Never tell a lie - Lügen können töten - Psychothriller
geachtet. Ich habe nicht daran gedacht, weil ich Phoebe von der Straße zerren musste.« Die Hündin hob den Kopf. »Ich habe angenommen, dass Mrs Bindel im Haus oder in ihrem Garten sei.«
»Sie sagen also, dass Ihre Nachbarin den Hund gewöhnlich nicht allein herauslässt?«
»Niemals.«
Die Fältchen in Blanchards Augenwinkeln vertieften sich. Er starrte auf die Stelle, an der Mrs Bindel gelegen hatte.
»Wann ist Ihnen zum ersten Mal aufgefallen, dass der Hund bellte?«
»Als ich in mein Auto steigen wollte, unmittelbar bevor …« Ivy unterbrach sich. »Nein, ich habe schon etwa zwanzig Minuten vorher einen Hund bellen gehört.« Sie unterbrach sich noch einmal. »Vielleicht hat auch schon ein Hund gebellt, als ich nach Hause kam. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass es so war.«
Blanchard verzog das Gesicht. »Wie lange bevor Sie Ihre Nachbarin bewusstlos aufgefunden haben, glauben Sie, ein Bellen gehört zu haben?«
»Vielleicht anderthalb Stunden davor. Meine Freundin
war mit mir zusammen hier. Vielleicht hat sie das Bellen auch gehört.«
»Ihre Freundin?«
»Sie hat eine Zeit lang vor dem Haus geparkt. Dann ist sie hereingekommen.«
Jetzt sah Blanchard restlos frustriert aus. »Und was für einen Wagen fährt sie?«
»Einen VW Käfer. Sie können sie fragen, was sie gesehen hat.«
Detective Blanchard notierte Jodys Namen und ihre Telefonnummer.
»Und wo genau haben Sie Ihre Nachbarin gefunden?«, wollte er wissen.
Ivy zeigte auf die Stelle und beschrieb, in welcher Stellung Mrs Bindel dagelegen hatte. Blanchard ging hin, kauerte sich nieder und strich mit der Hand im Bogen durch das Gras. Dann stand er auf und ging langsam in immer größer werdenden Kreisen um die Stelle herum. Als er etwa zweieinhalb Meter entfernt war, blieb er stehen. Er zog ein Taschentuch aus der Tasche und hob damit einen faustgroßen Stein auf. Sein Gesichtsausdruck wurde nachdenklich.
»Sie glauben nicht, dass das ein Unfall war, oder?«, fragte Ivy.
»Sie meinen, dass Ihre Nachbarin gestolpert, gefallen und mit dem Kopf auf die Treppenstufe geschlagen ist? Was glauben Sie?« Er legte den Kopf schief und fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund, während er auf ihre Antwort wartete.
Mrs Bindel hatte mit dem Kopf auf der untersten Treppenstufe
gelegen. »Ich weiß es nicht, aber ich kann mir nicht vorstellen, wie sie so dagelegen haben sollte, wenn sie über eine Stufe gestolpert wäre.«
»Da gebe ich Ihnen recht.« Blanchard presste die Lippen zu einem grimmigen Strich zusammen. »Ich glaube, dass Ihre Nachbarin sehr viel Glück gehabt hat. Ihre Perücke hat sie vor einer sehr viel schlimmeren Verletzung bewahrt.«
Ivy legte die Wange an Phoebes Kopf. Sie konnte sich nicht vorstellen, warum irgendjemand auf die Idee kommen konnte, Mrs Bindel etwas anzutun.
»Gibt es sonst noch irgendetwas, an das Sie sich erinnern?«, fragte Blanchard.
Was würde er sagen, wenn sie ihm erzählte, dass Bessie umgedreht worden war und es in ihrem Haus nach Parfüm gerochen hatte? Im schlimmsten Fall würde er sie als verrückte schwangere Frau abtun.
»Wahrscheinlich ist es nicht wichtig …«, fing sie an.
»Überlassen Sie es mir, das zu beurteilen.«
Sie erzählte es ihm.
»Ich habe dieses Parfüm seit Monaten nicht benutzt«, fügte sie hinzu. »Und als ich Mrs Bindel fand, hatte sie, glaube ich, den gleichen Geruch an der Hand.«
Sie machte sich darauf gefasst, dass er diese Beobachtung als unbedeutend abtun würde, aber sein Gesicht wurde ernst. »Sie schließen alle Türen ab, wenn Sie das Haus verlassen?«
»Immer.«
»Und haben Sie auch abgesperrt, als Sie heute Morgen fortgegangen sind?«
»Ja.«
Detective Blanchard blickte zu ihrem Haus hinüber. »Vielleicht haben Sie Ihrer Nachbarin einen Schlüssel für einen eventuellen Notfall gegeben? Oder vielleicht hat der vorherige Besitzer ihr einen Hausschlüssel anvertraut?« Ivy schüttelte den Kopf. »Oder Sie haben einen Ersatzschlüssel irgendwo draußen versteckt? Viele Leute machen das.«
»Ich habe gerade die Schlösser austauschen lassen, und außer uns hat niemand ein Duplikat des neuen Schlüssels.«
Blanchard machte sich noch eine letzte Notiz, klappte den Schreibblock zu und steckte ihn in die Tasche. »Jetzt sage ich Ihnen, was ich glaube«, erklärte er. »In Brush Hills kommen nicht viele Verbrechen vor. Meistens handelt es sich nur um Trunkenheit am Steuer oder Einbruchsdiebstähle. Gelegentlich auch mal Vandalismus. Eine Frau
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