen. »Ich war gerade dabei, einen Artikel über schwangere Frauen zu lesen, und warum sie nicht vornüberkippen«, erklärte sie. »Natürlich ist es eine Frau, die das erforscht hat. Offenbar hat es etwas mit der Biegung der weiblichen Wirbelsäule zu tun. Der Schwerpunkt liegt tiefer …«
Ivy löste Jodys Finger von der Zeitung und breitete sie auf dem Tisch aus. In der Mitte der Seite befand sich ein Foto von Ivy und David, auf dem sie beide jung und sehr glücklich aussahen. Es war der Schnappschuss, den sie vor Jahren zusammen mit ihrer Verlobungsanzeige an die Zeitung geschickt hatten. Ivy konnte sich noch gut erinnern, wie sie an diesem Tag herumgealbert hatten,
als sie die Kamera auf ein Stativ schraubten, den Selbstauslöser mit Zeitverzögerung einstellten, zur Couch sausten und grinsend Arm in Arm für das Foto posierten. David trug ein Hemd mit Krawatte, weil seine Mutter darauf bestanden hatte. Was man jedoch nicht sehen konnte, war die zerrissene Jeans, die er dazu anhatte.
Ivy las die Schlagzeile:
Verschwundene Frau aus Brush Hills vermutlich ermordet.
Darunter: »Landschaftsgärtner David Rose aus Brush Hills im Fall der vermissten Melinda White in Haft genommen.«
Ivy ließ sich auf einen Stuhl fallen und überflog den Artikel. »Nach Aussage der Polizei geriet Rose bei den Ermittlungen unter Verdacht, wobei vermutlich schon bald davon ausgegangen wird, dass es sich um Mord handelt.«
»Hör auf«, sagte Jody und zog ihr sanft die Zeitung weg. »Glaub mir, du möchtest gar nicht wissen, was sie behaupten. Es ist totaler Quatsch.«
Ivys Handy klingelte. Sie riss es aus der Tasche.
»Konntest du ein bisschen schlafen?«, fragte Theo.
»Ein bisschen«, sagte Ivy. »Wann ist die Anhörung?«
»Kannst du David ein paar Kleider zum Wechseln bringen?«
»Natürlich, aber … du hast doch gesagt, dass heute eine Anhörung wegen seiner Entlassung auf Kaution stattfinden würde.«
An Theos Ende der Leitung herrschte Schweigen. »Es gibt eine Verzögerung«, sagte er schließlich.
Ivys Magen zog sich zusammen. »Eine Verzögerung?« Sie spürte, dass Jody sie beobachtete.
»Nichts, worüber du dir Sorgen machen müsstest. Auf diese Weise haben wir das Wochenende, um zu …«
»Das Wochenende?« Ivy legte die Hand über den Hörer. »Aber heute ist doch erst Donnerstag.«
Jody ging quer durch die Küche zum Spülbecken, drehte den Wasserhahn auf und begann, Geschirr zu spülen.
»Wir müssen nur ein paar Dinge klären«, sagte Theo.
»Was für Dinge?«
»Na ja, das ist es ja gerade.« Langes Schweigen.
Ivy ging ins Wohnzimmer hinüber. »Theo, was, zum Teufel, geht hier vor?«
»Nichts geht vor. Ich weiß nur nicht, ob ich …«
»Um Himmels willen, Theo, könntest du es mir bitte ganz einfach sagen? Ich bin schwanger und nicht krank.«
»Siehst du, bei einer Kaution geht es darum, ob der Richter glaubt, dass bei jemandem Fluchtgefahr besteht.«
»Wie kann man glauben, dass bei David Fluchtgefahr besteht? Unser Baby kann jeden Tag kommen. Wo sollte er denn hin?«
»Es ist ein bisschen kompliziert. Bist du sicher …?«
»Ja, verdammt! Jetzt sag es mir endlich.« Aber noch während sie sprach wusste sie, dass sie seine Erklärung gar nicht hören wollte.
»Die Staatsanwältin hat die Bewegungen auf eurem Kreditkartenkonto überprüft. Am Dienstag wurde auf Davids Namen ein einzelnes Flugticket ohne Rückflug zu den
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