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Nevermore

Nevermore

Titel: Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Creagh
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mir gedacht, dass du wahrscheinlich nicht noch mal zurückkommst, um ihn zu holen. Was hast du da überhaupt für Bücher drin? Es fühlt sich an, als würdest du das gesamte Internet ausgedruckt mit dir rumschleppen.«
    »Bücher?« Isobel fuhr herum. Bei Gwens Anblick, wie sie ihren Rucksack so hinter sich herzog, kam ihr ein Gedanke. Auf dem Flur ertönte der Gong und beendete die Mittagspause mit einem schrillen, nervenzerfetzenden Scheppern. »Gwen! Du fährst mit dem Auto zur Schule.«
    Gwen hörte auf, mit Isobels Rucksack zu kämpfen. »Und Affen werfen mit ihrer Kacke um sich. Isobel, du machst mir wirklich langsam Angst.«
    »Gwen. Ich muss mir dein Auto ausleihen.«
    »Bist du übergeschnappt? Wofür denn? Es ist mitten am Tag!«
    »Bitte«, sagte Isobel und bat mit aufgehaltener Hand um die Schlüssel.
    Sie schlichen sich in den Heizungsraum, den Mr Talbot, der Hausmeister, nicht abgeschlossen hatte, während er in der Cafeteria sauber machte. Mit Gwen im Schlepptau eilte Isobel am Lärm und an der Hitze des Heizungskessels vorbei zur Hintertür. Sie zog sie hinter sich zu und ein Klicken ertönte, was wohl bedeutete, dass die Tür nun verschlossen war. Sie würden also einen anderen Rückweg finden müssen.
    »Das ist total wahnsinnig«, flüsterte Gwen. »Wegen dir kriegen wir noch einen Schulverweis.«
    »Du hättest ja nicht mitkommen müssen.«
    »Klar, damit du mit dem Cadillac meines Vaters davonfährst, obwohl du nur einen Lernführerschein hast, oder was?«
    Geduckt schlichen sie um das Gebäude herum und durch die Reihen der Lehrerautos hindurch zum Schülerparkplatz. Das war der schwierigste Teil: ins Auto zu steigen und vom Parkplatz zu fahren, ohne dass es jemand mitbekam. Die Rückseite der Schule hatte eine breite Fensterfront, doch das war Isobel egal, sie war wild entschlossen. Wenn sie erwischt wurde, dann wurde sie eben erwischt. Isobel war sich ziemlich sicher, dass sie Gwen im Notfall aus allen größeren Schwierigkeiten heraushalten konnte. Immerhin war sie eine der vier Finalisten der Schule für das nationale Stipendienprogramm. Zuerst einmal musste sie aber Varen finden und nach ihrer Begegnung mit Pinfeathers war Isobel Gwens Gesellschaft mehr als willkommen.
    Es gab nur einen Ort, wo sie nach Varen suchen konnte, und es war ihr völlig egal, dass es gegen die Regeln verstieß, das Schulgelände zu verlassen. Es kümmerte sie noch nicht einmal, dass sie in etwas mehr als einer Stunde mit dem Team vor der ganzen Schule auftreten sollte.
    Zumindest hatte sie einen Plan. Sie war sich ziemlich sicher, dass sie glimpflich davonkommen würden, wenn sie es schafften, unbemerkt wegzukommen, und erst gegen Ende der fünft Stunde zurückkamen, wenn die ganze Schule wegen des Trainingsspiels in Aufruhr war.
    Tief gebückt schlängelten sie sich durch die Fahrzeugreihen.
    »Du hättest wirklich etwas Unauffälligeres anziehen können« meckerte Gwen hinter ihr.
    »Heute findet ein Trainingsspiel statt. Ich muss das tragen!«
    Sie bewegten sich kriechend den Gehweg entlang wie zwei Krebse.
    »Das da«, sagte Gwen und zeigte auf einen alten marineblauen Cadillac. Verglichen mit den beiden Autos, die daneben parkten, sah das Teil mehr wie ein Panzer aus. Mann, das war vielleicht mal ein Fluchtauto.
    »Ist dein Vater bei der Mafia oder so?«
    »Eigentlich ist er Kieferorthopäde.«
    Gwen schlich zur Fahrer-und Isobel zur Beifahrertür und sie verharrten beide so lange geduckt, bis Gwen den Schlüssel ins Schloss gesteckt und das Auto aufgeschlossen hatte. Dann schlüpfte sie hinein und lehnte sich hinüber zur Beifahrertür, um den Knopf hochzuziehen. Isobel zog am Griff und machte einen Schritt zurück, um die Tür zu öffnen - hielt jedoch inne, als ihr Blick auf etwas im Seitenspiegel fiel.
    Da war jemand auf dem Parkplatz. Sie drehte den Kopf und sah genauer hin.
    Er thronte keine drei Meter von ihnen entfernt auf der Motorhaube eines schwarzen BMWs. Ein Junge mit blutroten Haaren, genauso angezogen wie Pinfeathers, aber es war nicht Pinfeathers. Er konnte es nicht sein. Denn diesem Jungen fehlte nicht, wie Pinfeathers, ein Teil seiner Backe. Ihm fehlte stattdessen ein ganzes Auge. Sogar aus der Ferne konnte Isobel die klaffende Lücke erkennen.
    Anscheinend hatte er bisher weder sie noch Gwen bemerkt. Er war vollauf damit beschäftigt, etwas zu essen. Sein Mund war scharlachrot vor Blut. Er hielt einen undefinierbaren blutigen grauen Klumpen in den Händen und seine scharfen roten Zähne

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