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Nevermore

Nevermore

Titel: Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Creagh
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und ging strahlend in Richtung Zaun. Sein Helm baumelte in seiner Hand und seine Shoulder Pads, zusammen mit den Footballhosen, ließen ihn wie einen massigen Comic-Superschurken aussehen. Sein Grinsen wurde breiter und er winkte ihnen zu, so als ob sie alte Bekannte wären.
    »Siehst du denn nicht, dass das genau das ist, was er will?« flüsterte ihr Varen zu - sie konnte ihn über das Motorendröhnen der Busse hinweg kaum verstehen.
    Isobel sah, wie Brad aufhörte zu winken und auf Varen zeigte. Ihr ganzer Körper war angespannt. Furcht überkam sie und sie drehte sich zu Varen, der mit ebenso ausdrucksloser Miene dastand wie immer.
    Trainer Logan rief nach Brad und blies kurz in seine Pfeife. Mit auf Varen gerichtetem Finger begann Brad, sich von ihnen zu entfernen, dorthin, wo der Rest der Spieler stand und sie beobachtete.
    »Komm«, sagte Varen und ließ sie los, »lass uns verschwinden.« Er wandte sich zum Gehen.
    Isobel rührte sich nicht vom Fleck. Sie starrte Brad nach und kämpfte noch immer gegen den Drang, auf den Platz zu stürmen und mit seinem blöden Helm auf seinen Kopf einzuschlagen. Stattdessen drehte sie sich um und folgte Varen.
    Auf der mittleren Busspur hielt Isobel inne und ließ den Blick über die Busfenster schweifen. Gesichter. So viele davon waren auf sie gerichtet. Wie schön, dass euch die Vorstellung gefallen hat, dachte sie.
    Isobel wandte den Blick ab von all den Augen, die so begierig waren auf jedes Detail ihres dramatischen Lebens, und trabte los, um die dunkle Gestalt vor sich einzuholen.

 
     
    Der grüne Man
     
    Sie fuhren schweigend.
    Isobel starrte aus dem Fenster auf die vorbeifliegenden Bäume. Die Herbstfarben leuchteten fast neonartig unter dem trüben grauen Himmel. Sie fragte sich, ob es der Anschlag auf Varens Auto gewesen war, worüber Stevie Brad und Mark hatte reden hören. Sie fragte sich auch, warum die beiden nicht noch mehr angerichtet hatten - obwohl die eingeritzte Botschaft und nicht zu vergessen Brads Drohgebärde mit dem Finger den Eindruck machten, als ob das Schlimmste erst noch bevorstand.
    »Kann man es reparieren?«, brach sie schließlich das Schweigen.
    Varen zuckte mit den Schultern und sah auf die Straße. »Muss man abschleifen. Und neu lackieren.«
    »Wird es wieder genauso aussehen wie vorher?«
    »Das hoffe ich.« Es klang zweifelnd.
    Isobel sah wieder nach vorne. Sie wollte ihm sagen, dass ihr das mit seinem Auto leidtat. Sie wollte ihm sagen, dass sie sich Sorgen machte und dass sie langsam nicht mehr wusste, wozu Brad noch fähig war. Aber ihr war klar, dass Varen nicht reagieren würde. Er würde einfach gar nichts sagen und dann würde sie dasitzen und sich blöd vorkommen, weil sie den Mund aufgemacht hatte. Sosehr er sich auch von anderen Jungs unterschied, diesen dämlichen männlichen Stolz besaß er trotzdem.
    »Was hast du überhaupt an ihm gefunden?«, unterbrach Varen ihre Gedanken.
    Isobels Mund sprang wie auf Knopfdruck auf, so als ob er eine vorgefertigte Antwort zu ihrer Verteidigung vorbringen wollte. Stattdessen war alles, was sie herausbrachte: »Ich weiß es nicht.«
    Er nickte sein typisches Nicken, so als wüsste er ganz genau, wie ihr Gehirn funktionierte. So als ob er genau diese Antwort von ihr erwartet hätte. Und sie kam sich dadurch so klein und einfältig vor - es fühlte sich an, als würde er sie wieder einmal in diese kleine Schublade mit der Aufschrift Vorurteile stecken.
    »Ich könnte dich genauso gut fragen, was du an dieser Lacy gefunden hast.« Sie warf ihm einen scharfen Blick zu.
    Er lächelte.
    Sie konnte es nicht glauben. Er lächelte tatsächlich und zeigte dabei sogar seine Zähne und alles. Hatte sie ihn überhaupt jemals zuvor lächeln sehen? Nein, wurde ihr klar. Es sah so ungewohnt aus, dass sie einen Augenblick lang das Gefühl hatte, mit einem Fremden im Auto zu sitzen.
    »Was ist?«, fragte sie.
    »Du hast sie heute wirklich auf die Palme gebracht, weißt du.«
    »Na ja, hat sie denn ein Anrecht darauf, wütend zu sein?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete er und sah schlagartig ernüchtert aus. »Hat sie?«
    Sie hasste-hasste-hasste es, wenn er das tat. Wenn er ihr die Frage im Mund herumdrehte und sie mit ihren eigenen Waffen schlug. Isobel verschränkte die Arme, sah aus dem Fenster und weigerte sich, das Spiel mitzuspielen.
    Das Auto bog von der Hauptstraße ab und fuhr auf einen kleinen, von Geschäften gesäumten Parkplatz.
    Isobel reckte den Hals, um zu sehen, wo sie waren, und

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