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Neville, Katherine - Der magische Zirkel

Titel: Neville, Katherine - Der magische Zirkel Kostenlos Bücher Online Lesen
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wird nicht gewußt haben, daß ich auch hier sein könnte.»
    «Dann wird er es jetzt erfahren», sagte ich. «Wir werden alle zusammen frühstücken und sehen, was für eine Art Feuerwerk er loslassen wird.»
    Wolfgang stieß seine Stöcke in den Schnee und legte die Hände auf meine Schultern.
    «Habe ich dir gesagt, daß du mir gefehlt hast und daß Nevada abscheulich ist?»
    «Nein, aber was ich noch fragen wollte, nachdem wir ja jetzt so gut wie verwandt sind durch die Verbindung zwischen meinem Onkel und deiner Schwester… Wofür steht das ‹K›?»
    Wolfgang lächelte noch immer, zog aber fragend eine Augenbraue hoch. «Es steht für me inen zweiten Vornamen: Kaspar. Warum interessiert dich das?»
    «Wie der kleine lustige Kaspar?» sagte ich lachend. «Nein, wie Kaspar, Melchior und Balthasar, die drei Weisen
    aus dem Morgenland, die dem Jesuskind Geschenke brachten», erklärte er mir, und dann fügte er hinzu: «Wer hat dir gesagt, daß du mich danach fragen sollst?»
    Junge, Junge! Ich war ja vielleicht große Klasse beim Verhör sinnlos Betrunkener, aber bestimmt miserabel im Umgang mit unerwarteten Fragen. Ich versuchte, ihn abzulenken.
    «Ja weißt d u, ich habe nun mal ein fotografisches Gedächtnis», sagte ich. «Ich habe in der Firma deinen Namen im Besucherbuch gesehen mit all dem Herrn Professor Doktor und so, daß du in Krems in Österreich wohnst. Wo um alles in der Welt ist Krems?» Ich plapperte drauflos in der Hoffnung, ich könnte mich unter seinem mißtrauischen Blick herauswinden.
    «Es ist dort, wohin wir uns beide am Dienstag auf die Reise machen werden», sagte er.
    Ich versuchte, mir meine Überraschung nicht anmerken zu lassen, aber in meinem Kopf machte sich plötzlich der Alkohol bemerkbar, den ich noch nicht ausgeschwitzt hatte.
    «Du meinst, nächsten Dienstag?» sagte ich, während ich das Gefühl hatte, ich würde gleich durchdrehen. Das konnte nicht sein – nicht schon wieder –, nicht jetzt, nachdem ich Sam gerade gefunden hatte und keine Möglichkeit hatte, ihn wieder zu finden, bis er mich fand. «Soll das heißen, wir fliegen übermorgen nach Österreich?»
    Wolfgang nickte, und dann sagte er mit einer gewissen Dringlichkeit: «Pastor Dart rief mich gestern in Nevada an. Er hat uns gesucht, dich und mich, und war sehr erleichtert, daß ich wußte, wo du zu erreichen warst. Unser Flugzeug nach Wien geht Montagnacht, also morgen, ab New York. Wir brauchen einen Tag bis New York. Deshalb bin ich letzte Nacht von Nevada hierhergefahren, um dich abzuholen und nach Hause zu bringen, denn wir müssen ja auch noch packen. Maxfield kann deinen Wagen später zurückbringen. Es gibt einiges zu besprechen, bevor wir abreisen. Natürlich können wir hier noch frühstücken, aber dann müssen wir los – »
    «Nun mal langsam», sagte ich und strich mir mit dem Skihandschuh über die Stirn. «Darf ich fragen, warum wir beide plötzlich nach Wien Jetten? Oder ist mir etwas entgangen?»
    «Oh, habe ich das nicht gesagt?» Er lächelte etwas verlegen. «Unsere russischen Visa wurden genehmigt. Wien ist unser erster Stopp auf dem Weg nach Leningrad.» Unseren Brunch als frostig zu beschreiben wäre untertrieben. Laf starrte mich wütend an, als ich mit Wolfgang hereinschneite und Bambi ihren Bruder umarmte. Dann traf mich im Verlauf der Mahlzeit mehrmals ein funkelnder Blick von Olivier, als er in rascher Folge erfuhr, daß a) Bambi Wolfgangs Schwester war; b) Wolfgang heute mit mir zurückfahren würde, während er meinen Wagen und den Kater aufs Auge gedrückt bekam; und c) daß Wolfgang und ich am nächsten Morgen zu einer gemeinsamen Reise in die UdSSR aufbrechen würden.
    Nur Laf taute wieder ein bißchen auf, als ich ihm sagte, unser erster Zwischenstopp sei Wien – wohin er selbst am Montag abend von San Francisco aus zurückfliegen wollte – und daß ich ihn dort besuchen würde für den Fall, es wäre zwischen uns noch etwas ungesagt geblieben. Doch bevor ich den Speisesaal verließ, nahm ich seinen Arm und zog ihn etwas beiseite.
    «Laf», sagte ich, «ich kenne deine Gefühle für Bambis Bruder. Aber nachdem ich mit ihm geschäftlich in Wien sein werde, bitte ich dich, dies eine Mal eine Ausnahme zu machen und uns beide in dein Wiener Zuhause einzuladen. Gibt es noch irgend etwas Wichtiges über unsere Familiensituation, das ich jetzt gleich erfahren müßte?»
    «Gavroche», sagte Laf mit einem Seufzer, «du hast die Augen deiner Mutter – diese eisblauen Augen, auf die

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