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Nevermore

Nevermore

Titel: Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Creagh
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sich zu fangen und zu entscheiden, ob das Hier und Jetzt einfach zu unfassbar war, um wahr zu sein.
    Sie zuckte zusammen, als die Scheinwerfer von Brads Auto das Schaufenster durchschnitten. Er riss den Wagen gewaltsam herum und fuhr mit quietschenden Reifen davon. Isobel schloss die Augen. Sie hörte, wie er vom Parkplatz fuhr und sein umgebauter Auspuff aufröhrte, bevor sich das Geräusch in der Nach verlor.
    Wie betäubt drehte sie sich langsam, um die Verwüstung um sich herum in Augenschein zu nehmen. Umgestürzte Stühle, geschmolzene Eiscreme und von Varen war noch immer nichts zu sehen.
    Sie erschauerte und es überkam sie so etwas wie Erleichterung Sie hätte ihm in diesem Moment nicht in die Augen sehen können. Sie konnte ihm nie wieder in die Augen sehen. Nicht nach all dem, was vorgefallen war.
    Instinktiv eilte Isobel zur Eingangstür.
    Die Hände auf der Klinke hielt sie inne, als ihr Blick auf das zusammengefaltete Stück Papier fiel, das Brad auf dem Korbtisch hatte liegen lassen. Plötzlich wurde ihr klar, was es war. Es war der Zettel von Varen. Der Zettel, mit dem er sie hatte warnen wollen und den sie in die Tasche ihrer Strickjacke gesteckt hatte. Die sie dann samt Zettel in Brads Auto vergessen hatte.

 
     
    Ligeia
     
    Isobel lehnte neben der Tür hinter der Theke an der Wand und wartete. Schließlich atmete sie tief durch, nahm all ihren Mut zusammen, drückte sich von der Wand ab und klopfte zweimal zaghaft gegen den Türrahmen. »Hallo?«, rief sie in die pechschwarze Dunkelheit. »Bist… bist du da hinten?«
    Keine Antwort.
    Mit zitternder Hand fasste Isobel durch den Türrahmen und tastete die Wand ab. Ihre Finger fanden einen Lichtschalter und die Neonröhren sprangen mit einem sanften Klink an.
    In dem Raum standen Regale voller Schachteln mit Eiswaffeln, Serviettenpäckchen und Kartons mit Pappbechern an von Rissen durchzogenen, in einem schrecklichen Limettengrün gestrichenen Gipswänden. Ihr Blick wanderte über einen dunkelgrauen Spind in Richtung Hinterausgang und blieb an der Tür zum Kühlraum hängen. Sie stand halb offen und durch einen schmalen Spalt drang Nebel heraus.
    Isobel betrat den Lagerraum und näherte sich langsam der Kühlraumtür. Als sie nach unten sah, entdeckte sie eine kleine Holzkiste, die jemand davorgestellt hatte, um die Tür offen zu halten.
    Sie legte die Hand auf den Riegel und zog - zu ihrer Überraschung ging die Tür leicht auf. Gewaltige Böen kalter Luft wallten ihr entgegen. Sie steckte zunächst nur den Kopf hinein und betrat den Kühlraum erst, als sie durch den Nebelschleier hindurch einen schwarzen Stiefel zu erkennen glaubte.
    »Was machst du hier drin?«, war das Erste, was ihr über die Lippen kam.
    Varen saß in einer Ecke auf einer Bank aus vakuumverpackten Eiscremekanistern.
    Isobel machte einen Schritt nach dem anderen in die Kälte hinein und war plötzlich froh darüber, dass sie den Rollkragenpullover und die lange blaue Sporthose eingepackt und nach dem Spiel übergezogen hatte. Sie ließ die Tür wieder gegen die Holzkiste fallen, zog die Schultern hoch und schlang die Arme um ihren Oberkörper.
    Sein Namensschild lag zwischen seinen Stiefeln auf dem Boden und seine Haare hingen ihm wieder einmal ins Gesicht, sodass sie seinen Gesichtsausdruck nicht sehen konnte.
    »Ich …«, begann sie und suchte nach den nächsten, nach den richtigen Worten. »Es tut mir leid«, sagte sie schließlich. Das hörte sich selbst in ihren eigenen Ohren ziemlich lahm an und sie wusste, dass es damit nicht getan war. »Ich … wusste nicht, dass sie -«
    »Ich weiß«, sagte er.
    Sie schlang die Arme fester um sich. »Ich … ich habe das Geld zurück in die -«
    »Danke.«
    Isobel presste ihre Lippen fest aufeinander und ihr Blick verfinsterte sich, als sich die Frustration in ihrer Brust zu einem Knoten zusammenballte. »Weißt du … ich versuche … ich habe gesagt, es tut mir lei-«
    »Warum?« Er blickte sie scharf an und die Wut stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Warum hast du das getan?«
    »Ich…«,stotterte sie und war wieder wie gefangen von der Macht dieser Augen. »Was meinst du damit? Ich konnte nicht einfach - »Das waren doch deine Freunde, oder?«
    »Ja, aber…« Isobel sah auf den gefrorenen Metallboden. Sie schüttelte heftig den Kopf, wenn auch eher, um seine Fragen abzuwehren, als sie zu beantworten.
    »Was denkst du denn, was du jetzt damit bewiesen hast, Cheerleaderin?« Isobel schreckte zurück, als er plötzlich

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