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Nevermore

Nevermore

Titel: Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Creagh
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Gewimmel zu Mr Swansons Klassenzimmer. Eine Gruppe von Schülern, die ein Jahr unter ihr waren, stolzierte gut gelaunt, lachend und mit bemalten Gesichtern an ihr vorbei. Die Mädchen hielten Händchen mit ihren Freunden, die alle Footballjacken trugen. Aus dem Nichts heraus erschienen blaue Sprühluftschlangen und legten sich über ihre Haare und ihre Kleidung und klebten an den Spinden und Wänden fest. Isobel konnte hören, wie Mr Nott alle zur Ordnung rief, doch seine Worte verloren sich in dem Geräuschwirrwarr.
    Die Begeisterung war ansteckend. Wie vor jedem großen Spiel schien ein vollkommen neuer, fröhlicher Wind die Schule ergiffen und aufgerüttelt zu haben - und Isobel konnte es kaum erwarten, endlich auch ein Stück davon abzubekommen.
    Als sie den Flur entlangging, riefen ihr immer wieder ein paar Jungs »Los geht’s, Trenton!« zu, machten ihr Platz und schlugen zwischen den Rufen gegen die Spinde. Ein Rhythmus aus »Los geht’s, Trenton!«, Bumm, Bumm folgte ihr bis zum Treppenhaus. Isobel versuchte, ihr Lächeln im Zaum zu halten, obwohl sie am liebsten diesen blöden Gettoblaster loswerden und zum Rhythmus der Spindschläge und Rufe den Flur entlang Räder schlagen wollte. Das war ihre Welt und sie wollte endlich darin eintauchen! Die Cheerleaderin in ihr schrie und tobte und wollte endlich losgebunden werden. Bald, versicherte sie sich selbst, bald. Doch zuvor musste sie noch etwas erledigen: Operation Bring-diese-Poe-Sache-zu-Ende-damit-mein-Leben-weitergehen-kann.
    Entschlossen betrat Isobel das Klassenzimmer und ihr Herz schlug schneller, als sie sah, wie alle in Gruppen zusammenstanden und letzte Vorbereitungen trafen, bevor es zum letzten Mal gongte.
    Varen war nicht da. Sein Stuhl war leer.
    Sie setzte sich auf ihren Platz und stellte den Gettoblaster auf den Tisch. Wo steckte er denn bloß? Würde er sie wirklich im Stich lassen?
    Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie nervös sie war. Ihre Nerven flatterten immer stärker, je mehr sich ihr schöner Plan in Luft auflöste. Sie erinnerte sich an Mr Swansons Warnung: Beide Partner mussten anwesend sein.
    Und dann erschien Varen plötzlich in der Türöffnung. Isobel schoss von ihrem Sitz hoch und warf dabei fast den Gettoblaster um. Er sah etwas verwahrlost aus, hatte dieselben Jeans wie gestern an und, so kam es ihr vor, auch dasselbe T-Shirt, nur dass er es heute mit der Innenseite nach außen trug. Seine Augen waren wieder einmal hinter der dunklen Sonnenbrille verborgen. Seine Haare sahen noch strähniger aus als sonst und ließen ihn wilder wirken.
    Sein Anblick wühlte etwas Mächtiges und Furchterregendes tief in ihrem Inneren auf und das Gefühl verstärkte sich noch, als Isobel an das dachte, was sie ihm heute sagen wollte. Würde er ihr zuhören?
    Der Geräuschpegel im Klassenraum stieg. Ihr blieben vielleicht noch dreißig Sekunden bis zum Gong, nur dreißig Sekunden, um Varen in ihren Plan einzuweihen. Sie wartete darauf, dass er an ihren Tisch kam, doch aus irgendeinem Grund drehte er sich weg und ging nicht auf sie, sondern geradewegs auf Mr Swanson zu.
    Moment. Was machte er denn da bloß? Isobel raste durch den Gang, zwischen den Stühlen hindurch, zum anderen Ende des Raumes.
    »Ach ja, richtig«, sagte sie und schob sich zwischen Varen und Mr Swanson, »das hatte ich vergessen. Wir wollten fragen, ob es in Ordnung ist, wenn wir einen Gettoblaster benutzen.« Sie warf Mr Swanson ihr überzeugendstes, extra nur für ihn aufgesetztes Cheerleaderlächeln zu.
    Ihr Englischlehrer blickte von Isobel zu Varen und wirkte überrascht und leicht irritiert. Vielleicht lag es an der Kombination aus ihrer Cheerleaderuniform und Varens Totengräberlook. Isobel fühlte, wie alle Augen ihrer Mitschüler von hinten auf sie beide gerichtet waren, und verspürte den kindlichen Drang, sich umzudrehen und ihnen allen die Zunge herauszustrecken.
    »Warurn sollte das denn nicht in Ordnung sein?« Mr Swansons Gesichtsausdruck wirkte jetzt amüsiert.
    »Siehst du?«, sagte Isobel und drehte sich zu Varen um. »Hab ich dir doch gesagt.« Sein von der Sonnenbrille abgeschirmter Blick traf auf ihren. Sie starrte ihn ganz bewusst an und ihr angespanntes Lächeln spiegelte sich in seinen Brillengläsern. Das Geräusch des Gongs erfüllte den Raum und wurde gefolgt von Stuhlscharren. Die Zeit war um.
    Sie beugte sich zu Varen und flüsterte ihm rasch, im Schutz des Lärms ringsum zu: » Ich weiß, dass du eigentlich nichts sagen willst, aber du musst den Teil

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