Never tell a lie - Lügen können töten - Psychothriller
Anruf entgegenzunehmen.« Piep.
»Mrs Rose?« Ivy kannte die höfliche Stimme der Frau nicht. »Hier ist Phyllis Stone vom Norfolk County Crime Lab. Soviel ich weiß, haben Sie sich bereiterklärt, hierherzukommen und eine DNA-Probe abzugeben. Ein Detective von der Polizei in Brush Hills hat mich gebeten, Sie anzurufen und einen Termin auszumachen.«
Dieser Schuft Blanchard - war das seine Idee? Eine neue Methode, sie zu schikanieren? »Bitte rufen Sie mich an und sagen Sie mir, wann Sie kommen möchten«, fuhr die Frauenstimme fort. »Es wird nur eine Minute dauern. Wir haben von neun bis siebzehn Uhr geöffnet. Und vergessen Sie nicht, einen Ausweis mit Foto mitzubringen.«
Wenn Ivy nur ans Telefon gelangen, den Hörer herunterwerfen und schreien könnte.
Sie versuchte, sich aufzubäumen und die Frau abzuschütteln. Dabei nahm sie kaum war, dass die Anruferin eine Adresse und eine Telefonnummer nannte. Sie rammte der Frau einen Ellenbogen in den Bauch und riss sich los. Die Frau schrie auf und stolperte seitwärts.
Ivy griff nach dem Telefon, aber es war zu spät. Sie hörte nur noch das Freizeichen. Sie begann, die 911 zu wählen, aber die Frau riss das Telefonkabel aus der Steckdose.
Ivy ließ den Hörer fallen und packte den Teekessel, der auf dem Herd stand. Mit aller Kraft schlug sie ihn der Frau auf den Kopf. Dann rannte sie in den Vorraum. Der Ersatzschlüssel hing immer noch am Haken neben der Tür.
Sie spürte eine Bewegung hinter ihrem Rücken. Schnell!
Sie rammte den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn um. Aber kaum hatte sie die Tür ein Stück weit geöffnet, schlang die Frau einen Arm um ihren Hals. Bevor Ivy sich wehren konnte, wurde sie so heftig nach vorn gestoßen, dass die Tür mit lautem Krachen wieder zuschlug. Etwas bohrte sich in ihre Seite - die Messerspitze drang durch das Sweatshirt und verletzte ihre Haut. Ivy versuchte, sich zu entziehen. Schwer atmend schlang die Frau den Arm noch fester um ihren Hals und drückte ihr das Messer gegen die Rippen.
Ivys Kopf dröhnte, und schwarze und gelbe Lichtblitze flackerten vor ihren geschlossenen Augen.
»Schließ die Tür wieder ab und gib mir den Schlüssel«, zischte die Frau.
Ivy machte den Rücken rund und versuchte krampfhaft, mit ihrem Körper eine sichere Höhlung für das Baby zu schaffen. Das Messer bohrte sich in ihre Haut, und sie schrie auf. Sie wand sich verzweifelt, um sich dem Druck der Messerspitze zu entziehen und zu verhindern, dass das Kind in ihrem Inneren zerquetscht wurde. Phoebe kauerte winselnd in einer Ecke des Vorraums.
»Warum tust du das?«, schrie Ivy
»Schließ die Tür ab!«
»Ich kann mich nicht bewegen. Nicht, wenn du mich so fest gegen die Tür drückst.«
Die Frau lockerte ihren Druck.
»Was hast du vor?« Ivy drehte den Schlüssel nach rechts und sofort wieder nach links. »Willst du mich umbringen - so wie du deine eigene Mutter umgebracht hast?« Sie zog den Schlüssel aus dem Schloss.
Die Frau war still geworden. »Ich habe … meine Mutter … nicht umgebracht«, stieß sie schließlich hervor.
»Die Polizei ist da aber anderer Meinung.«
Sie riss Ivy den Schlüssel aus der Hand. »Glaubst du etwa, dass mir das was ausmacht? Nicht, solange sie mich für tot halten.«
30
Hast du deine Schwester Ruth auch ermordet?«, fragte Ivy. Die Frau, von der sie nun wusste, dass sie Melinda war, trieb sie vor sich her die Treppe hinauf.
»Halt den Mund«, fauchte Melinda. »Geh weiter.«
Schritt für Schritt stiegen sie hinauf in den ersten Stock. Bei jedem Schritt fühlte Ivy die Messerspitze im Rücken, und Melinda hielt sie so fest an den Haaren gepackt, dass ihre Kopfhaut schmerzte.
»Meine Freunde werden sich erkundigen, wie es mir geht«, stöhnte Ivy. »Wenn ich nicht ans Telefon gehe …«
»Sie werden sich keine Sorgen machen.«
»Und am Montag ist eine Anhörung. Wenn ich nicht dort bin …«
»Am Montag?« Melinda lachte. »Bis dahin ist alles vorbei.«
Vorbei?
»Geh weiter.« Melinda zerrte an Ivys Haaren.
Sie stiegen weiter die Treppe hinauf bis ins oberste Stockwerk. Der Treppenabsatz vor dem Speicher war mit Sägemehl bedeckt, in dem Ivys Joggingschuhe Spuren hinterließen. Die Tür stand offen. Ein Eisenriegel war daran verschraubt, und in den Türpfosten war ein Loch gebohrt worden. Melinda ließ ihre Haare los, drängte sie ins Schlafzimmer und stieß sie auf das Bett.
Ivy sah sich mit wachsender Panik im Zimmer um. Die
Lampe war fort, das Bett vollständig abgezogen.
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