Never tell a lie - Lügen können töten - Psychothriller
zu pochen.
Reiß dich zusammen . Sie hatte die Schlösser ausgetauscht. Sie war die Einzige, die Duplikate des neuen Schlüssels besaß. Wenn sie diese Situation allein durchstehen wollte, dann musste sie erheblich belastbarer
werden. Die Richter konnten Anhörungen für eine Entlassung auf Kaution verzögern, aber niemand konnte die Geburt dieses Babys hinausschieben. Wenn ihre kleine Tochter endlich durch den Geburtskanal gerauscht kam, würde sie eine Mutter brauchen, die sich nicht in einer Ecke verkroch und sich vor ihrem eigenen Schatten fürchtete.
Ivy öffnete die Augen. Bessie, die Bronzestatue am Fuß der Treppe, war umgedreht worden, so dass sie ihr das Gesicht zuwandte.
Und dann bemerkte Ivy auch den Geruch. Sandelholz und Gewürznelken. Opium -Parfüm. Der Duft verwandelte sich in einen abscheulichen Gestank nach Zuckerwatte und Patschuli, der Ivy zum Würgen brachte. Blinde Panik stieg in ihr hoch. Sie stürzte die Treppe hinunter und durch den Flur, als würde eine unsichtbare Hand sie von hinten vorwärtsstoßen, und riss die Haustür auf.
Jodys VW stand immer noch mit laufendem Motor am Straßenrand. Gott sei Dank. In der nächsten Sekunde war Jody aus dem Wagen gesprungen und rannte die Einfahrt hinauf.
»Was ist passiert?«, fragte sie. »Du bist ja leichenblass. Ich wusste doch, dass es keine gute Idee war, dich allein zu lassen.«
»Nichts ist passiert«, keuchte Ivy. »Ich habe nur … ich habe nur Gespenster gesehen. Ich dachte, ich hätte jemanden gehört. Und dann war da dieser Geruch.«
»Was für ein Geruch?«
»Nach Parfüm. Und die Statue am Fuß der Treppe steht verkehrtherum.«
»Du kommst jetzt mit mir nach Hause.« Jody ergriff Ivys Arm.
»Nein!«
»Na gut, dann komme ich eben mit dir ins Haus.« Jody ging entschlossen an Ivy vorbei die Stufen der Veranda hinauf. Sie stellte sich mit verschränkten Armen vor die Haustür und klopfte mit dem Fuß auf den Boden. »Jetzt komm schon rein.« Als Ivy zögerte, fügte Jody hinzu: »Ich gehe nicht weg, dazu kriegst du mich nicht.«
Jody ging die Treppe halb wieder hinunter auf Ivy zu. »Bitte komm jetzt, Ivy. Tu mir den Gefallen. Wir werden das Haus vom Keller bis zum Speicher durchsuchen. Danach lasse ich mich vielleicht überreden, nach Hause zu fahren.«
Als Ivy und Jody durch die Tür traten, schien das Haus bedrohlich über ihnen aufzuragen, und das Bogenfenster im Giebel starrte wie ein einzelnes Auge unter einer Kapuze auf sie herunter.
»Riechst du das?«, fragte Ivy.
Jody hob den Kopf und schnüffelte. »Nein.« Sie schnüffelte noch einmal. »Vielleicht. Ich bin mir nicht sicher.«
Sie riss den Garderobenschrank in der Eingangshalle auf. »Wir können genauso gut gleich hier anfangen.« Sie schob die Mäntel zur Seite und holte sämtliche Koffer heraus, die dahinter verstaut waren. »Nichts.«
Ivy folgte ihr durch das Wohnzimmer. Die Jalousien waren hochgezogen. Ivy nahm die Zeitung mit Davids halb gelöstem Kreuzworträtsel vom Kaffeetisch. »Ich dachte …«, stotterte sie.
»Was hast du gedacht?«
»Nichts.« Jody sah sie wütend an. »Es ist nur …«, erklärte Ivy, »Ich bin mir ganz sicher, dass ich die Jalousien hier zugezogen habe. Und diese Zeitung habe ich in das Fach unter der Fensterbank geworfen.«
»Wann?«
»Gestern.«
»Vielleicht hat David sie wieder rausgenommen«, meinte Jody.
»Vielleicht.« Sie folgte Jodys Blick zu der geschlossenen Fensterbank, die groß genug war, dass sich jemand darin verstecken konnte. »Sicher. So ist es vermutlich gewesen.«
»Hmm.« Jody schob sich näher an die gepolsterte Bank heran. »Du hast sicher recht.« Sie und Ivy wechselten einen Blick.
Als sie nur noch eine Armlänge von der Fensterbank entfernt war, streckte Jody plötzlich die Hand aus und riss den Deckel hoch. Beide starrten hinein. Leer.
Ivy warf die Zeitung hinein, und Jody ließ den Deckel zufallen.
Sie durchsuchten das Fernsehzimmer, das Esszimmer, dann die Küche und den Vorraum, wobei sie sich vergewisserten, dass sich niemand zwischen den Mänteln versteckte, die an den Haken neben der Tür hingen.
»In diesem Stockwerk ist nichts«, erklärte Jody.
Auf dem Rückweg durch die Küche riss Jody die Türen aller unteren Küchenschränke auf und hob die Schiebetür des Speiseaufzugs an. Allein von Jodys Anblick, die unbekümmert den Kopf in die Öffnung steckte und den
Schacht hoch- und hinunterschaute, zog sich Ivys Magen zusammen.
Sie zwang sich, ebenfalls hineinzusehen. Nichts als das
Weitere Kostenlose Bücher