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Nevermore

Nevermore

Titel: Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Creagh
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aufstand. Unwillkürlich machte sie einen Schritt nach hinten.
    »N….nichts«, stotterte sie. »Es war nur … es war einfach nicht in Ordnung.«
    »Und warum sollte dich das kümmern?«, wollte er wissen und kam ihr so nahe, dass er fast über ihr stand, so nahe, dass Isobel spüren konnte,, wie seine Wut von ihm herabtropfte und über sie hinwegspülte.
    Sie hielt kurz inne, schluckte und dachte nach. Dann starrte sie zitternd vor Kälte und Nervosität zu ihm hoch. Sie hatte erwartet, dass er wütend war, das ja, aber dass er ihr gleich eine solche Kampfansage machen würde? Als sie den Mund öffnete, um zu antworteen, brachte sie kein Wort heraus. Ja, warum kümmerte es sie eigentlich?
    Sie dachte darüber nach und räusperte sich dann, während er sich schwer und drohend wie eine Gewitterwolke über ihr aufbaute. »Warum … warum kümmert es dich denn, was mit mir los ist?«
    »Wer hat gesagt, dass es das tut?«
    Sie zuckte zusammen. Da war es wieder. Sein typisches Abblocken.
    »Das hat es«,, flüsterte sie und ihr Atem stieg in einer weißen Wolke auf. Mit klappernden Zähnen öffnete sie ihre verschränkten Arme und hielt ihm mit zitternden Fingern das Stück Papier hin, das Brad auf dem Korbtisch hatte liegen lassen. »Als du mir diesen Zettel zugesteckt hast.« Sie blickte ihn an.
    Mit einem Schlag veränderte sich sein Gesichtsausdruck und Unsicherheit trat an die Stelle von Feindseligkeit. Er warf einen hastigen Blick auf den Zettel und machte einen Schritt weg von ihr. »Weil«, begann er, brachte den Satz jedoch nicht zu Ende »Ich weiß es nicht«, fügte er hinzu und drehte sich mit steifen Schultern zur Wand.
    »Woher wusstest du überhaupt davon?«, fragte sie. Sie starrte auf seinen Rücken und hoffte, dass diese Frage seinen Ärger irgendwie abmilderte. Außerdem wollte sie es wissen. »Woher wusstest du, dass sie wussten, dass ich wegen Samstag gelogen habe?«
    »Jemand -« Wieder unterbrach er sich. »Ich glaube, ich habe es einfach irgendwo gehört. Warum ist das so wichtig?«
    Es ist wichtig, dachte Isobel, während sie weiter seinen Rücken betrachtete. Weil das bedeuten würde, dass er zugehört hatte.
    »Egal«, sagte sie mit klappernden Zähnen. »Vergiss es. Können wir einfach …?« Ihr Zittern wurde schlimmer und sie wackelte mit den Knien, um ihre Durchblutung in Gang zu halten. Wie konnte er es hier drin bloß aushalten? Sie schloss ihre Augen etwas mehr als eine Sekunde lang. Als sie sie wieder öffnete, sagte sie: »Varen, können wir bitte einfach aus dem Kühlraum rausgehen?«
    Er machte eine schnelle Drehung und zeigte mit einer spontanen Nach-dir-Handbewegung zur Tür.
    Isobel zögerte nur einen Moment, weil sie sich unsicher war, ob er nachkommen würde, und schlüpfte dann nach draußen.
    Als sie wieder den Lagerraum betrat, umgab sie augenblicklich eine willkommene Wärme. Während ihre Nase wieder auftaute,blies sie warme Luft in ihre Fäuste und bog und streckte ihre Finger, um wieder ein Gefühl in ihnen zu bekommen.
    Varen kam hinter ihr aus dem Kühlraum, schob den improvisierten Türstopper mit dem Fuß zur Seite und ließ die wuchtige Tür zufallen.
    Sie wartete nicht darauf, dass er sie nach Hause schickte, und sie fragte ihn auch nicht, wo die Putzsachen waren. Stattdessen ging sie schnurstracks zu dem doppelten Waschbecken an der gegenüberliegenden Wand und bückte sich. Sie fand einen leeren Putzeimer und einen Stapel zusammengefalteter Lappen. Sie zog den Eimer heraus, richtete sich auf und drehte das warme Wasser auf. »Hast du einen Mopp?«
     
    »Wer, hast du noch mal gesagt, ist das?«, fragte Isobel, während sie mit einer Serviette einen Kaugummiklumpen von der Vitrine kratzte, der aller Wahrscheinlichkeit nach Alyssa gehört hatte. Sie sprühte Glasreiniger auf den Fleck und wischte die Scheibe mit einem Lappen ab.
    »Cemetery Sighs«, antwortete Varen und nickte mit dem Kopf im Rhythmus der dissonanten, eindringlichen Musik.
    Bevor sie angefangen hatten, das Chaos, das Isobels Freunde in der Eisdiele hinterlassen hatten, aufzuräumen, hatte Varen die Steeldrum-CD gegen eine seiner eigenen ausgetauscht. Er hatte sie aus seinem Auto geholt und auf dem Rückweg Isobels Sporttasche mit reingebracht, die Brad, ganz Gentleman, auf dem Parkplatz abgeladen hatte, bevor er davongerast war. Sie war Brad richtig dankbar dafür, denn in der Tasche befanden sich sowohl ihr Handy als auch ihre Hausschlüssel.
    »Das Lied heißt Emily Not, Not Gone «, sagte er.

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