Nevermore
hineinfallen, so als ob seine Kniegelenke ihren Dienst aufgegeben hätten. Staubwolken wirbelten um ihn herum auf und machten seinen Husten noch schlimmer. Zornig starrte er Isobel an, so als ob der plötzliche Anfall irgendwie ihre Schuld wäre. »Du … hast … ihn nicht verdient.«
Isobel blieb die Luft weg. Er hatte die Wahrheit, die sie am meisten fürchtete, aus ihrem Käfig befreit.
»Isobel.« Gwen zog wieder an ihrem Arm. »Komm schon, wir müssen zurück.«
Sie stieß sich von der Ladentheke ab, riss sich von Gwen los und rannte durch die Ladentür nach draußen. Ein Schwall kalter Luft schlug ihr ins Gesicht wie ein Spritzer frisches Wasser. Sie atmete tief ein und sog so viel Sauerstoff ein, wie ihre Lungen fassen konnten.
Hinter ihr kam Gwen aus dem Laden. »Hör nicht auf ihn, er macht sich nur Sorgen, das ist alles.«
»Ich muss ihn finden. Ich muss da heute Abend hin.«
Mit feierlichem Gesichtsausdruck nickte Gwen, als wäre sie darauf schon selbst gekommen. »Mach dir keine Sorgen, wir finden ihn schon.«
Erwischt
Sie schafften es zurück ins Schulgebäude, indem sie sich durch den Kunstflügel hineinschlichen. Drinnen war das Dröhnen von Spindschlägen zu hören, das sich mit den herannahenden Trommelschlägen der Blaskapelle vereinigte, die sich auf ihren Rattenfänger-von-Hameln-Zug durch die goldblau gestreiften Flure vorbereitete. Überall stürmten Schüler aus offenen Klassenzimmertüren - die Jungs sprangen hoch, um mit der Hand den Türbogen zu berühren, weil das angeblich Glück brachte, und die Mädchen kreischten.
Gwen und Isobel mischten sich unter die Menge und gingen dann verschiedener Wege - Isobel steuerte auf die Umkleidekabinen zu und Gwen gesellte sich zu einer Gruppe, die von der östlichen Treppe herunterkam. Auf der Rückfahrt hatten sie vereinbart, dass sie sich bei dem Spiel heute Abend treffen würden. Als sie sich trennten, winkte Isobel ihrer Freundin kurz zu und fragte sich, ob Gwen wohl froh war, sie für eine Weile los zu sein.
Niemand bemerkte sie, als sie in die Umkleidekabine schlüpfte - mit Ausnahme von Nikki, die sie während des Aufwärmens neugierig beobachtete. Sie lächelte ihr versuchsweise zu und Isobel tat ihr Bestes, um das Lächeln zu erwidern, obwohl ihr die Lust auf das Trainingsspiel gründlich vergangen war. Die Vorstellung, dass sich alle versammelten, um herumzuschreien und durchzudrehen, kam ihr mit einem Mal so dämlich vor.
Draußen in der Halle hörte sie, wie die Blaskapelle eintraf. Das Rat-a-tat der Trommelschläge ging ihr durch Mark und Bein und klang in ihren Ohren mehr wie ein Begräbnismarsch als ein Schlachtruf. Das Cheerleaderteam lief geschlossen nach draußen, der Rhythmus pulsierte durch Isobels Körper und die gleißenden Lichter blendeten sie. Alle schrien und stampften mit den Füßen, als sie einliefen. Die Zuschauertribüne rasselte und quietschte. Es wurde mit Ballons gewinkt, Banner wurden geschwenkt und bemalte Gesichter lachten von den Rängen. Es war wie ein verrückter Karneval, bei dem alle die Welt um sich herum vergaßen und sich in einem glückseligen Chaos verloren. Eine Menschenmenge, die sich der Bombe nicht bewusst war, die unter den Brettern des Fußbodens versteckt lag.
Noch vor zwei Stunden wäre Isobel mit Feuereifer dabei gewesen. Nun stand sie vor den Zuschauern, klatschte mechanisch und rief gemeinsam mit ihrem Team. Mit den Augen suchte sie die Tribüne nach einer Gestalt in einem Umhang oder einem weiteren porzellangesichtigen Dämon ab.
»Ich sage Trenton, ihr sagt Hawks! Trenton!«
»Hawks!«
»Trenton!«
»Hawks!«
Die Menge tobte und die Stimmen dröhnten und riefen durstig nach Blut.
Als das Cheerleaderteam mit seiner Vorführung begann, verfolgte Varens Bild Isobel noch immer und sie hatte mehr als nur einmal Mühe, den Takt zu halten. Stevie musste ihr die ganze Zeit ihre Einsätze zuflüstern.
»Alles klar, Iz?«, fragte er besorgt, kurz bevor sie sie hochhoben.
»Ja«, antwortete sie, obwohl das alles andere als die Wahrheit war.
Absenken. Wurf. Isobel flog hoch in die Luft. Sie öffnete die Beine und machte einen Toe-Touch-Sprung. Sie wurde von vielen Armen, die einen Korb bildeten, aufgefangen und ihre Turnschuhe trafen wieder auf dem Boden unter ihr auf. Die Zuschauer jubelten. Das Team klatschte und rief in einem gleichmäßigen Rhythmus: »Los geht’s, Trenton, los geht’s!« Klatsch! Klatsch!
Irgendjemand kündigte das Footballteam an. Die Spieler
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