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Neville, Katherine - Der magische Zirkel

Titel: Neville, Katherine - Der magische Zirkel Kostenlos Bücher Online Lesen
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geheimnisvoller Schätze und heiliger Manuskripte. Und der magischste Berg in der Region ist der Mount Pamir – früher Pik Stalin, heute heißt er Pik Kommunismus – in Tadschikistan. Mit fast 7500 m ist er der höchste Berg der Sowjetunion. Die zoroastrischen Perser betrachten diesen Berg als die Hauptachse eines Kräfterasters, der heilige Punkte von Europa und dem Mittelmeer mit denen im Nahen Osten und Asien verbindet – ein Relais, von dem sie glauben, daß es nur unter den richtigen Umständen wie zum Beispiel jenen, die beim nächsten Äonenwechsel eintreten werden, aktiviert werden kann.

    Der interessanteste dieser heiligen Orte war eine Stadt, die Alexander der Große um 330 v. Chr. nahe der heutigen russisch-afghanischen Grenze gründete. Nach der Legende soll dort vor Tausenden von Jahren eine Stadt gestanden haben, die große Geheimnisse und Magie in ihren Mauern barg – die letzte der sieben Städte Salomos.»
    «König Salomo?» wiederholte Wolfgang mit merkwürdigem Tonfall. «Aber ist es möglich?» Er stand auf und trat vor die Tür unseres Kabinetts, wo er leise mit einem Bibliothekar sprach. Dann kam er zurück, schloß die mit Büchern bestückte Tür und setzte sich neben mich.
    Ich saß vornübergebeugt und schob Pandoras Papiere in dicke Bücher. Weder Wolfgang noch Dacian konnten mein Gesicht sehen. Ich wußte, daß Dacian diesen Hinweis auf Salomo nicht zufällig gemacht hatte. Ebensowenig zufällig waren Sams Anspielungen: der Salomonsknoten, den er an meinem Rückspiegel hinterlassen hatte; die Anagramme und Memos, mit denen er mich auf das Hohelied hinwies. Jede Menge Input, aber was bedeutete es? Ich kam mir vor wie ein Reaktor bei kritischer Masse. Ich saß da und versuchte, meine Kontrollstäbe einzufahren und mich auf die Verbindungen zu konzentrieren. Ich schob einen Bücherstapel vor Wolfgang hin, der mir einen weiteren reichte.
    «Es ist ein Teil der Welt, den nur wenige mit Salomo in Verbindung bringen», räumte Dacian ein. «Doch zwischen dem Industal und Afghanistan, unmittelbar südlich der Gegend, wo die verborgene Stadt liegen soll, ist ein ganzer Gebirgszug nach ihm benannt – die Sulaimanberge. Sein Thron – takht-i-Suliman – in einem hohlen Krater dort oben galt in der Antike als eine weitere Verbindungsachse zwischen Himmel und Erde.
    Bei Salomo gehen Mythos und Fakten oft ineinander über. Es heißt, er sei ein Magus gewesen, der Wasser, Erde, Wind und Feuer beherrschte; er habe die Sprache der Tiere verstanden und sich der Hilfe von Ameisen und Bienen bedient, um den Tempel von Jerusalem zu bauen; und Tauben und Hellseher hätten seine Wunderstadt der Sonne in Zentralasien geplant – eine Stadt, die Alexander der Große lange und in vielen Ländern gesucht hat. Als Bilkis, die legendäre Königin von Saba, bei Salomo zu Besuch weilte, unternahm er mit ihr auf einem fliegenden Teppich, auf dem ein Königsthron stand, eine Besichtigungstour zu den von ihm gegründeten Städten. Als die Königin zu ihrem Heimatland zurückschauen wollte, schaufelte Salomos Dschinn, sein dienstbarer Geist, die Vertiefung auf jenem Berggipfel, um den Thron dort aufzustellen, damit sie sich in Ruhe umsehen konnte. Eine 1883 in dieser Gegend durchgeführte Vermessungsexpedition berichtete von einem echten takht-i-Suliman. An derselben Stelle gab es auch einen persischen Feuertempel aus der Zeit Alexanders. Die Verbindung zur Feuerverehrung ist für unsere Geschichte von Bedeutung. Alexander und Salomo, die beide mit einem Fuß in der Geschichte, mit dem anderen in der Legende stehen, sind aber auch durch überlieferte Sagen der Hindu, Buddhisten, tantrischen Tibeter, nestorianischen Christen und sogar durch das heilige Buch des Islam, den Koran, miteinander verbunden.»
    «Salomo und Alexander werden im Koran erwähnt?» sagte ich überrascht.
    «In der Tat», antwortete Dacian. «Einer der heiligen Gegenstände, die Wolfgang so faszinieren, wurde im Koran beschrieben: ein magischer, leuchtender grüner Stein, von dem man glaubt, er sei vor Millionen vor Jahren vom Himmel gefallen. Salomo, der in die Geheimnisse der persischen Magie eingeführt war, ließ sich ein Stück davon in einen Ring fassen, den er bis zu seinem Tod getragen hat. Später suchte Alexander diesen Stein wegen der Kräfte, die er über Himmel und Erde verlieh.»
    Ich fuhr fort, lose Blätter zwischen Buchseiten zu legen, und lauschte dabei der Geschichte von dem Stein, die Dacian nun erzählte.

    Der Stein

    Er

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