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Nevermore

Nevermore

Titel: Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Creagh
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fern.«
    Isobel sah sich eins der steinernen Gesichter genauer an. Es unterschied sich von den anderen. Zwar hatte auch dieser grüne Mann denselben strengen und Unheil verkündenden Gesichtsausdruck wie seine Kameraden, aber in seinen großen, mandelförmigen Augen lag eher eine wortlose Herausforderung als ein abwehrender finsterer Blick. Und während alle anderen Gesichter dichte Bärte, weit offen stehende Münder und verzerrte Gesichtszüge hatten, war dieses Gesicht glatt, fast menschlich.
    Sie beschleunigten wieder und Isobel wandte den Blick ab »Ich kann einfach nicht glauben, dass du wirklich hier wohnst« sagte sie kopfschüttelnd und konnte den Neid in ihrer Stimme nicht ganz verbergen.
    Varen sagte nichts, als er vor ein riesiges Backsteinhaus fuhr, das im Vergleich zu den umliegenden Häusern fast schlicht wirkte. Er legte den Rückwärtsgang ein und fuhr in eine freie Parklücke am Straßenrand.
    Isobel starrte zu dem Haus hoch. Es hatte drei Stockwerke, das Dach lief spitz zu und darunter ragte ein kleines Vordach hervor, das ein mit Holzrauten vertäfeltes Fenster umrahmte.
    Ein kleiner Vorbau, dessen Dach auf einer Reihe weiß gestrichener Säulen ruhte, führte zur Eingangstür. Die Tür aus milchiggoldenem Buntglas schimmerte in der späten Nachmittagssonne in einem zarten, seidigen Gelb.
    Varen stellte den Motor ab und stieg aus. Isobel öffnete ebenfalls die Autotür und passte auf, dass sie die Tüte mit dem chinesischen Essen beim Aussteigen nicht umwarf. Sie beobachtete Varen über die Motorhaube hinweg, als er einen Schritt zurück machte, und stirnrunzelnd die Fahrerseite des Cougar in Augenschein nahm. Bevor sie etwas sagen konnte, ging er zum hinteren Ende des Autos, öffnete den Kofferraum und sie nahmen ihre Sachen heraus. Während sie den Bürgersteig entlanggingen, suchte Varen nach dem richtigen Schlüssel.
    »Und wo sind deine Eltern?«, fragte Isobel, als er die Haustür aufschloss.
    »Nicht zu Hause. Keine Ahnung. Sie kommen erst spät zurück. Irgendeine Auktion für wohltätige Zwecke oder so.«
    Als sie das Haus betraten, hallten ihre Schritte auf dem blankpolierten Parkett wider. Isobel reckte den Hals voller Ehrfurcht vor der unglaublich hohen Decke.
    Irgendjemand hier muss altmodische Schiffe mögen, dachte sie, als ihr Blick zuerst auf einen Schoner (vermutete sie) fiel, der auf einem langen Tisch im Flur thronte, und dann auf ein großes Gemälde, auf dem ein Segelschiff aus alten Zeiten abgebildet war, das von einer stürmischen See hin und her geworfen wurde.
    Ihre Schritte verstummten, als ihre Füße in einen tiefen goldschwarzen Teppich sanken, der sich über eine große Freitreppe zu ihrer Linken bis nach oben erstreckte.
    Rechts von ihr befand sich ein offenes Wohnzimmer mit hohen Holzschiebetüren, dessen Herzstück ein offener, mit Gas befeuerter Kamin bildete. Die Wände wurden von Regalen gesäumt, die mit farbenfrohem Schnickschnack aus Glas und noch mehr Schiffen dekoriert waren. Hohe Stehlampen mit schicken, nach Tiffany aussehenden Glasschirmen schmückten den Raum. Das sind ganz besonders die Lampen, die dem Zimmer ein Bitte-nur-mit-den-Augen-anfassen-Flair verleihen, dachte Isobel.
    »Willst du eine Cola?«, fragte Varen. Ohne eine Antwort abzuwarten, verließ er das Foyer und verschwand in einem schmalen Flur.
    »Ah, klar«, murmelte sie und wollte ihm folgen, so ganz alleine fühlte sie sich ziemlich unwohl. Doch sie blieb stehen, als sie an einem zweiten, größeren Zimmer vorbeikam. Auch dieses schien Bitte nicht berühren zu sagen, war in antikem Gold und weichen Rosatönen gehalten und verfügte über einen Parkettboden mit Intarsien, schwere Vorhänge und vornehme alte Stühle. In einer Ecke stand, wie ein untersetzter Herr in einem Smoking, ein blank poliertes schwarzes Klavier.
    Als sie den Raum betrat, fühlte Isobel sich wie in einer Zeitmaschine, die sie um mehrere Jahrhunderte zurück in die Vergangenheit katapultiert hatte. Sie ging zu dem Klavier und stellte die Essenstüte auf einem niedrigen Beistelltisch mit spindeldürren Beinen ab. Mit den Fingern strich sie über die Tasten des Instruments. Dann suchte sie sich eine irgendwo in der Mitte aus und drückte sie sanft nach unten.
    Die Note - verstimmt - erklang um sie herum. Isobel zog den Arm zurück. Dabei stieß sie mit dem Ellbogen gegen etwas in dem Regal hinter ihr. Sie fuhr herum, hob den Bilderrahmen auf - und erstarrte beim Anblick des Fotos darin. Ein blonder Junge mit

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