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Nevermore

Nevermore

Titel: Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Creagh
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zu suchen. »Glaubst du wirklich nicht, dass er Verdacht schöpft?«
    »Das bezweifle ich«, sagte Varen. »Aber lies es dir auf jeden Fall gut durch.«
    Isobel nickte. Wahrscheinlich war es das Beste, den Aufsatz mehr als nur einmal durchzulesen, für den Fall, dass Swanson es sich doch anders überlegte und genau wissen wollte, welche Teile sie beigesteuert hatte. Sie öffnete Poes gesammelte Werke und legte die Hausarbeit hinein.
    »Dann macht ihr beide das Projekt also über Poe?«, fragte Stevie im Plauderton.
    Varen drehte sich um und starrte ihn an, so als hätte er Stevies Anwesenheit gerade erst bemerkt. Stevie hingegen schien in sich zusammenzusinken, sein Blick wanderte zu seinem Tablett, so als befürchtete er, dass der Augenkontakt mit Varen ihn zu Stein erstarren lassen würde.
    »Varen, das ist Stevie«, erklärte Isobel. »Er ist auch im Team.« Das hieß übersetzt so viel wie: Er ist in Ordnung . »Stevie, das ist Varen.«
    Stevie hob eine Hand.
    Varen nickte und sein rasiermesserscharfes Verhalten ebbte ab. »Ja, wir machen es über Poe.«
    »Hey, war das nicht der Typ, der seine Cousine geheiratet hat oder so?« Gwen biss kräftig in einen Granny-Smith-Apfel. Dabei beugte sie sich zur Seite und rutschte so weit in Varens Richtung, dass ihre Schulter, ungeachtet seiner ungeschriebenen Nicht-an-fassen-Regel, seine berührte.
    Es wurde schlagartig still am Tisch, mit Ausnahme von Gwens pferdeartigem Kauen dicht neben Varens linkem Ohr. Isobel presste ihre Lippen fest aufeinander, um nicht loszuprusten. Und Stevies Augenbrauen schossen in Richtung Decke.
    Varen schien ganz gut damit fertigzuwerden, dass Gwen ihm so nahe auf die Pelle rückte. Er drehte langsam den Kopf und starrte auf sie herunter, wobei er zuerst auf die Stelle blickte, an der sich ihre Schultern berührten, und dann direkt in ihre aufdringlichen Augen.
    Isobel wartete darauf, dass Gwen in ihre Bestandteile zerfiel, sich in Luft auflöste oder einfach schmolz. Stattdessen richtete sie einen Finger auf Varens Nase, es war einer der Finger, die den angebissenen Apfel festhielten.
    »Sag nicht, dass das falsch ist.« Sie drohte ihm scherzhaft mit dem Finger. »Ich weiß nämlich, dass es stimmt.«
    Varen fixierte sie immer noch, unterstrichen von ein paar langsamen, anklagenden Wimpernschlägen.
    Gwen machte ein nachdenkliches Gesicht und fügte hinzu: »Und war Poe nicht auch der, der sich ein Ohr abgeschnitten und es seiner Freundin mit der Post geschickt hat?«
    »Van Gogh«, sagte Varen in einem monotonen Tonfall, der sich so anhörte, als ob er Schmerzen hätte.
    »Ach, Van Gogh «, wiederholte Gwen, lehnte sich zurück und wedelte mit dem Apfelstrunk herum. »Edgar Allan Poe . Immer hin nah dran!«
    Der Gong kündigte das Ende der Mittagspause an.
    Stevie stand sofort auf. Als er sich mit seinem Tablett in der Hand entfernte, warf er Isobel einen eindringlichen Blick zu. Sie runzelte die Stirn und erinnerte sich an seine Warnung.
    »Was sollte das denn?«, wollte Varen wissen.
    Isobel drehte sich zu ihm um, als er aufstand. Eigentlich sollte sie es ihm erzählen. Sie sollte ihn warnen. Aber wusste er es nicht sowieso schon? Schließlich waren Drohungen von Brad nicht wirklich etwas Neues. Und hatte Varen gerade nicht schon genug andere Sorgen?
    Sie schüttelte den Kopf. »Nichts«, murmelte sie und beschloss, dass es zumindest bis morgen nach dem Projekt warten konnte. »Er wollte sich heute einfach mal hierher setzen.«
    »Also scheint die Monarchie in deiner Abwesenheit zu bröckeln«, sinnierte er.
    Das zauberte ein Lächeln auf Isobels Lippen, wenn auch ein etwas trauriges.
    »Gwen.« Varen nickte Gwen zu.
    »Euere Dunkelheitigkeit«, entgegnete sie mit einer kleinen Verbeugung.
    Varens Augen blieben auf Isobel geheftet, während er langsam rückwärtsging. Er tat es schon wieder: Er sprach mit den Augen.
    Wie gefangen, versuchte Isobel die verborgene Nachricht zu entziffern. Schließlich löste sich sein Blick von ihrem, er drehte sich um und ging zur Cafeteriatür hinaus.
    Sie schwiegen einen Moment, bis Gwen die Stille zwischen ihnen unterbrach.
    »Lass mich raten«, sagte sie. »Du überlegst gerade, ob das jetzt süß oder nervig war.« Sie machte eine Pause, als müsse sie sich eine eigene Meinung bilden. Schließlich hatte sie sich entschieden: »Es war so was von absolut süß.«
     
    Bevor die Mittagspause ganz vorbei war, ging Isobel noch schnell ins Sekretariat und rief ihre Mutter an (das Handy durfte man in der

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